Zum Inhalt springen

ADB:Braun, Placidus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Braun, Placidus“ von Anton von Steichele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 272–274, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Braun,_Placidus&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 04:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Braun, Philipp
Band 3 (1876), S. 272–274 (Quelle).
Placidus Braun bei Wikisource
Placidus Braun in der Wikipedia
Placidus Braun in Wikidata
GND-Nummer 128673109
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|272|274|Braun, Placidus|Anton von Steichele|ADB:Braun, Placidus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=128673109}}    

Braun: Placidus B., Litterar- und Special-Historiker, geb. 11. Febr. 1756 zu Peiting bei Schongau, † 23. Oct. 1829; Sohn eines Landmanns, kam als Singknabe in das Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg, besuchte daneben das Gymnasium der Jesuiten, dann das Lyceum daselbst, wurde im J. 1775 als Novize in das genannte Kloster aufgenommen und empfing am 18. Sept. 1779 die Priesterweihe. Anfangs vorzugsweise zur Pflege der Musik, für welche er gute Begabung zeigte, hinneigend, sah er sich durch besondere Umstände bald zur Beschäftigung mit der an Schätzen jeder Art reichen Bibliothek seines Klosters gewiesen. Von dem gelehrten Buchhändler und Schriftsteller Fr. Anton Veith zu Augsburg, dem Herausgeber der aus 13 Bändchen bestehenden Bibliotheca Augustana, geleitet und unterstützt, erwarb sich B. im Bibliothekfache in kurzer [273] Zeit eine solche Bildung und Gewandtheit, daß er nicht nur die Klosterbibliothek mit werthvollen Werken zu bereichern und in trefflicher Weise zu ordnen und zu verzeichnen verstand, sondern auch die typographischen und handschriftlichen Schätze derselben der gelehrten Welt mittels meisterhafter Beschreibungen zu erschließen wußte. Dieses geschah durch die beiden Werke: „Notitia historico-literaria de libris ab artis typographicae inventione usque ad annum 1500 impressis, in bibliotheca lib. ac imper. monasterii ad SS. Udalricum et Afram Augustae exstandtibus“, II Partt. 1788, 1789, und: „Notitia historico-literaria de codicibus manuscriptis in bibliotheca lib. ac imper. monasterii ad SS. Udalricum et Afram Augustae exstantibus“, VI Voll. 1791–1796. Das letztere Werk erfreut sich dadurch eines bleibenden Werthes, daß die Beschreibungen der Handschriften nach Umständen nicht nur von ausführlichen Inhaltsangaben und von Auszügen begleitet sind, sondern daß jedem Bande auch wichtige ungedruckte Stücke aus denselben – Briefe, Urkunden, geschichtliche Aufzeichnungen u. a. – vollständig beigegeben werden. Einige populär gehaltene hagiographische Schriften, die sich auf die heil. Afra und die Augsburger Bischöfe Sintbert und Ulrich beziehen, fallen noch in die Zeit vor der Aufhebung des Reichsstifts St. Ulrich und Afra und dem Uebergange desselben an Baiern, welcher im Jahre 1806 erfolgte. – Nach dieser Aufhebung blieb B. still und zurückgezogen, nur geschichtlichen Forschungen und Arbeiten lebend, denen er schon als Archivar seines Klosters zugeführt worden war, zu Augsburg in der Nähe der Klosterkirche, welcher er, soweit ihm möglich war, seine priesterlichen Dienste zu weihen fortfuhr. Am 3. Aug. 1808 ernannte ihn die Akademie der Wissenschaften in München zum ordentlichen auswärtigen Mitgliede in der historischen Classe. In dieser Zeit sammelte B. aus den vom Staate eingezogenen ehemals augsburgischen Stift- und Kloster-Archiven die Urkunden für das Hauptwerk seines Lebens, die „Geschichte der Bischöfe von Augsburg“, welche er von 1813–1815 zu Augsburg in vier Octav-Bänden herausgab; die von ihm meistens eigenhändig copirten Urkunden selbst – „Codex diplomaticus episcopatus Augustani“, 2 Bde. – mußten, so lange B. lebte, im Manuscripte liegen bleiben, konnten aber später theilweise für die Monumenta Boica, Bd. 33–35, verwerthet werden. Von B. selbständig redigirt sind dagegen der 22. und 23. Band der Mon. Boic., 1814 und 1815, die sämmtlichen Urkunden seines Klosters St. Ulrich und Afra enthaltend, über welches er im J. 1817 zu Augsburg eine eigene Schrift, „Geschichte der Kirche und des Stiftes der Heiligen Ulrich und Afra“ folgen ließ. Die genannte Akademie veröffentlichte in ihren Denkschriften vom J. 1822 Braun’s „Geschichte der Grafen von Dilingen und Kiburg“; er selbst gab im folgenden Jahre zu Augsburg heraus die „Historisch-topographische Beschreibung der Diöcese Augsburg“, 2 Bde., die „Geschichte aller Heiligen und Seligen der Stadt und Diöcese Augsburg“, und als letztes Werk „Die Domkirche in Augsburg und der hohe und niedere Clerus an derselben“ (1829). Außer diesen Schriften bearbeitete er die Geschichte sämmtlicher ehemaliger Stifter und Klöster der Stadt Augsburg, von welchen er jedoch nur die Geschichte des dortigen Jesuiten-Collegiums zum Drucke befördern konnte (München 1822). B. starb als bischöflich augsburgischer geistlicher Rath zu Augsburg. Er war ein stiller, anspruchsloser, milder Charakter, Freund und Pfleger der Tonkunst sein Leben lang, nicht eigentlich Geschichtschreiber, wol aber ein unermüdet fleißiger, gewissenhafter Geschichtsforscher. Seine Darstellung ist trocken und ohne Schwung, der Stil hart und nicht immer correct, die geschichtliche Anschauung und Beurtheilung oft befangen unter den Einwirkungen der Klosterzelle und einer im Leben sich abschließenden Stellung.

[274] Bair. Volksfreund, 1829, Nr. 184 ff. Augsburger Pastoral-Conferenz-Arbeiten, Bd. 1. Heft 2. Augsb. 1830, S. 203–227.