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ADB:Bendel, Franz

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Artikel „Bendel, Franz“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 347–348, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bendel,_Franz&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 18:46 Uhr UTC)
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Bendel: Franz B., Tonkünstler, geboren zu Schönlinde in Nordböhmen am 23. März 1833 als Sohn des dortigen gleichnamigen Volksschullehrers, von dem der talentreiche Jüngling auch den ersten musikalischen Unterricht erhielt; zu weiterer Ausbildung übergab ihn der Vater an seinen trauten Freund, den schon weithin bekannten Musikpädagogen und Clavierunterricht-Reformator Joseph Proksch, der ihn schließlich an den zu Weimar weilenden Franz Liszt empfahl. Von da aus überging B. 1848 als Musiklehrer zum Grafen Otto Westphalen (späteren preußischen Gesandten in Stockholm); 1862 nach Berlin übersiedelt, wurde B. bald vielgesuchter Clavierlehrer, erhielt auch als solcher Anstellung in der von Kullak errichteten Akademie für Tonkunst. Sein feuriges Temperament trieb ihn nebenbei zu wiederholten Virtuosenfahrten, die ihn zu Ruf brachten. Er eröffnete diese 1863 mit einem selbständigen, höchst ehrenvollen Concerte in Prag. Als Componist hatte sich B. schon 1855 hervorgethan, denn es wurde zur kirchlichen Caecilienfeier der Prager Musikbildungsanstalt von Jos. Proksch eine Messe von ihm aufgeführt, in welche dem Schüler zuliebe der Meister als Offertoriumseinlage das „Vaterunser“ als Vocalnummer vertont hatte.

Seine besondere Vorliebe für Gebirgsreisen erhielt Ausdruck in einer Reihe von Tonstücken, sogenannten Stimmungsbildern, die er zum Theil mit kurzer Inhaltserklärung begleitete, so die „Schweizer Bilder“, (op. 137); „Am Genfersee“ (op. 139); sie sind Ausdruck seines Empfindens während der Wanderung in erfrischender Alpenluft. Mehr romantisch angehaucht sind seine „Sechs [348] deutschen Märchenbilder“ (op. 136), in welchen er, wie ein fachmännisches Urtheil lautet, „unserem inneren Auge die träumerischen, seltsamen und bizarren Scenen dieser Phantasiestücke mit dramatischer Lebendigkeit vorführt“. Deutlich tritt in den Tondichtungen dieser Richtung auch die ihm von Liszt eingeflößte Vorliebe für symphonische Behandlung zu Tage. Ebenso zu eigen geworden war ihm die kraftvolle Vortragsweise als Claviervirtuose. Im eigensten Schaffen Bendel’s blieb dennoch ein Rest der bei seinem Meister Jos. Proksch empfangenen Lehren wahrnehmbar und zwar als Neigung für das Ernste und Gediegene in der Composition. Belege hierfür sind seine vier Messen, mehrere Symphonien wie eine Anzahl beliebt gewordner Lieder. Vermöge seines durch Liebenswürdigkeit gewinnenden Wesens von Gunst getragen rasch zu ehrenreicher Höhe aufgestiegen, wohl auch nahe seinem Zenith, schnitt ihm unerwartet der Tod das vollständige Erreichen ab. B. erlag zu Berlin am 3. Juli 1874 dem Typhus.

Zu den bereits namhaft gemachten Werken Bendel’s sind noch zu verzeichnen: „Souvenir d’Ischl“ (op. 105); „Souvenir d’Insbruck“ (op. 90); „Wiegenlied“, „Der kleine Fähnrich“ (op. 107); „3 Charakterstücke“ (op. 87); „Consolation“ (op. 50); „Songe d’enfant“ (op. 18); „L’Etoile du Berger“, „Promenade du matin“ (op. 118); „Serenade“ (op. 31); „Causeries amoureuses. Valse“ (op. 68); zwölf Salonstücke, sechs Opernphantasien; „Repertoire de Concert“ (op. 124). Als Nachlaßwerke erschienen: Sonate für Clavier und Violine und Trio mit Violine und Violoncell; Phantasien über böhmische Nationallieder (op. 8, 45, 47).

Meyer’s Lexikon. – A. Ehrlich, berühmte Clavierspieler der Vergangenheit und Gegenwart. Leipzig 1893. – Joseph Proksch, Biographisches Denkmal von Rudolf Müller. Reichenberg 1874. – C. F. Weitzmann, Geschichte des Clavierspiels und der Clavierlitteratur, 2. Ausgabe. Stuttgart 1879.