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ADB:Bender, Karl Friedrich

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Artikel „Bender, Karl Friedrich“ von Finger. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 322, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bender,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:44 Uhr UTC)
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Bender: Karl Friedrich B., Vorsteher einer Erziehungsanstalt für Knaben zu Weinheim an der Bergstraße, geb. 14. Dec. 1806 zu Eppelheim bei Heidelberg, † 1. Sept. 1869 zu Illenau. Er studirte Theologie in Halle und Heidelberg; trat 1829 als Mitleiter in die einige Jahre zuvor von seinem Bruder Heinrich gegründete Erziehungsanstalt zu Weinheim, übernahm dieselbe allein 1864. Die Brüder ergänzten einander sehr glücklich so, daß Heinrich mehr für äußeres Wohlbefinden und Anstelligkeit im Leben, Karl mehr für geistige und sittliche Ausbildung der Zöglinge Sorge trug. Nicht ausgezeichnet durch ausgebreitetes oder tiefes Wissen, kein Anhänger eines bestimmten pädagogischen Systems, übte K. B. aber durch praktischen Blick, kräftiges Handeln, natürliche Beredtsamkeit mächtigen Einfluß und besaß große Herrschaft über Menschen, und nicht blos über seine Zöglinge. Mit demselben praktischen Blicke verstand er auch seine Gehülfen am Erziehungswerke zu wählen, und durch sein Beispiel wußte er diese zu begeistern, so daß sie sich nicht als bezahlte Diener, sondern als Mitarbeiter an einem gemeinsamen Werke fühlten. Anordnungen gingen nicht blos von ihm und seinem Bruder aus, sondern in der Conferenz hatte jeder Lehrer seine Stimme. Den Beschlüssen der Conferenz unterwarf sich, bis zu gewissen Grenzen, B. selbst. Er sah sehr richtig ein, daß, wer mit thaten soll, dies um so lieber und besser thut, wenn er auch mit rathen darf. – Es war ein kräftiges, munteres Leben in der Anstalt. Mit dem Unterrichte wechselten Turnübungen, rüstige Spiele, freie Beschäftigungen in Stube und Garten, in den Sommerferien Reisen, an den Winterabenden Arbeiten in der (hauptsächlich von H. B. geleiteten) Werkstätte, Erzählungen der Lehrer, Vorbereitungen zu dramatischen Aufführungen. An all diesem, besonders am Turnen und Spielen, betheiligte sich B. auch noch in höheren Jahren. Als altes Mitglied der Burschenschaft aus deren besserer Zeit war B. begeistert für Freiheit und Einheit des Vaterlandes, und wo sich Gelegentheit zeigte, benutzte er diese, um auch in den Zöglingen (unter diesen waren nur wenige Ausländer) vaterländischen Sinn zu nähren; aber mit feinem Takte hielt er sie fern von dem Streite der Parteien. – Die Knaben genossen strenge Zucht, daneben aber wurden sie durch maßvolle Gewährung vernünftiger Freiheit dazu angeleitet und darin geübt, nach eigener Ueberlegung und eigenem Entschlusse zu handeln. – Im Unterrichte in der Schule, an dem auch Knaben aus der Stadt teilnahmen, wurde in den ersten Jahren, fast nach Pestalozzi’scher Weise, viel experimentirt. Als im J. 1835 in Baden höhere Bürgerschulen gegründet wurden, suchte man den Unterricht dem Plane dieser Schulen gemäß einzurichten. – Dennoch hörte man öfters den – vielleicht nicht ungegründeten – Vorwurf, es werde im Vergleich mit der Ausbildung des Körpers und der des Charakters das Lernen zu sehr vernachlässigt. Später suchte B., nicht ohne Erfolg, durch Anstellung von gründlich wissenschaftlich gebildeten Lehrern diesen Mangel abzustellen. – Geschrieben hat B. nichts (er war zu sehr Mann der That), als einige Aufsätze über die Anstalt in den Programmen derselben. Auch an diesen Aufsätzen erkennt man ganz seine naturwüchsige Frische und seinen gesunden praktischen Sinn. – Wenige Tage vor seinem Tode lähmte ein Schlaganfall seine Kraft; er wollte noch stark sein; aber die Anfälle wiederholten sich, es entwickelte sich Gehirnerweichung, und der früher so rüstige, thatkräftige Mann starb, in Geistesnacht versunken, im Irrenhause.

Finger.