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ADB:Burchard (Bischof von Basel)

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Artikel „Burchard, Bischof von Basel“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 554–555, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Burchard_(Bischof_von_Basel)&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 20:17 Uhr UTC)
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Burchard, Bischof von Basel, † 12. April 1107. Unter den Bischöfen von Basel zeichnete sich durch eingreifende Theilnahme an den großen Ereignissen seiner Zeit und kräftige Regierung seines Sprengels Bischof B. aus. Erster Inhaber dieses Amtes von historisch bekannter Abkunft, gehörte B. dem Dynastenhause von „Hasenburg am Blauen“ (franz. Asuel, unweit Pruntrut) an, welches, auch am südlichen Ende des Bielerseees begütert, eine zweite Hasenburg bei Vinelz (franz. Fénis) besaß. Von letzterm Orte hieß Burchards Vater Ulrich – aller Wahrscheinlichkeit nach der Ahne des späteren Grafenhauses von Neuenburg am See (Neuchâtel) und von Nidau – Graf Ulrich von Fénis. B. war Kämmerer des Erzbischofs Sigfried von Mainz, als er im Frühjahr 1072 zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Beringer von Basel berufen und geweiht wurde. Bald spielte er in dem beginnenden Streite König Heinrichs IV. mit Papst Gregor VII. eine hervorragende Rolle. Er unterschrieb nicht nur, mit Andern, das Decret der Synode von Worms vom Januar 1076, welches unter des Königs Antrieb die Absetzung Gregors aussprach, sondern ging auch mit Bischof Huzmann von Speier und Graf Eberhard von Nellenburg als königl. Gesandter nach Italien, um jenes Decret den lombardischen Bischöfen zur Mitunterzeichnung vorzulegen und dann nach Rom zu überbringen. Inzwischen wagten die Gesandten nicht, persönlich in Rom zu erscheinen, und als Gregor auf das Geschehene mit dem Banne gegen den König und dessen Anhänger antwortete und Heinrich IV. im October 1076 sich in Oppenheim den Forderungen der in Tribur versammelten Reichsfürsten unterzog, war auch B. unter den Bischöfen, die der König von seiner Seite entließ und die sich mit seinem Willen Lossprechung vom Banne und Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft durch den päpstlichen Bevollmächtigten, Bischof Altmann von Passau, erwarben. 1077 folgte B. dem Könige nach Italien, wo auch er, nach Heinrichs Unterwerfung unter Gregor in Canossa, den Friedenskuß vom Papste erhielt. Nach dem kurz darauf folgenden unwiderruflichen Bruche zwischen König und Papst trat aber auch B. wieder mit aller Entschiedenheit auf die Seite des ersteren. In Verbindung mit seinen Nachbarn, den Bischöfen Wernher (später Otto) von Straßburg und Burchard von Lausanne (aus dem B. verwandten Hause der Grafen von Oltingen), dem später Burchards Bruder, Cuno von Fénis, auf dem Stuhle von Lausanne folgte, ward nun B. ein Haupt der königlichen Partei, die während des langen das Reich entzweienden Krieges in den burgundischen Gegenden mit Glück, im Elsaß und Breisgau mit abwechselndem Erfolge, der päpstlichen Partei, dem Gegenkönig Rudolf, den Herzogen von Zähringen und den Welfen entgegentrat. Weder die Abmahnungen des Papstes (1077), noch Niederlagen gegen die Truppen Rudolfs (1077), oder den Herzog Bertold II. von Zähringen im Elsaß (1078), noch die feierliche Verfluchung durch die unter Gegenkönig Hermann in Quedlinburg versammelte Synode (Ostern 1085) konnten B. in seinen Gesinnungen irre