ADB:Bégue, Lambert le

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Artikel „Bègue, Lambert le“ von Joachim Joseph Vos in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 273, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%A9gue,_Lambert_le&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 10:38 Uhr UTC)
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Bègue: Lambert le B. Zu Lüttich geb. in der Mitte des 12. Jahrhunderts, in seiner Jugend Chorknabe an der St. Paulskirche dieser Stadt, nachdem Priester, erhob sich L. wider die Sünden des Klerus und der Laien. So hoch war die Sittenverderbniß gestiegen, daß der damalige Bischof von Lüttich durch den Henker öffentlich die Kirchenämter verpachten ließ. Der Priester Lambert eiferte dagegen. Er war ein echter Volksredner (es ist wahrscheinlich, daß der Name Le Bègue Familienname, und nicht Spottname – Bègue gleich stammelnd, lallend – ist), der es aber nicht bei Worten ließ. Wie die meisten Frommen seiner Zeit liebte er das asketische Leben. Er wollte ein gemeinsames Leben durch eigene Vorschriften geleitet, sah aber in dem Mönchsleben mit seinen Regeln und Gelübden das Ideal eines gottgefälligen Lebens nicht. In der Nähe von Lüttich, an dem Ufer der Maas ließ L. einige kleine Wohnungen und eine Kirche bauen, einen Friedhof anlegen und das Ganze mit einer hohen Mauer umgeben. Nachdem die Kirche am 26. März 1184 geweiht war, übergab er die Wohnungen an einige Wittwen und Jungfrauen, welche ein abgesondertes Leben führen, ohne sich dennoch für ihr ganzes Leben zu verbinden, und nicht nur der Ausübung ihrer täglichen Religionspflichten, sondern auch fleißiger Händearbeit und christlichen Liebeswerken leben wollten. Bald fand dieses Beispiel Nachfolgung. Schon vor dem Ende des 13. Jahrhunderts waren in Belgien allein sechzehn Häuser oder Höfe der Beghinen, wie diese Frauen nach dem Lambert le Bègue genannt sind. Der Lütticher Klerus sah es mit Mißvergnügen geschehen, und suchte sich an L. zu rächen. Eines Tages, während L. in der Lambertuskirche predigte, ward er durch die Schergen des Bischofes mißhandelt und ins Gefängniß geführt. Man erzählt, daß er bei dieser Gelegenheit, über solch eine Behandlung empört, die baldige Zerstörung jener Kirche prophezeit hat. Selbst im Kerker erlosch sein Eifer nicht: er übersetzte hier für die Laien die Apostelgeschichte aus dem Latein in die wallonische Sprache. Da nun wirklich 1185 die Lambertuskirche nebst vielen anderen Gebäuden, dem Klerus angehörend, das Opfer einer schrecklichen Feuersbrunst ward, wurde L. der Zauberei angeklagt. Das Volk aber widersetzte sich diesem Rechtshandel und forderte seine Freilassung: Der Papst, an dessen Hof L. sich begeben solle, werde entscheiden. Urban III. erklärte ihn nicht allein für unschuldig, sondern approbirte auch die von ihm gegründeten Frauenvereine. 1187 starb L., noch vor oder kurz nachdem er von Rom nach Lüttich zurückgekehrt war. In der von ihm gebauten Kirche ward er begraben. – Die reiche Litteratur über Lambert le B. und die Beghinen findet man bei Hallmann, Die Geschichte der belgischen Beghinen, und bei Wytsman, Des béguinages.