„Es schläft nur!“
[164] „Es schläft nur!“ (Mit Illustration S. 149.) Die tröstenden Worte aus dem Munde des Engels, der das liebliche, mitten im sorglosen Spiele mit Blumen dahingeraffte Kind in seine schützenden Arme aufnimmt, dienten dem Künstler als Motiv für seine in Lebensgröße ausgeführte Kunstschöpfung, und unser Bildchen, nach einer Photographie des Werkes, zeigt uns, welche schönheitsvolle und innige Lösung er für seine Aufgabe gefunden hat. Das Kunstwerk ist eine Verkörperung des linden, heilenden Trostes, der den wogenden Schmerz mit sanfter Hand glättet und das Auge durch Thränen hoffend lächeln läßt. Als ein Mal der Erinnerung an seinen entschlafenen Liebling hat ein Berliner Großindustrieller dasselbe bestellt und als solches hat es in seinem Palmenhause unter hohen Blattgewächsen Aufstellung gefunden.
Die Vorführung dieser Schöpfung giebt uns erwünschte Gelegenheit, unsere Leser an andere mehr oder minder bekannte Arbeiten Professor Alexander Tondeurs, geboren 1829 in Berlin, Schüler Bläsers, zu erinnern. Die in verkleinerter Nachbildung vielfach verbreiteten Figuren, vor allem diejenigen, welche die lyrische Poesie und die Kunst personifizieren, sind längst geschätzte Lieblinge unserer Salons geworden. Hervorragende Anerkennung fanden auch seine Darstellungen der Wissenschaft und Industrie, die Marmorstatue Gottfried Müllers in der Säulenhalle des alten Museums in Berlin, sein York in der Ruhmeshalle, und lebensvolle Marmorbüsten Kaiser Wilhelms und Kaiser Friedrichs, die auf den besonderen Wunsch dieser Herrscher eine Reihe von Ausführungen durch Tondeurs Hand erlebten.
Viel genannt sind ferner des Künstlers Ergänzungen zum Gigantenfries von Pergamon, jenen mächtigen Skulpturen an dem pergamenischen Altarbau im Berliner Ausstellungspark, sowie die markigen Statuen Blüchers und Bülows am Denkmal Friedrich Wilhelms III. in Köln. Endlich ist eine große Reihe fein ausgeführter Porträtbüsten aus seiner Hand hervorgegangen.