Zum Inhalt springen

ADB:Clüver, Philipp

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Clüver, Philipp“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 353–354, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cl%C3%BCver,_Philipp&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 20:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Clüver, Johannes
Band 4 (1876), S. 353–354 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Philipp Clüver in der Wikipedia
Philipp Clüver in Wikidata
GND-Nummer 119150867
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|353|354|Clüver, Philipp|Conrad Bursian|ADB:Clüver, Philipp}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119150867}}    

Cluverius: Philipp C. (Klüwer), der Begründer der wissenschaftlichen historischen Geographie, geb. in Danzig 1580, † in Leyden 1623. Nachdem er von seinem Vater, der die Stelle eines Münzmeisters bekleidete, in verschiedenen Wissenszweigen unterrichtet worden war und einige Zeit am Hofe des Königs von Polen zugebracht hatte, begab er sich nach Leyden, um Jura zu studiren, wandte sich aber durch den Einfluß Scaliger’s (der ohne Vorlesungen zu halten das anerkannte Haupt der Universität und der Führer und Berather der strebsamsten jungen Männer, die damals in Leyden zusammen strömten, war) bewogen bald ganz den historisch-antiquarischen und geographischen Studien zu, für welche er von Jugend auf besondere Neigung gehabt hatte. Da sein Vater, mit dieser Veränderung seiner Studien nicht einverstanden, ihm in Folge dessen seine Unterstützung entzog, wanderte er durch Deutschland nach Ungarn und Böhmen, wo er einige Jahre hindurch Kriegsdienste that; in Prag wurde er mit dem von der österreichischen Regierung gefangen gehaltenen Baron Georg Popel v. Lobkowitz bekannt und übersetzte eine von demselben verfaßte Vertheidigungsschrift ins Lateinische. Dies zog ihm nach seiner Rückkehr nach Leyden Verfolgungen von Seiten der österreichischen Regierung zu, denen er aber mit Hülfe seiner Leydener Freunde entging. Von seiner Mutter heimlich unterstützt, unternahm er nun längere Reisen nach England und Schottland, nach Frankreich, nach Italien und Sicilien, welche Länder er großentheils zu Fuß durchwanderte. Dann kehrte er nach seinem geliebten Leyden zurück, um daselbst in gelehrter Muße die auf seinen Reisen gemachten Beobachtungen in Verbindung mit den Ueberlieferungen der alten Geographen und Historiker zu seiner Darstellung der historischen Geographie der von ihm durchwanderten Länder zu verarbeiten. Die erste Probe dieser seiner Studien gab er in seinem „Commentarius de tribus Rheni alveis et ostiis item de quinque populis quondam accolis scilicet de Taxandris, Batavis, Caninefatibus, Frisiis ac Marsacis“ (1611); darauf folgte ein umfassenderes [354] Werk über die alte Geographie Deutschlands („Germaniae antiquae libri III. Adjectae sunt Vindelicia et Noricum“, Leyden 1616). Im Jahre 1616 wurde ihm der Titel eines „Geographus academicus“ mit einer Besoldung von 500 Fl. verliehen, wodurch er in eine der Stellung eines Honorarprofessors analoge freie Verbindung mit der Universität trat, die ihm jedoch keine Verpflichtung auferlegte, Vorlesungen zu halten. Seine werthvollsten Arbeiten, in welchen die Verbindung scharfer und sorgfältiger Beobachtung mit ausgebreiteter Belesenheit in den Schriften der Alten am deutlichsten hervortritt, sind die Darstellungen der alten Geographie Siciliens und Italiens in zwei Werken, von denen daß erste („Sicilia antiqua item Sardinia et Corsica“, Leyden 1619) die Inseln Sicilien, Sardinien und Corsica, das zweite, das erst nach seinem Tode erschien („Italia antiqua“, Leyden 1624), die italienische Halbinsel behandelt. Später ist noch aus seinem Nachlaß die Einleitung in die gesammte alte und neue Geographie veröffentlicht worden („Introductionis in universam geographiam tam veterem quam novam libri VI. quibus adiecta est D. Heinsii oratio in obitum Phil. Cluverii“, 1624), welche wiederholt in Deutschland mit Berichtigungen und Zusätzen von dem Gymnasialprofessor in Lüneburg, Joh. Buno (Wolfenbüttel 1661 und 1666) und von dem Rector in Wolfenbüttel, M.. Joh. Reiske (ebd. 1694), in Holland zuletzt von Bruzen de la Martinière (Amsterdam 1729) neu herausgegeben, auch ins Französische (Paris 1667) und ins Deutsche (Nürnberg 1679) übersetzt worden ist.

Vgl. Van der Aa, Biographisch Woordenboek der Nederlanden III, p. 505 s.