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ADB:Billroth, Gustav

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Artikel „Billroth, Johann Gustav Friedrich“ von Arthur Richter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 641, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Billroth,_Gustav&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:15 Uhr UTC)
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Billroth: Johann Gustav Friedrich B., Theologe und Philosoph, geb. zu Lübeck 11. Febr. 1808, † 28. März 1836. Seine Vorbildung erhielt er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, von wo er schon 1825 als primus omnium zur Universität entlassen werden konnte, und studirte dann zu Leipzig, wo besonders Keil, Wachsmuth und Richter ihn fesselten und letzterer ihm die Richtung auf die Philosophie gab. 1830 habilitirte er sich, mußte dann aber zu seinem Unterhalt vielen Unterricht geben. Daraus erwuchs 1832 seine lateinische Syntax für die oberen Klassen gelehrter Schulen, in welcher er sich bemühte, ein System der syntaktischen Gesetze aus dem Wesen der Sprache selbst zu entwickeln. Die günstige Aufnahme, welche er damit fand, veranlaßte ihn 1834 zur Abfassung seiner lateinischen Schulgrammatik, 1837, und von Fr. Ellendt 1847 neu herausgegeben. Aus seiner Leipziger Zeit stammen ferner „Beiträge zur wissenschaftlichen Kritik der herrschenden Theologie“, 1831, und die Dissertation: „De Anselmi Cant. prologio et monologio“, 1832; in den mit K. Fr. Becker 1831 herausgegebenen Chorälen aus dem 16. und 17. Jahrhundert bethätigte er eine gründliche musikalische Bildung. Auch auf dem Gebiete der Theologie erregte er durch seinen Commentar zum Korintherbrief (1833) Aufsehen, und dies gab im Sommer 1834 Anlaß zu seiner Berufung an die philosophische Facultät zu Halle. Hier blieben Männer wie Tholuck nicht ohne Einfluß auf seine theologische Richtung. Aber schon nachdem er zwei Semester gelesen hatte, setzte eine Schwindsucht, deren Keim man früher dem scheinbar kräftigen Mann nicht ansah, seiner so hoffnungsreichen Thätigkeit ein Ende. Verheirathet war er mit der jüngsten Tochter des Buchhändlers Vogel, die ihm mit der einzigen Tochter inzwischen längst im Tode gefolgt ist. – Seine hauptsächlichste wissenschaftliche Hinterlassenschaft aber sind die Vorlesungen über Religionsphilosophie, welche sein Nachfolger J. E. Erdmann 1837 und in 2. Auflage 1847 herausgab und die in weiten Kreisen bei den Vertretern verschiedener Richtungen wegen ihrer Klarheit, Schärfe und Bestimmtheit die beste Aufnahme fanden. Sie gehen von religionsphilosophischen Gedanken aus, welche zuerst Chr. H. Weiße ausgesprochen hat, enthalten eine scharfe Polemik gegen das Grundprincip der Hegel’schen Philosophie und zeigen den Widerspruch dieses Systems mit dem Christenthum auf.