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ADB:Borchers, David

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Artikel „Borchers, David“ von August Förster in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 153–154, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Borchers,_David&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 23:35 Uhr UTC)
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Borchers: David B., geb. in Hamburg 1744, betrat das Theater 1764 und starb 1796 in Karlsruh in Schlesien nach einer abenteuerlich durchstürmten Lebensbahn. B. ist der bezeichnendste Typus des genial-liederlichen Schauspielerthums. Er besaß alle Eigenschaften, ein wirklich großer Schauspieler zu werden, empfehlendes Aeußere, ein klangvolles Organ, feurige Einbildungskraft, glänzenden Witz und hellen Verstand, und dennoch ging er unter im Strudel des Komödiantenthums, weil ihm sichere Haltung und sittliche Grundsätze fehlten. Er war Jahre lang ein gefeiertes Mitglied der Ackermann’schen Gesellschaft, schon unter der Leitung von Ackermann selbst und später unter Schröder’s Direction, und man nannte seinen Namen neben Eckhof und den andern Meistern der Hamburger Schule. Seine grenzenlose Liederlichkeit, die ihn weder seine Rollen memoriren [154] ließ, noch seinem Charakter Achtung verschaffen konnte, wurde Grund seines gänzlichen Unterganges. Er war auf der Scene von bewundernswerther Frische und Elasticität, extemporirte geistreich und witzig, und unterhielt als liebenswürdiger Gesellschafter außerhalb des Theaters die Kreise der lebelustigen Kunstfreunde durch geistreiche Einfälle und witzige Aperçüs; dabei aber war er ohne Ernst und Fleiß und vom Dämon der Spielwuth in unglaublicher Weise besessen, so daß er einst in Hamburg seine junge hübsche Frau auf eine Karte setzte und den Verlust auch zahlte, indem er Tags darauf durchging und Weib und Kinder verließ. Das Schicksal warf ihn dann durch ganz Deutschland umher. Wir finden ihn 1781 auf kurze Zeit in Wien, 1782–85 in Linz als Director eines vom Grafen Rosenberg unternommenen Theaters. Nach weiteren Wanderungen kam er endlich zum herzoglich würtembergischen Theater in Karlsruh in Schlesien, wo er 52 Jahre alt starb. Er war berühmt als Hofrath in Großmann’s „Nicht mehr als sechs Schüsseln“, auch als Hamlet wurde er neben Brockmann und Schröder gestellt.