Übralldaß an der Elbe

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Textdaten
Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Reisebriefe eines Artisten
Untertitel: Übralldaß an der Elbe
aus: Zeitschrift „Simplicissimus“
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 7. Dezember 1925
Verlag: Albert Langen Verlag
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: „Simplicissimus“
Jg. 30, 1925, H. 36 (PDF), S. 513
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Kurzbeschreibung:
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Reisebriefe eines Artisten

Übralldaß a. d. Elbe

Übralldaß hat ein Publikum,
Das blickt so dumm, so gottlos dumm,
Daß man es prügeln müßte,
Wenn man nicht sicher wüßte,

5
Daß es ja selbst nicht weiß, warum.


Sein Horizont befindet
Sich in dem Mittelpunkt der Stadt.
Die Leute dort verbindet
Das Fehlende, das jeder hat.

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Sie sehnen nie, sie beten nie.

Sie wissen, daß sie besser sind.
Die Luft ist dort gefroren.
Und keiner – scheint’s – macht dort Pipi.
Sie rümpfen, wenn man sagt: Ein Kind

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Würde gezeugt, geboren.


Sie schlafen, wenn sie wachen,
Leben vielleicht auch umgekehrt.
Sie kauen, wenn sie lachen.
Und dort wird gottlos viel verzehrt.

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Sie sind nur Gaumen und Popo.

Zwar ist nicht jedermann dort so,
Ein paar sind ausgenommen;
Zwei sind sogar verehrungswert.

Soll einer von dort kommen,

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Der über mich sich nun beschwert.


 Joachim Ringelnatz