ADB:Blau, Felix Anton

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Artikel „Blau, Felix Anton“ von Emanuel Leser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 699–700, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blau,_Felix_Anton&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:22 Uhr UTC)
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Blau: Felix Anton B., unter den aufgeklärten katholischen Theologen im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts einer der fortgeschrittensten, geb. 1754 in Walldüren, damals einem Städtchen des Mainzer Erzstifts, † 23. Dec. 1798. Seine nicht unbemittelten Eltern bestimmten ihn dem geistlichen Stande, und nachdem er in dieser Absicht zu Mainz seine Studien gemacht hatte, erhielt er 1779 eine Caplanstelle in Aschaffenburg und drei Jahre später wurde ihm an der Mainzer Universität der Lehrstuhl der theoretischen Philosophie übertragen. Er vertauschte denselben bei der Erweiterung und neuen Organisation der Hochschule im November 1784 mit einer Professur in der theologischen Facultät; er las Dogmatik, später daneben über Patrologie und war zudem vorübergehend Subregens des geistlichen Seminars. In den Jahren dieser akademischen Wirksamkeit fällt auch außer mehreren kleinen Abhandlungen, die einer Reform des Cultus und der Ceremonien in der katholischen Kirche eifrig das Wort reden, Blau’s theologisches Hauptwerk, die „Kritische Geschichte der kirchlichen Unfehlbarkeit zur Beförderung einer freien Prüfung des Katholicismus“ (Frankfurt 1791). Darin wird der Anspruch, als Glaubenswahrheiten zu gelten, auf jene Lehren eingeschränkt, die in der Bibel oder in der ältesten Tradition zu finden seien, dagegen eine Reihe von der mittelalterlichen Kirche verkündeter Dogmen ausdrücklich geleugnet. Das wissenschaftliche Leben der Universität wurde unterbrochen, als die Franzosen am 21. Oct. 1792 Mainz eroberten. Blau’s milder Sinnesart entsprach es nicht, an einer Bewegung, wie sie jetzt entfesselt wurde, thätigen Antheil zu nehmen, aber sein vertrauter Freund Anton Joseph Dorsch, der bald als eine der leitenden Persönlichkeiten auftrat, riß ihn fort. Unter dem Einflusse desselben wurde er am 7. Nov. Mitglied des Clubs, nahm sogar zwölf Tage darauf eine Stelle in der provisorisch für das Erzstift und die Bisthümer Worms und Speier eingesetzten Administration an, und der März des folgenden Jahres sah ihn unter den Deputirten des rheinisch-deutschen Nationalconvents; jedoch an den Bestrebungen, die Geister des Volkes zu erregen, hat sich B. keinen Augenblick betheiligt, und wo öffentliche Aeußerungen von ihm erhalten sind, begegnen stets die gemäßigteren Ansichten in seinem Munde. Am 30. März, da Dorsch Abgesandte der Regierung nach Frankreich zurückgeleitete, verließ auch B. die Stadt, fiel aber bei Guntersblum den siegreich vordringenden Preußen in die Hände. Er wurde unter schweren Mißhandlungen nach Königstein geschleppt und in dieser Festung zwei Jahre gefangen gehalten. Als der Baseler Frieden ihm die Freiheit brachte, wandte er sich nach Paris und ward hier zu mannigfachen Geschäften, die seinen Kenntnissen entsprachen, von den Ministern gebraucht. Damals verfaßte er die „Kritik der seit der Revolution in Frankreich gemachten Religionsverordnungen“ (Straßburg 1797), worin er der vom Convent durchgeführten vollständigen Trennung von Staat und Kirche zustimmt, aber die Einrichtung eines Unterrichts in der Moral von der Regierung fordert. Nachdem durch den Frieden das linke Rheinufer Frankreich zugefallen war, wurde im Februar 1798 Blau zum Criminalrichter für das Departement Donnersberg ernannt. Im November desselben Jahres erhielt er die Stelle eines Bibliothekars der Universität Mainz, starb aber schon am 23. December; im Angesichte des Todes hatte er die Tröstungen der Kirche zu empfangen sich geweigert. Die bei dem Leichenbegängniß von seinen Freunden gehaltenen Reden, [700] die vereinigt im Druck erschienen sind, bieten für die Kenntniß seiner Lebensschicksale eine ausgiebige Quelle.

Meusel, Lex. I. 314. IX. 106. – Longner, Beiträge zur Geschichte der oberrheinischen Kirchenprovinz. Tüb. 1863. – Brück, Die nationalistischen Bestrebungen im katholischen Deutschland. Mainz 1865. S. 68 ff.