Zedler:Seinsheim, Sainsheim

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Seinsheim, Sensheim, Sinsheim

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Seinsheimer, (Andr.)

Band: 36 (1743), Spalte: 1551–1554. (Scan)

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Seinsheim, Sainsheim, ein uraltes Freyherrliches, nunmehro Gräfliches Geschlecht in Francken und Bayern, welches Bucelinus, Spenerus, Pastorius, Imhofen, u.a.m. von Conraden, einem Sohne Erckingers, Hertzogs in Alemannien, der nebst seinem Bruder, Hertzog Bertholden, wegen einiger an dem Bischoff Salomon zu Costnitz verübten Gewaltthätigkeit, 916 den Kopf hergeben müssen, herleiten. Denn nachdem derselbe seines väterlichen Hertzogthums beraubet, und von seinem Pathen Conraden, Hertzoge in Francken und Lothringen, erzogen worden, hat er auf dessen Erlaubniß an den Gräntzen des Ardenner Waldes ein Schloß, so noch heut zu Tage nebst dem Städtgen zu sehen, erbauet, und dasselbe, wie man vorgiebt, Sein Neuesheim genennet, woraus nachgehends der Nahme Seinsheim entstanden, den er so wohl als seine Nachkommen beständig geführet. Die Sache hat einige Wahrscheinlichkeit; dennoch aber scheinen nicht alle damit zufrieden zu seyn. Falckenstein berichtet uns, dieses Seinsheim sey eine alte Herrschafft gewesen, welche man auf gewisse Weise mit zu dem alten Nordgau rechnen könne, indem sie in dem Pago Ipsigau gelegen. In den alten Urkunden werde sie Zebullem genannt, woraus nachgehends Zebenheim, Sawenheim und Seinsheim geworden. Er berufft sich hierbey auf einen alten Fundations-Brief des Klosters Megingaudeshausen vom Jahr 816, in welchem dieses Zebullems oder [1552] Seinsheims Meldung geschicht. Falckensteins Nordg. Alterth. Th. II. Eckhart Comment. de reb.Franc.Orient. T.II. Allein beyde Meynungen sind wohl leichte mit einander zu vergleichen; Doch verdient diese vor jener mehr Glauben, indem Struv in dem Histor. und Politischen Archiv P.I von dieser Familie folgende Nachricht ertheilt: Die Seinsheimer sind ein uraltes Geschlecht und haben schon zur Zeit Caroli M. floriret, wie aus einer alten Grabschrift im Kloster Bürcklingen zu erweisen. Vielleicht hat man aber den Ort erneuret und verbessert, auf welche Weise die erstere Meynung eben nicht gäntzlich zu verwerffen. Doch wir halten uns hierbey nicht länger auf, sondern fangen vielmehr die Erzehlung dieses Geschlechts selber an.

Im Jahr 935 haben sich 2 Brüder, Wilhelm und Friedrich, auf dem Turnier zu Magdeburg mit befunden, deren Nachkommen auf allen Turnieren mit erschienen. Von diesem Geschlecht lebte ferner 1323 [?] Heinrich, und hatte 2 Söhne: 1) Hildebranden, von dem die Fürsten von Schwartzenberg herstammen. 2) Friedrichen, welcher den Seinsheimischen Stamm fortgepflantzet, und unter andern einen Sohn gleiches Nahmens nachgelassen. Derselbe zeugte 3 Söhne, von denen der jüngste, Eberhard, 1420 Meister des Deutschen Ordens worden, die beyden ältern aber Erckinger und Friedrich 2 besondere Linien angefangen haben.

I. Erckinger der Schwartze, stifftete die Hohenkottenheimische Linie, welche von dem ohnweit Ochsenfurt in Francken nunmehro wüste liegenden Schlosse Hohen-Kottenheim den Nahmen bekommen. Er erkauffte von Otten Vestenbergen und Wilhelm Abenspergen die Herrschafft und Schloß Schwartzenberg in Francken, die 1566 zu einer Grafschafft und letztens zu einem Fürstenthum worden. Er selbst wurde 1417 vom Kayser in den Freyherrn-Stand erhoben, und ließ Ludewigen nach sich. Derselbe florirte 1444 und hatte 2 Söhne: 1) Johannes, Domherrn zu Eichstädt. 2) Erckingern, welcher Kaysers Maximilians I Rath und Brandenburgischer Hofmarschall gewesen. Von seinen 4 Söhnen war Ludewig des Deutschen Ordens Comtur zu Coblentz; Erckinger kam in dem Kriege, welchen der Pfaltzgraf Philipp wider den Kayser führte, 1504 um; George, Kayserl. Rath, erlangte 1504 bey Absterben der Grafen von Winsberg die Erb-Cämmerer-Würde in dem Ertzstiffte Saltzburg, und verlohr in einer Schlacht wider den Churfürst Philippen zur Pfaltz sein Leben. Das Diploma von nur gedachter Würde findet man in Wurmprands Collectan. p. 82. Melchior aber, so 1521 gestorben, hinterließ unter andern George Ludewigen, Kayserl. Rath, und Feldmarschall, welcher, als der letzte von dieser Linie, 1591 mit Tode abgegangen. Und weil er von zwoen Gemahlinnen keine Erben hinterließ, so errichtete er 1589 zu Nürnberg ein Testament, nach welchem er der folgenden Wesserndorffischen Linie alle seine Güter vermachte. Von seinem Leben kann Conrad Dinner, oder wie er sich verborgen hat, Thrasybulus Lepta, nachgelesen werden. [1553]

II. Friedrich, obgedachten Erckingers Bruder, fieng die Wessendorffische Linie an, und hatte zwey Söhne, Engelharden in Wessendorff, und Philippen in Erlach.

