ADB:Crusius, Wilhelm
Anton von Sachsen zum ritterschaftlichen Abgeordneten des Leipziger Kreises berufen, betheiligte er sich lebhaft an der Begründung der neuen Verfassung und blieb bis zum J. 1848 Mitglied der ersten Kammer. C. war Mitbegründer der Leipziger Hagelassecuranz im J. 1826 und vieler anderer wohlthätiger Institute, sowie der Leipzig-Dresdener Eisenbahn, in deren Interesse er im J. 1835 England und Belgien bereiste. Allen diesen Anstalten widmete er viele Jahre die größte Theilnahme. Seinen hauptsächlichsten Beruf fand er aber, sowol im öffentlichen wie im Privatleben, in dem Bestreben der Beförderung [636] der Landwirthschaft. Als Mitglied der ersten Kammer war er bemüht, die Nothwendigkeit der kräftigen Unterstützung der Landwirthschaft aus Staatsmitteln darzulegen; er wirkte ferner für Centralisation des landwirthschaftlichen Vereinswesens und war bei der Ausführung überall auf das lebhafteste betheiligt. Er führte während 27 Jahren den Vorsitz in der Leipziger ökonomischen Societät, war Vorstand des landwirthschaftlichen Bezirksvereins der Amtshauptmannschaft Borna und des Directoriums des landwirthschaftlichen Hauptvereins für das Königreich Sachsen und als letzterer im J. 1848 durch die veränderte Organisation aufgelöst wurde, berief ihn das Ministerium des Innern zum Vorsitzenden des Leipziger landwirthschaftlichen Kreisvereins und des Landesculturrathes. Letztere Function legte er aus Rücksicht auf seine Gesundheit später nieder, erstere bekleidete er dagegen bis zu seinem Tode. C. war unermüdlich in diesen seinen Aemtern und wie er in allem die Bedürfnisse der Zeit richtig ergriff, so bot er auch bereitwillig die Hand, auf dem im allgemeinen Interesse erpachteten Gute der Leipziger ökonomischen Societät zu Möckern die erste landwirthschaftliche Versuchsstation in Deutschland im J. 1831 zu begründen. Er erwarb, um die Zwecke dieser Anstalt vollständig zu erreichen, ein Haus mit einer Anzahl von Grundstücken und brachte dieser Anstalt bis an sein Lebensende die ansehnlichsten pecuniären Opfer. Auch hier wurde ihm der Vorsitz im Curatorium bis zu seinem Tode und noch auf seinem Krankenlager beschäftigte ihn das Interesse für die Sache auf das angelegentlichste. C. war ferner der erste, welcher durch Versuche die große Wichtigkeit der Fettfütterung der landwirthschaftlichen Hufthiere nachwies. Wie an der sächsischen, so betheiligte er sich auch an den Bestrebungen der gesammten deutschen Landwirthschaft auf das lebhafteste. Er war eifriger Theilnehmer an der Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe, zweiter Vorstand der Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Altenburg und ihm ist die Gründung des Thaerdenkmals in Leipzig zu verdanken. Als Bewirthschafter seiner Güter war er stets bestrebt, den Bedürfnissen der Zeit gerecht zu werden. Schon frühzeitig führte er die Fruchtwechselwirthschaft ein; ferner war er der erste, welcher den Raps in seiner Gegend zur Anerkennung brachte und ihn drillte; er führte wiederholt edle Rindviehstämme aus der Schweiz, dem Allgäu und Vorarlberg ein, verpflanzte die edlen englischen Schweineracen nach Sachsen und scheute hierbei kein Opfer. Auch zweckmäßige Maschinen und Geräthe führte er in großer Zahl bei sich ein und dadurch wurden seine Güter weithin bekannt und es verbreiteten sich von ihnen aus viele Verbesserungen überall hin (Leipziger Zeitung 1858). Auch als Schriftsteller trat C. auf. Außer vielen Aufsätzen in landwirthschaftlichen Zeitschriften gab er bei Gelegenheit der Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Altenburg eine „Beschreibung der Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf“ heraus; und beförderte die „Agriculturchemischen und Fütterungsversuche der Versuchsstation zu Möckern“, 8 Hefte, 1853–57, zum Druck.
Crusius: Wilhelm C., Besitzer der Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf im Königreich Sachsen, geb. 19. Juni 1790 in Leipzig, † daselbst 26. Aug. 1858. Sein Vater, der Buchhändler Siegfried Leberecht C., ließ ihm die Vorbildung bis zur Universität im Hause geben; seine juristische Ausbildung, welche er mit der Erwerbung der Doctorwürde beschloß, erlangte er in Leipzig. Im J. 1813 überließ ihm sein Vater das Rittergut Rüdigsdorf; nach dessen Tode im J. 1826 wurde er auch mit dem Rittergute Sahlis belehnt. Von dem König