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ADB:Buchlerus, Johann

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Artikel „Buchlerus, Johann“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 483–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Buchlerus,_Johann&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 10:21 Uhr UTC)
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Buchlerus: Johann B. (Büchler). Ueber sein Leben ist fast nichts weiter aufzufinden, als was Jöcher über ihn beibringt. Gebürtig von Gladbach im Jülich’schen scheint er etwa zwischen 1570–1640 gelebt und gewirkt zu haben und auf dem Titel mehrerer seiner Schriften nennt er sich „Scholae Wicradanae Moderator“. Obgleich Protestant, wurde er dennoch wegen seiner trefflichen Unterrichtsmethode bei seinem Schuldienste gelassen, für jene Zeit allerdings [484] ein außerordentlicher Beweis von Achtung und Vertrauen. Er war, wie aus seinen uns erhaltenen Schriften erhellt, ein sehr großer Freund der Sprichwörter, Sentenzen und Maximen und eben so der alten wie der neueren Sprachen kundig. Seine beiden in dieser Richtung verfaßten und in wiederholten Auflagen gedruckten und noch jetzt brauchbaren Sammlungen erschienen unter dem Titel: 1. „Proverbialium sententiarum syntaxis, ex germanicis, latinis, gallicis, graecisque paroemiis concinnata.“ Coloniae 1600. 8. (Clessius 462. Weller, Annal. II. 17. 9. In Berlin.) – Coloniae 1608. 12. (Luzern: Cantonsbibl.; Augsburg.) – 1613. 12. (Heyse Bücherschatz 1897.) – Moguntiae 1614. 12. (Speyer, Lyc.-Bibl.) – Col. 1623. 12. (Joh. Phil. Krebs, Philolog. Bücherkunde II. 542.) Unter diesen ist die Kölner Edition von 1608 die reichhaltigste. Nachdem hier der Verfasser sich ausgesprochen, welch vielfachen Nutzen der Gebrauch der alten deutschen Sprüche gewähre, fährt er also fort (S. 3 f.): „Coepi, quoties vacuum mihi tempus a scholastica functione erat, Prouerbia quaedam nostri idiomatis, in quorum sensu grauitatem, gratam in verbis breuitatem, solidum in sententijs veritatem deprehendebam, amabili quadam ipsorum dulcedine illectus, quanta fieri potuit cura et diligentia annotare, in ordinemque digerere et tandem ijsdem etiam sua, quae quidem meminisse poteram, Latina subijcere. Ubi vero Latina Teutonicis respondentia in promptu non erant, ibi ipsemet, meo marte Teutonica Latinitate donaui“ . . . Die Sammlung ist eine von des Verfassers Gnomologia durchaus verschiedene und selbständige, in welcher mancher werthvolle Spruch begegnet und nur sehr selten ein in jener Sammlung, die zu gleicher Zeit mit dieser angelegt wurde, befindliches Sprichwort wiederkehrt. Auch ist deren Anzahl ungleich bedeutender und die ungebundene Rede überwiegend. Der deutsche proverbiale Inhalt beläuft sich nach Abzug der allerdings nicht wenigen Sätze, welche nichts Sprichwörtliches enthalten, auf 2196 Sprichwörter oder Redensarten, die Summe aller deutschen Mittheilungen auf 3138, wobei die altclassischen Synonyme hier und da auch mit einer kurzen lateinischen Erklärung versehen sind. Der Text, welcher sich unter 363 Loci communes von ungleicher Größe gliedert, beginnt für dieselben jederzeit mit einem deutschen Sprichworte, an welches sich dann in willkürlicher Reihe zahlreiche sinnverwandte Sprüche aus fremden Sprachen anschließen. Auch die apologischen Sprichwörter, mit den Priameln die volksmäßigsten Sprüche unserer Sprache und die Zierde jeder Sammlung, sind nicht unvertreten. 2. „Gnomologia seu memorabilium Germanicae et Gallicae linguae sententiarum descriptio“ Coloniae, Walther. 1600. 16. 1602. 12. (Heidelberg. Berlin.): 1606. 12. Moguntiae 1614. 12. (Anzeiger 1833, 14.) Colon. (Ludg. Elzevir) 1639. 12. (Rud. Solger, Bibl. Norimb. 1760. III. 446.) Unter diesen Ausgaben nehmen jene von 1602 und 1606 den ersten Rang ein. Der Inhalt der ersteren besteht zum größten Theile aus lateinischen Sentenzen römischer Dichter und einer großen Zahl leoninischer Verse mit einigen wenigen griechischen Versen untermischt, und nur der kleinere aus deutschen Sprichwörtern, welche, so wie die französischen durchgehends gereimt sind. Aber auch in dieser Form sind sie schätzbar, da sie, mit Umgehung der trivialen, meist als seltener vorkommende und öfters als gute Priameln sich darstellen. Nicht unwerth sind auch die in dem Abschnitte „Quaedam de Anno“ enthaltenen zahlreichen uralten lateinischen und französischen Kalenderverse, welche Bezug nehmen auf Feste, Jahreszeiten, Wetter, Haushaltung und dergleichen. Die der Ausgabe von 1606 angehängten Nachstücke, fast ein Drittel des Buches, sind unverändert und in derselben Ordnung jene der vorigen Ausgabe. Ein „Prognosticon perpetuum“ (S. 467 ff.), verschieden von dem des Jak. Henrichmann von 1501 (vgl. über diesen J. Franck in Herrig’s Archiv XXXIX. S. 62–63), besteht aus einer in [485] Distichen abgefaßten Spottpraktika. Die Vermehrung dieser Ausgabe erstreckt sich demnach auf den Haupttheil, dessen deutsche Sprüche auf 925 sich belaufen. Von andern Schriften Büchler’s werden erwähnt: „Thesaurus phrasium poeticarum“, 1630 und „Phrases A. Manutii“. Die beiden folgenden: „Catalogus vocum singularium et phrasium, quae vel barbare vel minus eleganter . . . efferuntur“ 1608 und: „Elegantiarum Centum et undesexaginta Regulae“ . . . 1618 enthalten durchaus nichts Proverbiales. Eine „Gnomologia aenigmatum“ (nach Gräße, Trésor I, 563), enthaltend „Proverbes en français, allemand et latin“ und gedruckt Mog. 1614. 12. existirt nicht oder ist identisch mit einer der im nämlichen Jahre erschienenen Ausgaben der Proverb. Sentent. oder Gnomologia.

Vgl. Chr. K. Nopitsch, Litter. d. Sprichwörter. Nürnb. 1833. S. 212. 215. 219. G. Duplessis, Bibliographie Parémiologique. Paris 1847. Nr. 145. Julius Zacher, Die deutschen Sprichwörtersammlungen. Leipz. 1852. S. 15–16. Hoffmann von Fallersleben, Spenden zur deutschen Litteraturgegeschichte. Leipzig 1845. S. 1–20, woselbst auch 38 deutsche gereimte Sprichwörter und Denksprüche Büchler’s abgedruckt sind.