Wiedersehn mit Schmetterlingen (Kraus)

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Textdaten
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Autor: Karl Kraus
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Titel: Wiedersehn mit Schmetterlingen
Untertitel:
aus: Ausgewählte Gedichte, S. 18-19
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1920
Verlag: Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff)
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scan auf Commons
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Wiedersehn mit Schmetterlingen


Wie nach den Lebensnächten
es prangt in neuen Prächten,
vom Morgenthau benetzt!
Was hebet aus den Grüften

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und letzt mit linden Lüften

auch mich zuguterletzt?

Es heilt das Herz vom Hirne
und kühlt die kranke Stirne
am jungen Tag gesund.

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Das strömt von andern Sternen

und läßt die Liebe lernen
auf einem grünen Grund.

Der Welt war ich ein Riese.
Ein Kind bin ich der Wiese.

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Nun ist’s wie dazumal.

Dort drüben hinterm Berge,
dort kämpfen feige Zwerge.
Ich spiele in dem Thal.

Hier, fern von Trug und Tadel,

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leiht Rittersporn den Adel,

mein Muth ist Löwenzahn!
[19] Die Zeit mir zu begleiten,
erzählt der Bach von Zeiten,
die hat die Zeit verthan.

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Und daß ich wieder singe,

erscheinen Schmetterlinge,
o grenzenloses Glück!
Auf einem Sonnenstrahle
die stolzen Admirale,

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sie kehren mir zurück!


War’s schwer, ihr Papilionen,
auf dieser Welt zu wohnen?
Verlort ihr diese Spur?
Zusammen hier zu rasten,

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lockt uns ein Leierkasten,

der spielt »Nur für Natur«.

Wir junggewohnten Schwärmer,
wir wurden arm und ärmer
in der papiernen Pein.

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So sagt, ihr losen Lieben,

wo wart ihr denn geblieben,
und ließet mich allein?

Der Walzer ist verflossen,
wir waren Zeitgenossen,

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bleibt doch ein Weilchen stehn!

Die Zukunft ist begraben,
die fressen schon die Raben.
Wann werden wir uns wiedersehn?