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ADB:Brandes, Ernst

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Artikel „Brandes, Ernst“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 241–242, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brandes,_Ernst&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:12 Uhr UTC)
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Brandes: Ernst B., Sohn von Georg (s. u.), geb. zu Hannover am 3. Oct. 1758, † 13. Mai 1810. Er studirte von 1775–1778 in Göttingen die Rechte, machte in den Jahren 1780 und 1781 eine Reise durch Deutschland und Frankreich, wo er in Paris seine Hauptaufmerksamkeit dem Theater zuwendete. Während seines Aufenthaltes in London im Winter 1784–1785 machte er die Bekanntschaft von Edmund Burke, der ihn der Politik zuführte und ihm eine Stellung im englischen Ministerium als Unterstaatssecretär zugedacht hatte. Nach Hannover zurückgekehrt wurde er geheimer Kanzlei-Secretär und seit 1791 Nachfolger seines Vaters in der Besorgung der Expedition der Universität Göttingen, dann Commerzrath und 1805 geheimer Cabinetsrath. Im J. 1806 ernannte ihn die Akademie der Wissenschaften in Berlin zu ihrem Mitgliede. Unter der französischen Herrschaft wurde er Mitglied der Gouvernements-Commission. Als Geschäftsmann erwarb B. sich um die Verwaltung der hannover’schen Lande, namentlich um die Universität Göttingen, hohe Verdienste. Heeren sagt von ihm in der Biographie von Heyne: „Er war geliebt, auch gehaßt von Einzelnen, gesucht und gescheut von Vielen, geachtet von Allen, selbst denen, die ihn haßten.“ Als Schriftsteller nimmt B. eine bedeutende Stelle durch seine noch jetzt in Geltung stehenden philosophischen Schriften ein. Die vorzüglichsten seiner Schriften sind: „Ueber den gegenwärtigen Zustand der Universität Göttingen.“ 1802. „Betrachtungen über das weibliche Geschlecht und dessen Ausbildung in dem gesitteten Leben.“ 3 Thle. 1802. (Weitere Ausführung seiner bereits 1787 zu Leipzig erschienenen Schrift: „Ueber die Weiber“.) – „Betrachtungen über den Zeitgeist in Deutschland in den letzten drei Decennien des [242] vorigen Jahrhunderts.“ 1808. „Ueber das Du und Du zwischen Eltern und Kindern.“ 1809. – „Betrachtungen über Einfluß und Wirkungen des Zeitgeistes auf die höheren Stände.“ 1810. Viele Recensionen in den Göttinger gelehrten Anzeigen und anderen Zeitschriften. Wachler, Litteraturgeschichte III, 317 charakterisirt B. als umsichtig feinen Beobachter der verborgenen Richtungen der Mitwelt und zählt ihn zu den Verbesserern der deutschen Prosa.

Allg. Litter.-Zeitung, Halle 1810 Nr. 173 und Heyne, Memoria Ernesti Brandes in: Comment. reg. Societ. 1810. Vol. I.