A) Engelhard in Wessendorf, so 1462 gelebet, war ein Vater Friedrichs, dessen Sohn gleiches Nahmens Philippen und Michaelen zeugte, die aber ohne Erben abgegangen.

B) Philipp in Erlach hinterließ Sebastianen, der 1497 Würtzburgischer Rath gewesen, und Philippen gezeuget. Dieser war gleichfalls Würtzburgischer Rath, und hatte drey Söhne, Sebastianen, der 1525 gestorben, Wolffgangen, Ritter des deutschen Ordens, und Fabianen, welcher bey seinem 1536 erfolgten Tode einen einzigen Sohn, Christophen, nach sich ließ. Derselbe war ein Vater Sebastians und George Ludewigs, davon der erstere in seiner Jugend 1591 hinterlistig umgebracht, der andere aber von seinem Vetter gleiches Nahmens, der 1591 gestorben, wie bereits Meldung geschehen, unterschiedliche Herrschaften, doch nur als ein Fideicommiß, erhielt, worüber nachgehends mit den Grafen von Schwartzenberg viel Streit entstanden, und 1599 das Zeitliche gesegnete. Sein Sohn, Johann Erckinger, den er mit Annen von Lichtenstein gezeuget, kam 1619 in dem Böhmischen Kriege um, und war ein Vater Christians, welcher 1646 mit Tode abgegangen, und Friderich Ludewigen, Chur-Bayerischen Rath und Cammer-Herrn, hinterlassen. Derselbe nahm die Catholische Religion an, und traf 1655 mit dem Hause Schwartzenberg einen Vergleich, kraft dessen er demselben die in Francken gelegene Güter Marckbrait, Hohen- und Nieder-Kottenheim, Seehaus, Haundof und Amphorach abtrat, und von dem obgedachten Fideicommiß nichts als Sinchingen in Bayern behielt. Seine zwey Söhne, die ihm Anne Clare, Freyin von Tanberg, gebohren, waren 1) Maximilian Eberhard, Chur-Bayerischer Cammerherr und Pfleger zu Hengersberg, dessen Sohn, Johann Franciscus Maximilian, Graf von Seinsheim, Chur-Bayerischer Obrist-Silber-Cämmerer, Ritter des Ordens St. Georgii, und Pfleger zu Reichenberg, starb den 17 Aug. 1738 unvermählt. 2) Ferdinand Maria Franciscus, Chur-Bayerischer Cammerherr und Regiments-Rath zu Straubingen, welcher 1684 gestorben, nachdem ihm Catharine Margarethe, Johann Siegmund Schenckens von Stauffenberg Tochter, drey Söhne gebohren: 1) Maximilian Paul Maria, von dem hernach. 2) Ferdinand Vitus, Domherrn zu Regenspurg. 3) Maximilian Franciscus, Graf von Seinsheim, Chur-Bayerischen Cammerherrn und Geheimen Rath, Obrist-Hofmeister des Chur-Printzens, Hof-Raths-Präsident, und des Ritter-Ordens St. Georgii Groß-Creutze, starb zu Günching den 14 May 1737. Ranffts Nachr. II Band.

Jetztgedachter Maximilian Paul Maria, Marquard Philipp Franciscus, Chur-Bayerischer Geheimer Rath, wie auch Kayserlicher und Königlich Spanischer Geheimder Rath, Vice-Dom zu Straubingen, war 1681 gebohren, wurde 1707 in den Reichs-Grafenstand erhoben, und 1711 bey der Kayserl. Crönung zu Franckfurt zum Ritter geschlagen, starb 1724. Er hat sich erst [1554] 1706 mit Anne Philippine Marien, Melchior Friedrichs, Grafens von Schönborn, Tochter, und nach deren 1721 erfolgtem Tode mit Marie Josephe Elisabeth, einer Tochter Christoph Wilhelms, Grafens von Thürheim, und Wittwe Johann Carls, Grafens von Egg, 1723 vermählet. Die erste hat ihm 1707 Johann Franciscus Ignatzen, 1708 Adam Friedrich Augusten, und 1711 Marie Charlotte Catharinen, die andere aber 1723 Christian Johann gebohren. Seiferts Ahnen-Tafel der Grafen von Seinsheim.

Weiter ist bekannt Joseph Frantz Maria, Reichs-Graf von Seinsheim, Chur-Bayerischer Geheimder Rath, Pfleger zu Schongau, Ritter-Steurer etc. der sich im Jahr 1741 u.f. als Chur-Bayerischer Wahl-Gesandter zu Franckfurt befunden. Weiter werden Adam Friedrich Joseph Maria und Philipp Carl vom Jahr 1741 als Domicellares, jener zu Würtzburg, dieser im Stiffte Speyer angeführt. Bucelins stemmat. P.3. Spener histor.insign.lib.2.cap.35. Pastor. Francon. rediviv. p.206. Imhof. N.P.Imp.lib.5.c.10. Swed. theatr.praet. lib.4. sect.37. c.1. Franckenb. Europ.Herold. part.1.

Was das Wappen endlich dieses Gräflichen Hauses anbelanget; so führet solches einen gevierten Wappen-Schild. In dem erst- und vierten Quartier, im blauen Felde, 3 silberne und 3 blaue, oder wie einige wollen, von jeden 4 Pfähle, als das alte Seinsheimische Wapen; in dem andern und dritten einen schwartzen lauffenden und gecrönten Bock im goldenen Felde. Auf dem Schilde stehen zween Helme, wo man auf dem ersten einen wachsenden Mann im rothen Kleide, dessen Haupt mit einem Hut bedecket, der mit Silber eingefaßt; auf dem andern aber einen schwartzen gecrönten springenden Bock, wie in dem Schilde siehet. Spener loc. cit.