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ADB:Brülow, Kaspar

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Artikel „Brülow, Kaspar“ von Wilhelm Scherer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 420–421, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Br%C3%BClow,_Kaspar&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 23:35 Uhr UTC)
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Brülow: Kaspar B. (Brulovius), lateinischer Dramatiker, geb. 1585 zu Falkenberg bei Pyritz in Pommern, kam 1607 nach Straßburg, um daselbst zu studiren, wurde 1612 Lehrer am Gymnasium, 1615 zugleich Professor der Poesie an der Akademie, 1616 Poeta laureatus, 1622 Director des Gymnasiums, † 1627. Von ihm außer Schulbüchern und einem Epos „De vita rebusque gestis Martini Lutheri“, hauptsächlich Dramen von großer Bedeutung: 1612 „Andromede“, 1613 „Elias“, 1614 „Chariclia“, 1615 „Nebucadnezar“, 1616 „Julius Caesar“, 1621 „Moyses“. Alle am akademischen Theater zu Straßburg aufgeführt und alle auch (von Fröreysen, Wolckenstein, Stipitius, Gerson, Kernmann u. A.) als Textbücher ins Deutsche übersetzt. Chorgesänge am Schluß der Acte (zum Theil componirt von Thomas Walliser), sonst die Formen der modernen Bühne ohne Geschlossenheit der oft episch zerrinnenden und sorglos entworfenen Handlung, aber mit sehr geschicktem Scenenbau, bewußt angewandten Steigerungskünsten, gelegentlich schlagender Komik. B. benutzt mehrfach ältere Werke, in der Andromeda z. B. Buchanan’s Jephthe, in der Chariklea Aeg. Hunnius’ Joseph, im Nebucadnezar den Straßburger Saul (Goedeke § 172, 6), im Moses die Exodus von Balthasar Crusius: nie ohne diese Vorlagen umzugestalten und wirksamer zu machen. Er war ein ungewöhnliches dramatisches Talent. Die verschiedensten Schicksale und Affecte haben seine Phantasie bewegt und seine Rhetorik herausgefordert. Die Charaktere freilich, die er darstellt, sind nicht sehr mannigfaltig, didaktische und theologische Gesichtspunkte beschränken ihn hierin wie auch sonst. Greift er bei der Wahl seiner Stoffe ebensowol nach dem alten Testament wie nach griechischem Mythos und Roman und römischer Geschichte, so ist doch frevelhafte Auflehnung wider die Gottheit sein Hauptthema. Caesar ist ihm das Ideal eines Herrschers, neben ihm kann sich der Patriot nicht versagen, die alten Deutschen in ihrer Furchtbarkeit auf die Bühne zu bringen [421] und Cicero mit dem barritus Schrecken einzujagen. – Strobel, Hist. du gymnase protestant de Strasbourg, p. 139. Goedeke §§ 113, 75. 172, 9–11. 13. 18. Lorenz-Scherer, Gesch. des Elsasses, S. 296–300.