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ADB:Delius, Nicolaus

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Artikel „Delius, Nikolaus“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 653, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Delius,_Nicolaus&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 11:35 Uhr UTC)
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Delius: Nikolaus D., einer der bedeutendsten Shakespeare-Kritiker, wurde am 19. September 1813 in Bremen als der Sohn eines Kaufmanns geboren, besuchte das dortige Gymnasium und widmete sich dann auf den Universitäten in Bonn und Berlin sprachwissenschaftlichen Studien. Nachdem er 1838 in Bonn den Doctorgrad erworben und dort seine erste wissenschaftliche Arbeit „Radices pracriticae“ (1839) veröffentlicht hatte, die einen Anhang zu Lassen’s grammatischem Werk über die Prâkritmundart bildet, kehrte er nach Bremen zurück, und hielt sich dann zu wissenschaftlichen Zwecken in England und Frankreich auf, worauf er sich 1841 in Berlin als Docent habilitirte. Nachdem er 1844–45 Mitredacteur der „Weser-Zeitung“ gewesen war, ging er 1846 als Privatdocent nach Bonn, wo er in der ersten Zeit über Sanskrit, dann aber über romanische und besonders über englische Litteratur las und schließlich das Studium der Werke Shakespeare’s zu seiner Lebensaufgabe machte. Man darf wohl behaupten, daß er durch seine Arbeiten die Kritik und Erklärung der Werke des englischen Dichters in ganz neue Bahnen gelenkt hat. Neben seiner großen kritischen Ausgabe der „Werke“ Shakespeare’s (VII, 1853–61; mit Nachträgen 1865; 5. Ausg. II, 1882) und zahlreichen kleineren Arbeiten in Zeitschriften sind zu nennen: „Macbeth“ (mit Varianten, Anmerkungen und Uebersetzung, 1841); „Die Tieck’sche Shakspere-Kritik“ (1846); „Der Mythus von William Shakspere“ (1851); „Shakspere-Lexikon“ (1852); „Ueber das englische Theaterwesen zu Shakspere’s Zeit“ (1853); „Pseudo-Shakspere’sche Dramen“ (II, 1856–74); „Collier’s alte handschriftliche Emendationen zum Shakspere gewürdigt“ (1853), worin er als der erste Deutsche die Irrthümer des Engländers J. Payne Collier aufdeckte, und endlich seine „Abhandlungen zu Shakspere“ (II, 1878–87), eine Sammlung seiner, besonders im „Jahrbuch der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft“ veröffentlichten Beiträge. Seine Studien zur Kunde der romanischen Litteratur des Mittelalters hat er kundgegeben in der Ausgabe von Wace’s altfranzösischer Dichtung „Saint Nicholas“ (1850), in den „Provençalischen Liedern“ (1853) und in der Schrift „Der sardinische Dialekt des 13. Jahrhunderts“ (1868); auch eine Sammlung eigener „Gedichte“ (1853) veröffentlichte er. Im Jahre 1855 war D. außerordentlicher und 1863 ordentlicher Professor geworden. Er lehrte noch bis zum Jahre 1880, trat dann unter Verleihung des Charakters eines Geh. Reg.-Raths in den Ruhestand und lebte in der Folge nur noch vorübergehend in Bonn, wo er am 18. November 1888 starb.

Julius Gräfe, Bremer Dichter des 19. Jahrh. Bremen 1875, S. 62.