ADB:Desberger, Franz Eduard

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Artikel „Desberger, Franz Eduard“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 68–69, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Desberger,_Franz_Eduard&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:56 Uhr UTC)
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Desberger: Franz Eduard D., Mathematiker, geb. zu München 6. Jan 1786, † ebenda 20. Mai 1843. Er war das schwächliche Kind armer Eltern. Der Vater war ein seines Meisterrechts verlustiger Schuhmacher, die Mutter trieb einen kleinen Handel mit Heiligenbildern, Rosenkränzen u. dgl. In der Volksschule zeigte er 1792–97 große Fähigkeiten in allen Fächern mit Ausnahme des Rechnens, und seine Lehrer Fischer und Wankerl bestimmten die Eltern, den Knaben studiren zu lassen, wozu einige Wohlthäter die Mittel spendeten. Auf dem Lyceum, welches D. 1804 bezog, entwickelte sich ganz plötzlich unter Professor Holzwart’s Leitung sein mathematisches Talent, und von nun an hielt er die einmal gewonnene Studienrichtung bei. Nur seine erste Veröffentlichung, ein Aufsatz „Ueber Völkerwanderungen“, der 1805 in dem 5. Bande der von seinem Gönner Joh. Christ. v. Aretin herausgegebenen „Beiträge zur Geschichte und Litteratur“ erschien, ist nicht den mathematischen Wissenschaften oder deren Anwendung entnommen. 1807–14 war D. als Geodät bei der Landeskatastrirung thätig, legte alsdann sein Lehrerexamen ab, und ernährte sich, da er noch Schulden abtragen mußte, äußerst dürftig durch Privatunterricht. 1816 bis 1818 gehörte er als Lehrer dem Fellenberg’schen Institute bei Bern an, kehrte dann nach Baiern zurück, wurde im März 1822 als Lehrer der Physik und Mathematik am Lyceum zu Dillingen, im April desselben Jahres in gleicher Eigenschaft an der neuerrichteten landwirthschaftlichen Schule zu Schleißheim bei München angestellt, nachdem eine Commission der Akademie der Wissenschaften seine ausgezeichnete Befähigung anerkannt hatte. 1824 wurde jene Anstalt mit der Staatsgüteradministration vereinigt; die Lehrstühle für Mathematik, Physik und Chemie gingen ein, und D. wurde mit einer Summe von 800 fl. jährlich auf Wartegeld gesetzt. Seine Verheirathung 1826 mit einer gleichfalls vermögenslosen Braut brachte ihm zwar häusliches Glück, aber auch erhöhte Geldsorgen, welche ihn bis zu seinem Tode nicht verließen und bei seiner Kränklichkeit doppelt drückend waren. Kurz nach seiner Vermählung wurde er, freilich ohne Gehaltaufbesserung, zum außerordentlichen Professor der Mathematik an der Universität ernannt, welche damals von Landshut nach München verlegt worden war, und 1827 wurde er erster Lehrer der Mathematik an der gleichfalls in München neu errichteten polytechnischen Schule, 1830 Inspector derselben, 1841 Rector, welche letztere Stellung er die noch übrigen zwei Jahre seines Lebens inne hatte. Ueberdies gehörte er seit Februar 1828 dem Centralverwaltungsausschusse des polytechnischen Vereins an und redigirte in dessen Auftrage das [69] Kunst- und Gewerbeblatt. Seit 1832 war er Mitglied des Reorganisationscomité für die technischen Schulen, später Prüfungscommissär. In dieser letzteren Eigenschaft scheint er durch ziemliche Strenge bei den Candidaten bekannt gewesen zu sein. Als Lehrer wirkte er mit großem Erfolge, wenn auch nur bei Schülern von einer gewissen geistigen Reife. Er bürgerte die französischen analytischen Methoden auf dem Katheder ein, während vor ihm wenigstens auf den bairischen Hochschulen diese Methoden noch nicht in Uebung waren. Insbesondere die darstellende Geometrie war vor D. hier noch nicht gelehrt worden. Zu den Schriften Desberger’s zählen außer vielen Aufsätzen im Kunst- und Gewerbeblatt seine „Arithmetik“, 1832, „Algebra oder die Elemente der mathematischen Analysis“, 1831, „Statik der festen Körper, 1. Buch: Die Gesetze des Gleichgewichtes bei freien festen Systemen“, 1835. Das 2. und 3. Buch sollten die Lehre vom Schwerpunkte und von dem Gleichgewichte bei nicht freien und veränderlichen Systemen enthalten, sind aber nicht erschienen. Auch in diesen Büchern scheint D. sich nicht gerade an niedrig begabte Leser gewandt zu haben. Ueber die Algebra heißt es wenigstens in einer Recension in der Leipziger Litteraturzeitung vom 1. Sept. 1832 (Nr. 215. S. 1715–16): Der Darstellungsweise fehlt es zwar nicht an Eleganz und Rundung, sie ist aber, wie der Gegenstand an sich selbst, schon zu verwickelt, um dem Anfänger mit Nutzen vorgetragen werden zu können.

Vgl. N. Nekrolog 1843, S. 476–483.