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ADB:Bitter, Friedrich Wilhelm Heinrich

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Artikel „Bitter, Friedrich Wilhelm Heinrich“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 683–684, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bitter,_Friedrich_Wilhelm_Heinrich&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 12:00 Uhr UTC)
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Bitter: Friedrich Wilhelm Heinrich B., ein aus den letzten Regierungsjahren des Herzogs Karl II. von Braunschweig bekannter Günstling desselben, ist am 5. Januar 1798 zu Braunschweig geboren, † 1870, wurde [684] Schreiber bei einem dortigen Notar, ging als solcher bei der General-Kriegs-Commission im J. 1815 mit nach Belgien und Frankreich und wurde später in gleicher Eigenschaft bei der Militär-Administration und dann als Kanzlist bei der Geheimen Kanzlei in Braunschweig angestellt. Herzog Karl von Braunschweig benutzte ihn bei seinen Streitigkeiten mit seinem Vormunde, dem König Georg IV. von England, als Abschreiber verschiedener Staatsschriften und lernte B., welcher neben einnehmendem Aeußern auch eine nicht gewöhnliche Gewandheit und Geschmeidigkeit besaß, näher kennen. Schnell stieg dieser in der Gunst des Herzogs; in dem letzten Regierungsjahre desselben besaß Niemand einen so bedeutenden Einfluß bei demselben, als der am 30. October 1829 „mit dem Titel eines Kanzleidirectors begnadigte Schreiber“, durch dessen Hand mehr oder weniger die wichtigsten Regierungshandlungen gingen und der widerrechtliche Verkauf der Stifts- und Klostergüter geleitet wurde. Am Abend des 7. Septembers 1830 verließ B. mit dem Herzoge Karl Braunschweig, begleitete denselben nach England und kehrte dann nach Deutschland zurück, wo er in Frankfurt a. M. und in Wien für den Herzog diplomatische Aufträge, jedoch ohne Erfolg, auszuführen bemüht war. Seine von dem Herzoge Karl nach der Vertreibung vollzogene Erhebung in den Freiherrnstand unter dem Namen von Andlau und die Ernennung zum Legationsrathe wurde nicht anerkannt. B. blieb noch einige Jahre bei dem Herzoge, trennte sich dann aber von demselben, da er dessen Launen und stets mehr zu Tage tretende Verkehrtheiten nicht länger ertragen konnte und für seine Anhänglichkeit nur Undank erntete. Er errichtete im J. 1844 zu Clapham bei London eine Erziehungs- und Unterrichtsanstalt, welche sich Ruf erwarb, und starb in geachteten Verhältnissen zu London am 5. April 1870. – B. hatte keine wissenschaftliche Bildung, aber er war ein brauchbarer, fähiger Arbeiter und durchaus kein böswilliger Mensch. Ehe Herzog Karl ihn zu sich heranzog, genoß er allgemeine Achtung und er wurde einzig das Opfer der Gunst eines verhaßten Fürsten, er hatte dem Bösen die Hand gereicht und dieser riß ihn mit sich fort. Die Zeit, in welcher ihm die volle Gnadensonne seines Gebieters leuchtete, war zu kurz, als daß er vielen Schaden hätte anrichten können, selbst wenn er gewollt hätte. Obgleich er von manchen Schwächen und Fehlern nicht freizusprechen ist und seine Stellung ihn zu manchem falschen Schritt verleitete, so kann man ihm doch keine Unrechtfertigkeit nachweisen. Das verdammende Urtheil, welches über ihn nach dem Sturze seines Herrn gefällt wurde, hat später einem gerechteren Platz gemacht. Sein Sohn erster Ehe, Ferdinand von Andlau, ist als Hauptmann im Kumaon-Bataillon am 13. Juni 1862, 34 Jahre alt, zu Almorah in Ostindien an Fieber gestorben.