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ADB:Brüggemann, Hans

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Artikel „Brüggemann, Hans“ von Andreas Ludwig Jakob Michelsen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 404–405, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Br%C3%BCggemann,_Hans&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 21:06 Uhr UTC)
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Brüggemann: Hans B., Bildschnitzer, geb. in der Stadt Husum um 1480, gest. daselbst etwa 1540. Er lebte in dem damals sehr wohlhabenden Flecken Husum, der erst später zur Stadt erhoben worden, aber im fünfzehnten Jahrhundert der vornehmste Handelsort und Marktplatz der Nordfriesen an der Westküste des Herzogthums Schleswig war. Die Völkerschaft der Nordfriesen hat sich aber seit dem Mittelalter her und bis auf unsere Zeit durch Liebe für die Holzschnitzerei und volksthümliche Fertigkeit in dieser Kunst ausgezeichnet. Der größte unter diesen Holzschnitzern, ein Künstler in hohem Stil ist B. und hat sich unsterblichen Ruhm erworben. Ob er als Künstler daheim, oder als Genosse einer niedersächsischen Kunstschule, etwa zu Lübeck, oder nach den Niederländern sich ausbildete, das läßt sich mit genügender Sicherheit nicht sagen. Auch von dem Leben des berühmten Künstlers am Schlusse des Mittelalters und Anfange der neuen Zeit würden wir fast nichts wissen, hätte nicht einige Jahrzehnte später der gelehrte und kunstliebende Heinrich Ranzau, Statthalter in dem königlichen Antheile Schleswig-Holsteins, in seiner cimbrischen Landesbeschreibung seiner mit lebhafter Theilnahme gedacht. Aus dessen Nachrichten erfahren wir, daß unser „praestantissimus pictor et caelator Joannes Brugmannus“ seine letzten Tage in dem noch zu Husum bestehenden, wohldotirten Hospital für alte Leute verlebt habe, auch da gestorben und begraben sei. Nach der Tradition war er in seinem Alter erblindet und befand sich in sehr dürftigen Umständen. Seine Werkstätte hat, wie die locale Ueberlieferung berichtet, in Husum längere Zeit nachher noch fortbestanden. Seine größte Arbeit, welche Heinrich Ranzau schon im 16. Jahrhundert als ein stauneneswerthes Werk charakterisirt hat und Thorwaldsen das herrlichste ihm bekannte Schnitzwerk nannte, ist der jetzt in der Schleswiger Domkirche befindliche Hochaltar. Dieses großartige Kunstwerk wurde in Bordesholm, zwei Meilen südlich von Kiel gelegen, für das dortige reiche Kloster von B. mit seinen Gesellen in den Jahren 1514–1521 ausgeführt. Aber am 29. Jan. 1666 ist selbiges auf Anordnung des Herzogs Christian Albrecht zu Gottorf, dem das säcularisirte Kloster Bordesholm gehörte, in der Kathedrale seiner Residenzstadt Schleswig aufgestellt worden. Kugler in seiner Kunstgeschichte urtheilt so darüber: „Bemalung und Vergoldung sind bei B. nicht [405] anzutreffen. Die Auffassung ist derb naturalistisch, aber ungemein lebensvoll. Die Volksscenen sind mit humoristischer Laune durchgebildet, die idealeren Gestalten von solcher Richtung aus zu einer charaktervollen, selbst großartigen Kraft gesteigert. Die Compositionen sind malerisch angelegt; die Gestalten im Einzelnen jedoch zugleich mit glücklichem plastischen Sinne behandelt.“ Abbildungen des Altars und seiner einzelnen Felder hat Maler Böhndel in Schleswig veröffentlicht. Neuerdings hat Brandt in Flensburg von dem ganzen Altarblatte und den einzelnen Feldern wohlgelungene Photographien publicirt. Der Altar besteht aus drei Theilen: dem Untersatze, dem Haupttheile, der die Passionsgeschichte darstellt, und dem Theile, welcher die Darstellung des Weltgerichtes enthält. Es ist dieser große, aus Eichenholz verfertigte Altarschrein in 22 Felder eingetheilt, die herausgenommen werden können und außer vielen Nebenfiguren nicht weniger als 385 Hauptfiguren enthalten. Derselbe hat eine Höhe von 47 Fuß, eine Breite von 25 Fuß und eine Tiefe von reichlich 3 Fuß. Eine gute Beschreibung und Erklärung gab Dr. A. Sach 1865 heraus.