machen. Als König Heinrich im März 1084 den Gegenpapst Clemens III. in Rom einsetzte und von demselben (31. März) die Kaiserkrone empfing, war auch B. unter des Kaisers anwesenden Räthen und blieb, mit demselben nach Deutschland zurückgekehrt, Heinrichs Sache in allen folgenden Kämpfen unerschütterlich getreu, trotz aller Bedrängniß durch die in Basels Umgebung wachsende Macht der Gegner. An den Verhandlungen der Synode zu Mainz (1085, Mai) nahm B. durch Bevollmächtigte theil, da der Kriegszustand ihm nicht gestattete, persönlich zu erscheinen; 1097 war er zum zweiten Male an des Kaisers Hoflager in Italien, in Verona und Padua; 1102 (Febr.) bei demselben in Speier. Auch gegenüber des Kaisers [555] Sohn, Heinrich V., bewahrte er jenem die Treue. Noch im letzten Schreiben, das der Kaiser an die Fürsten richtete, die sich zu Heinrich V. gewandt hatten, wenige Tage vor seinem Ende (7. Aug. 1106) nannte Heinrich IV. den Bischof B. unter den Räthen, die er um sich zu sammeln wünsche, bevor er die Forderungen seiner Gegner beantworte. Wenige Monate nachher folgte B., der nun auch seinen Frieden mit dem Papste machte, dem Kaiser im Tode nach; am 12. April 1107. – Reichlich hatte ihm Heinrich IV., in fortdauernder Gunst, seine Treue vergolten. 1080 schenkte er an B., zu Händen des Bisthums Basel, die Grafschaft Härchingen im Buchsgau; 1084 die Herrschaft Rappoltstein im Elsaß, 1095 die Abtei Pfävers. Gestützt auf den eigenen Hausbesitz, auf die Verbindung mit den gleichgesinnten burgundischen Bischöfen und Herren, auf des Kaisers Beistand und Schenkungen, hatte sich B. nicht allein unter den schwersten Kämpfen behauptet, sondern auch das Ansehen und die Bedeutung seines Bisthums erfolgreich gehoben. Burgen und Castelle erbaute er neu, oder verstärkte sie, zum Schutze der Stiftslande. Die Stadt Basel verdankte ihm die Befestigung ihres über das alte castrum hinaus beträchtlich erweiterten Umfanges mit Mauer und Graben und die Gründung ihres ersten, bald zu großem Reichthum und Bedeutung gelangten Klosters. In den Wirren der Kriegsjahre hatte der Kaiser auf Burchards Antrieb das päpstlich gesinnte Kloster von Münster in Granfelden im Jura aufgehoben und an dessen Stelle ein weltliches Chorherrenstift errichtet, worüber zwischen dem Bischofe, den Mönchen und den ihnen gewogenen Familien der einstigen Förderer und Gutthäter des Klosters vielfache Streitigkeiten sich erhoben. Theils zur Sühne hierin, theils im Wunsche, auch Basel, gleich andern bischöflichen Residenzen, mit einem Kloster geziert zu sehen, gründete nun B. 1083 vor den Thoren der Stadt das Kloster St. Alban, beschenkte es reichlich mit eigenem Gut im Elsaß, Breisgau und im Gebiete jenseits des Jura, mit zahlreichen Kirchen, u. a. derjenigen von St. Martin in Basel und St. Theodor in Klein-Basel, und mit der niedern Gerichtsbarkeit zwischen der Stadt und der Birs. Seine Gunst wandte dem Kloster auch diejenige des umliegenden Adels zu. Im J. 1105 unterstellte der Bischof die neue Stiftung, die er auch 1103 wieder beschenkt hatte, der Regel und dem Abte von Clugny. Auf Stammgut seines Hauses am Bielersee aber legte B. das Städtchen (castrum) Erlach an und brachte den Bau der Abteikirche von St. Johann daselbst zu Ende, welche sein Bruder Cuno, Bischof von Lausanne, Gründer dieses Klosters, bei seinem Tode, 1103, noch unvollendet hinterlassen hatte.

Trouillat, Monumens de l’histoire de l’ancien Evêché de Bále. – A. Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter.