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ADB:Colloredo-Mannsfeld, Hieronymus Graf von

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Artikel „Colloredo-Mannsfeld, Hieronymus Graf von“ von Wilhelm Edler von Janko in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 417–419, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Colloredo-Mannsfeld,_Hieronymus_Graf_von&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 15:24 Uhr UTC)
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Colloredo-Mannsfeld: Hieronymus, Graf v. C., österreichischer Feldzeugmeister, geheimer Rath und Kämmerer, wurde am 30. März 1775 zu Wetzlar geboren. Sein überaus lebhafter Geist und kraftvoller Körper drängten ihn frühzeitig zum Kriegerstande hin, und so trat er 1792 in das Gefolge des Feldzeugmeisters Clerfayt, welcher dem in die Champagne eindringenden Herzog von Braunschweig ein Hülfscorps aus den Niederlanden zuführte. Er wohnte hier verschiedenen Actionen bei, überall Beweise seiner Tapferkeit ablegend. C. befand sich unter andern auch bei der Garnison von Condé als sich dieselbe zwar kriegsgefangen ergeben mußte, aber die Bewilligung erhielt, in das Innere der kaiserlichen Staaten abziehen zu dürfen; gegen allen Kriegsgebrauch nahm man ihn fest als Geisel für die von Dumouriez verhafteten Volkscommissäre und hielt ihn in Paris nicht nur in harter Haft, sondern bedrohte ihn auch mit dem Tode. C. wußte jedoch durch List und Entschlossenheit seine Flucht zu bewerkstelligen und kam glücklich in das Hauptquartier Clerfayt’s am Rhein. Er focht nun in dem Feldzuge 1796 und ward im selben schwer verwundet, 1798 [418] behauptete er sich auf den Höhen des Winterthurer Steiges mit beispiellosem Muthe und trug viel zur Entscheidung des Gefechtes von Klein-Schaffhausen bei. 1805 stand C., der mittlerweile zum Generalmajor avancirt, im Venetianischen und vereitelte bei Caldiero, als Commandant des linken Flügels, durch muthvolle Ausdauer den mit Wuth mehrmals wiederholten letzten Versuch des Feindes. Einstimmig ward ihm hiefür das Theresienkreuz zuerkannt. Bei dem Beginne des Feldzuges von 1809 ward er abermals dem Heere in Italien zugetheilt. Bei Fontana fredda wußte er mit seinen Truppen durch fünfstündiges unerschütterliches Aufhalten der mächtigen feindlichen Anstrengung den Bewegungen des eigenen Heeres Zeit und Möglichkeit zu verschaffen und die Schlacht so zur günstigen Entscheidung zu bringen. Sowol bei dem weiteren Vordringen der österreichischen Armee, als später bei ihrem Rückzuge, legte C. aller Orten Proben des kaltblütigsten Muthes ab. Obwol verwundet hielt er z. B. Venzone gegen den Andrang sämmtlicher feindlicher Streitkräfte durch volle 24 Stunden, wodurch der eigenen Armee der ruhige Zug über die karnischen Alpen gesichert wurde. Er erhielt hiefür das Commandeurkreuz des Theresienordens und das Feldmarschalllieutenants-Patent.

Im Feldzuge von 1813 brach C. zuerst in Sachsen ein, nahm bei Dresden trotz des erbittertsten Widerstandes die starkbefestigte und vertheidigte Schanze an der Dippoldiswaldaer Straße, wo ihm drei Pferde unter dem Leibe getödtet wurden, und führte sodann seine Division nach Kulm, woselbst er im entscheidenden Augenblicke des 30. August den Befehl des rechten Flügels der verbündeten Truppen übernahm. Nachdem er von der Strifowitzer Höhe aus das feindliche Fußvolk mit dem Bajonette zurückgetrieben hatte, warf er sich auf den Geschützpark bei Kulm, eroberte denselben und fiel sodann mit größter Raschheit in die linke Flanke der Franzosen, nahm das hartnäckig vertheidigte Dorf Arbesau und vollendete dadurch die Umzingelung und Entwaffnung des Feindes. Zum Lohne dieses Sieges wurde er außertourlich Feldzeugmeister und als solcher Commandant des ersten Armeecorps, auch erhielt er den russischen Alexander Newsky-Orden. Am 17. September hielt er mit seinem Armeecorps die früher erwähnte Strifowitzer Höhe besetzt und als Napoleon selbst durch das Nollendorfer Défilé vorrückte, warf sich C. in dessen linke Flanke, eroberte zum zweiten Male das vorher verlassene Arbesau, schritt rasch auf die Straße von Nollendorf vor und gab so einen Hauptausschlag zur Niederlage und Flucht der Feinde. Vor Leipzig bildete C. mit dem ersten Armeecorps, nebst der Division Lichtenstein und dem ganzen Reservecorps Merveldt’s den linken Flügel der Hauptarmee und diese Truppen bestanden rühmlich den heißen Kampf bei den Dörfern Dolitz, Döfen, Lößnig und Propstheida. Nach Verwundung des Prinzen von Homburg und Gefangennehmung des Feldmarschalllieutenants Merveldt fiel das Commando hier an C., der, obschon von einer Kugel auf der Brust getroffen, den Seinigen dies verbarg und seine Thätigkeit fortsetzte. Ernsthafter wurde er nach dem Rheinübergang vor Troyes 1814 am Fuße verwundet, so daß er an den weiteren Kriegesereignissen nicht mehr Antheil nehmen konnte. Nach dem Pariser Frieden wurde C. Inspector des gesammten Fußvolkes in Böhmen und nach Napoleon’s Wiedererscheinen Commandant eines selbständigen Armeecorps, mit welchem er am Oberrhein und in Burgund mehrere ruhmvolle hitzige Gefechte bestand. Nach dem Friedensschluße fungirte er als Adlatus des Commandirenden zuerst in Böhmen, später in Steiermark. Er starb an den Folgen seiner Wunden den 28. Juli 1822 zu Wien. Das Officiercorps sämmtlicher Truppen in Böhmen vereinigte sich in dem Wunsche, dem verblichenen Helden ein Denkmal zu setzen, und das ganze österreichische Heer schloß sich dem an. Fünf Jahre nach dem Ableben Colloredo’s wurde auf dem Schlachtfelde von Kulm sein Monument [419] aufgestellt, eine hohe gußeiserne Pyramide, mit der Inschrift: „Dem Feinde furchtbar, den Seinen theuer.“

Ritter v. Rittersberg, Biographien der ausgez. verstorb. und lebenden österr. Feldherren, S. 485. Oesterr. Milit. Zeitschrift, 1823. VI. Bd.