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ADB:Biedermann, Hans Jakob

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Artikel „Biedermann, Hans Jakob“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 619–620, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Biedermann,_Hans_Jakob&oldid=- (Version vom 29. Dezember 2024, 02:36 Uhr UTC)
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Biedermann: Hans Jakob, geb. 22. Nov. 1721, † 14. Dec. 1794 in Winterthur, Kaufmann, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und versah nach dem Besuch der Stadtschulen in Winterthur viele lang die Stelle eines Schreibers oder Commis in dem Handlungshause eines Namensvetters. Er brachte es durch seine Tüchtigkeit und Arbeitsamkeit bis zum Antheilhaber an dem Geschäfte, verließ dasselbe aber, als der Sohn des Hauses von Genua zurückkehrte, um dessen Leitung zu übernehmen, und gründete um das Jahr 1780 unter der Firma Hans Jakob B. eines jener Winterthurer Baumwollhäuser, die sich ebenbürtig neben die Züricher Seidenhäuser stellten und sich auf die industrielle Bevölkerung der Aebtisch-St. Gallischen Landschaften des Thurthals und der gemeinen Herrschaft des Thurgau’s stützten, wie der Stadt-Züricherische Handelsstand auf die fleißigen Hände der Züricherischen Landschaft, besonders der Anwoher des Sees, die allerdings von der Stadt zur Fabrikation erzogen worden, dafür aber auch durch Jahrhunderte bei strenger Strafe gehalten waren, ihre Fabrikate nur nach der Stadt zum Verkauf zu bringen. Den strebsamen Winterthurer Kaufleuten war es daher nicht vergönnt, mit Landesfabrikaten im engern Sinne des Worts zu handeln; sie mußten sich andere Gebiete der Handelsthätigkeit aussuchen als die von Zürich monopolisirten. So eigneten sie sich vor Allem den Handel mit roher Baumwolle an, sowol mit levantinischer, die sie aus den Seehäfen des mittelländischen Meeres, als mit brasilianischer, die sie vorzüglich aus Lissabon bezogen. – Weiter stand ihnen der Garnhandel offen und der Verkehr in Baumwolltüchern, die außerhalb der Züricherischen Gebiete gewoben waren. In allen diesen Richtungen that sich die neue Firma hervor: sie betrieb die Einfuhr der Baumwolle im Großen, die Ausfuhr von Baumwollgarn nach Frankreich und die Ausfuhr von rohen und gebleichten Baumwolltüchern nach dem Elsaß. Nach dem Tode Hans Jakobs wurde das blühende Geschäft fortgesetzt zuerst von dem in Marseille zum Kaufmann ausgebildeten Sohne, Hans Kaspar, geb. 13. Dec. 1766, † 14. Dec. 1796, dann von dem Tochtermann, Hans Heinrich B., geb. 1771, [620] † 24. Juli 1854, der sich in Bordeaux zum praktischen Kaufmann gebildet hatte. Als Napoleon die Einfuhr aller Baumwollfabrikate nach dem französischen Kaiserreich verbot, vereinigte sich das Haus H. J. B. mit Herrn Thierry-Mieg in Mühlhausen zur Gründung eines Fabrikationsgeschäfts von Baumwolltüchern in Ensisheim und einer Druckerei in Mühlhausen, – beide Geschäfte arbeiteten sich mit dem besten Erfolge rasch empor, lösten sich aber 1834 ganz von dem Winterthurer Hause. Dieses setzte seinen alten Handelsverkehr den neuen Verhältnissen entsprechend fort: an die Stelle der levantinischen und brasilianischen Baumwolle trat die nordamerikanische, an die Stelle der Ausfuhr schweizerischer Garne längere Zeit die Einfuhr englischer, neben die Ausfuhr von rohen und gebleichten Baumwolltüchern trat auch noch diejenige von bedruckten, gefärbten und bunt gewobenen, an die Stelle der europäischen, durch Prohibition immer mehr verschlossenen Absatzgebiete unserer Manufacturen traten die überseeischen Plätze von Amerika und Ostindien. Unter der Firma G. H. B. gehört die von Hans Jakob gegründete Firma jetzt noch zu den ersten Häusern des reichen Winterthur.