ADB:Berndt, Friedrich August Gottlob
Mende’s Abgang, 1824 als ord. Professor der Geburtshülfe und Staatsarzneikunde nach Greifswald berufen wurde; hier entwickelte er eine in der That „riesenhafte“ Thätigkeit, die es ihm ermöglichte, zeitweise fast sämmtliche Hauptlehrgegenstände der ganzen Heilkunde zu vertreten und wesentliche Verbesserungen und Erweiterungen der Unterrichts-Institute herbeizuführen, während er gleichzeitig einer sehr umfangreichen ärztlichen Praxis vorstand. Nach der, wesentlich durch seine Bestrebungen herbeigeführten, Reconstruction der med. Facultät wirkte B. als klinischer Lehrer der innern Medicin und der Geburtshülfe rastlos bis zum J. 1854; im Frühling dess. J. erkrankte er an Gicht und erlag derselben am 1. Januar 1855. – B. schließt sich der großen Zahl der eklektischen Aerzte seiner Zeit an; vorwiegend dynamisch-vitalistischen Speculationen huldigend, aber mit vortrefflicher Beobachtungsgabe ausgestattet, war er aufs eifrigste bemüht, den Fortschritten der Wissenschaft auf den Gebieten der Pysiologie, pathologischen Anatomie und der klinischen Erfahrung zu folgen und dieselben wissenschaftlich und praktisch zu verwerthen. Außer geistreichen, meist klinischen und kritischen Artikeln in verschiedenen medicinischen Journalen hat B. veröffentlicht: „Das Scharlachfieber epidemisch im küstrinschen Kreise etc.“, 1820; „Bemerkungen über das Scharlachfieber etc.“, 1827; „Die allgemeinen Grundsätze der praktischen Medicin“, 3 Theile, 1825 bis 1827; „Die specielle Pathologie und Therapie etc.“, 2 Abtheil. in 4 Bänden. 1830–38; von bleibendem Werthe sind seine „Klinische Mittheilungen“, 4 Hefte. 1833. 34. 40.
Berndt: Friedrich August Gottlob B., Arzt, geb. 14. Mai 1793 in Nantikow (Neumark), erhielt seine erste medicinische Ausbildung bei einem Chirurgen in Landsberg, fand später in der med.-chirurg. Pepiniere in Berlin Aufnahme, machte als Compagnie-Chirurg den Feldzug nach Paris mit, habilitirte sich, nachdem er 1814 in Jena den medicinischen Doctorgrad erlangt hatte, 1815 in Landsberg und wurde 1816 zum Physikus des Küstriner Kreises ernannt. Seine praktischen und litterarischen Leistungen verschafften ihm einen so allgemeinen Ruf, daß B., nach- Vergl. die biographische Skizze von (seinem Sohne) A. Berndt. Greifswald 1856; ein Verzeichniß seiner Schriften findet sich eben hier S. 262, demnächst in Callisen, Lexikon II. 159, XXVI. 257 und in Engelmann, Bibl. med.-chirurg. p. 55.