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ADB:Cramer, Johann Andreas (Metallurg)

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Artikel „Cramer, Johann Andreas“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 549–550, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cramer,_Johann_Andreas_(Metallurg)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:05 Uhr UTC)
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Cramer: Johann Andreas C., geb. 14. Dec. 1710 zu Quedlinburg, gest. 6. Dec. 1777 zu Berggieshübel bei Dresden, ein sehr kenntnißreicher Scheidekünstler und Hüttenmann, aber auch ein großer Sonderling, dessen sehr bewegte und wechselnde Schicksale hauptsächlich durch sein von allen Regeln und Gebräuchen des gewöhnlichen Lebens abweichendes Verhalten veranlaßt waren. C. studirte ursprünglich Medicin, beschäftigte sich aber dabei sehr eifrig mit Chemie und den darauf bezüglichen Versuchen und Experimenten, besonders mit Scheidung der Metalle und Herstellung von Präparaten, worin er durch seinen erstaunlichen Fleiß und große Beharrlichkeit es zu einer großen Meisterschaft brachte. Er reiste viel herum und hielt, unterstützt durch ein großes Talent der mündlichen Darstellung, vielbesuchte Vorträge über Docimasie in Leyden und Leipzig. 1743 erhielt er eine Anstellung als braunschweigischer Kammerrath in Blankenburg und wurde auch mit der Direction des Münzcollegiums betraut. Aber nicht gewohnt, in seinem Privatleben an eine bestimmte Regel sich zu halten und gewisse Formen des Standes und Berufs zu beachten, konnte [550] er auch in den amtlichen Dingen, namentlich im Rechnungswesen die nothwendige strenge Ordnung nicht handhaben; es gerieth dadurch das seiner Leitung unterstellte Collegium in solche Unordnung, daß er seine Stellung verlassen und sogar einen andern Aufenthaltsort wählen mußte. Er lebte von da an in Berggieshübel bei Dresden, woselbst er im 67. Jahre seines Lebens starb. Seine Gelehrsamkeit in naturwissenschaftlichen Dingen war groß und umfassend, ganz besonders nahm er in Bezug auf die Scheidekunst und auf die hüttenmännischen Schmelzprocesse unter seinen Zeitgenossen die hervorragendste Stellung ein. Mit seinem Werke: „Elementa artis docimaticae“, 1739, dem ein in Leyden schon 1736 erschienenes kleines Schriftchen „Docimasia“ zur Grundlage diente, und welches 1744 eine zweite Auflage, 1746 eine Uebersetzung ins Deutsche, 1758 eine solche ins Französische, 1741 eine ins Englische erlebte, brach er neue Bahn in dieser Wissenschaft; indem er sie frei von allen alchymistischen Träumereien, lediglich auf die durch genaue Beobachtungen und gründliche Versuche gewonnenen Erfahrungen aufbaute, erwarb er sich den Namen eines ersten Metallurgen seiner Zeit. Da das Werk in eine Zeit fällt, wo noch Stahl’s Phlogiston blühte und man noch keine Kenntniß von der Zusammensetzung der Luft, des Wassers und dergleichen hatte, so ist auch begreiflich, daß es auf nur schwachen Füßen steht und, jetzt völlig unbrauchbar, nur mehr historische Bedeutung besitzt. Dasselbe Werk, in seinem 1. und 2. Theil eine verbesserte und vervollständigte deutsche Ausgabe, in seinem 3. Theil erweitert durch die Darstellung der hüttenmännischen Processe im Großen erschien 1774–1777 unter dem Titel: „Anfangsgründe der Metallurgie“, blieb aber bei dem 1777 erfolgten Tod des Verfassers in seiner letzten Abtheilung unvollendet. Außerdem schrieb C. noch eine damals sehr geschätzte „Anleitung zum Forstmessen“[WS 1], 1766.

Adelung. Hirsching, Hist. litt. Handb. I. Bd. S. 315. Bouginé, Handb. der allgem. Litt. Gesch. IV. Bd. S. 56.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. richtiger Titel u.a. lt. SLUB-Katalog: „Anleitung zum Forst-Wesen“