Zum Inhalt springen

ADB:Bidermann, Jacob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bidermann, Jakob“ von Georg Westermayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 617–618, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bidermann,_Jacob&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:19 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bidenbach
Band 2 (1875), S. 617–618 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jakob Bidermann in der Wikipedia
Jakob Bidermann in Wikidata
GND-Nummer 118510665
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|617|618|Bidermann, Jakob|Georg Westermayer|ADB:Bidermann, Jacob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118510665}}    

Bidermann: Jakob B., neulateinischer Dichter, geb. zu Ehingen im J. 1577, † zu Rom 1639. Nachdem er zu Dillingen und Augsburg (hier unter Leitung des Matth. Rader) die Humaniora betrieben, ging er 1594 ins Jesuitennoviciat zu Landsberg, lehrte dann einige Zeit in den niederen Schulen und wurde 1606 als Professor der Rhetorik an das Gymnasium zu München versetzt, welche Stelle er zehn Jahre lang mit großem Lobe bekleidete. In diese Periode fallen die meisten seiner dramatischen Arbeiten (ludie theatrales sacri, erst nach seinem Tode 1666 veröffentlicht). Als die besten darunter galten „Belisar“ (1607), „Cenodoxus“ (1609), „Joseph Aegyptius“ (1615), „Calybita“ (1618). Sie sind rasch hingeworfen, zeugen aber von großer Bühnenkenntniß und machten [618] ungemeinen Eindruck. Er ließ dieselben durch seine talentvollsten Schüler aufführen; der bairische Hof lieh gewöhnlich die Costüme und Herzog Max. I. fand sich gerne unter den Zuschauern ein. - Im Spätherbste 1615 wurde B. von seinen Obern nach Dillingen berufen, wo er Theologie vorzutragen hatte; zu seiner Erholung beschäftigte er sich hier mit dem altdeutschen Kirchenliede und gab um 1620 ungenannt eine Sammlung solcher Lieder unter dem Titel: „Himmelglöcklein“ heraus. 1627 erschien davon die dritte Auflage „in der Academischen Truckerey bey Jacob Sermodi“. Abt Corner hat offenbar daraus geschöpft. 1624 erhielt B. einen Ruf nach Rom als Assistent seines Ordensgenerals. Er starb vom Schlage gerührt 20. Aug. 1639. An lateinischen Gedichten jeder Gattung war B. sehr fruchtbar und zeigt dabei anerkennswerthen Geschmack. 1620 erschienen von ihm zwei Bücher „Epigrammata“, 1622 ein Epos „Herodias“, 1634 „Silvulae hendecasyllaborum“, 1633 und 1638 „Heroum et heroidum epistolae“. An dem satirischen Romane „Utopia“, der das müssige Studentenleben persifflirt, einem von B. nachgelassenen Werke, beging ein gewisser Christ. Andre Hörl von Spärz bei Traunstein ein starkes Plagiat, indem er ihn unter dem Titel „Bacchusia oder Faßtnacht Land“ (München 1677) verdeutscht, als eigene Erfindung zum Besten gab.

Agricola-Kropf, Hist. prov. Soc. J. Germ. sup. tom. V. p. 453 s. Naumann’s Serapeum 1864, S. 192 und 208.