ADB:Cauer, Emil

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Artikel „Cauer, Emil“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 76, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cauer,_Emil&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:44 Uhr UTC)
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Cauer: Emil C., Bildhauer, geb. zu Dresden am 29. November 1800, † zu Kreuznach am 4. August 1867, war der Sohn eines Arztes. Vierzehn Jahr alt kam er nach dem Tode seines Vaters zu seinem ältesten Bruder[WS 1], der in Charlottenburg eine Erziehungsanstalt leitete. Im 20. Lebensjahre trat er in Rauch’s Atelier und setzte daneben seine Studien auf der Akademie fort. Im Jahre 1824 trat er zu München in Haller’s Werkstätte ein, wandte sich jedoch bereits 1825 nach Bonn, wo C. den Zeichenunterricht an der Universität leitete; er modellirte damals hauptsächlich Porträtbüsten. Von der Rheinstadt ging er im Winter 1829 nach Dresden. Hier wurde ihm auf Rauch’s Empfehlung die Restauration der antiken Sculpturen des königlichen Museums übertragen; auch lieferte er hier drei Colossalstatuen für das Collegiengebäude in Schwerin (Mecklenburg), ein Grabdenkmal, einen überlebensgroßen Christuskopf, und eine Anzahl Büsten. Auf die Dauer gefiel es ihm jedoch hier nicht, er sehnte sich nach dem heitern Leben am Rhein und dazu kam noch, daß er den größten Theil seines väterlichen Vermögens verlor. Im Jahre 1832 folgte er einem Rufe nach Kreuznach, wo ihm der Zeichenunterricht am Gymnasium übertragen wurde. Anfänglich trieb C. hier mehr die Malerei, er zeichnete Skizzen und malte Studien und Bilder, doch der Anblick von Schwanthaler’s Statuetten fachte die Liebe zur Bildhauerei wieder an. Hier entstanden seine Hauptwerke: Sickingen, Hutten, Götz von Berlichingen, Karl V., Melanchthon, dann die Darstellungen aus den Märchen und Sagen Aschenbrödel, Rothkäppchen, Loreley, Roland etc., welche namentlich in Folge ihrer Anmuth sich großen Beifalls zu erfreuen hatten, ferner die vier Jahreszeiten, die Schulkinder, Bettelkind, betendes Mädchen, Statuetten aus Shakespeare, wie Shylock, Macbeth, Hamlet, Ophelia, Lear, Malvolio, Statuetten von Händel, Mozart, Beethoven und Mendelssohn. Auch religiöse Motive behandelte der Künstler: Christus die Kindlein segnend, Christus auf der Weltkugel, von musicirenden Engeln umgeben, Christus die Mühseligen und Beladenen zu sich rufend. Sehr viele dieser Werke sind durch Nachbildungen und Photographien weit verbreitet; ihre einfache Natürlichkeit und Naivität und ihre edle Formengebung rechtfertigen dies vollkommen. – C. war auch ein tüchtiger Turnlehrer.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jacob Ludwig Cauer (1792–1834), Pädagoge; Fichte-Schüler und 1818 Gründer einer Privatschule in Berlin. Die sog. Cauersche Anstalt wurde 1826 nach Charlottenburg verlegt und nach dem Tode des ersten Schulleiters vom Staat übernommen. Siehe Erich Fuchs: Fichtes Stellung zum Judentum. In: Kosmopolitismus und Nationalidee / Hammacher, Klaus [Hrsg.], Rodopi, Amsterdam 1990 (=Fichte-Studien ; Bd. 2), S. 160–177, hier 176, Google (Voransicht), ISBN 90-5183-235-4.