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ADB:Dittel, Leopold Ritter von

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Artikel „Dittel, Leopold Ritter von“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 728–729, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dittel,_Leopold_Ritter_von&oldid=- (Version vom 3. Oktober 2024, 20:27 Uhr UTC)
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Dittel: Leopold Ritter von D., berühmter deutsch-österreichischer Chirurg, wurde am 15. Mai 1815 zu Fulneck in Schlesien geboren. Er absolvirte das Gymnasium zu Troppau in Schlesien und studirte Medicin in Wien, wo er am 9. Juni 1840 zum Doctor der Medicin promovirt wurde und sich den Grad eines Doctors der Chirurgie und Magisters der Geburtshülfe erwarb. D. ließ sich zunächst als praktischer Arzt in Wien nieder und betrieb mit großer Emsigkeit orthopädische Studien, während er im Sommer alljährlich als Badearzt in Trentschen-Teplitz prakticirte. Erst verhältnismäßig spät entschied er sich für die wissenschaftliche Laufbahn. Zunächst wurde er Hülfsarzt am allgemeinen Krankenhause in Wien, eine Zeit lang war er auch Assistent an der Anstalt für Staatsarzneikunde unter Kolletschka. Dann trat er als Assistent bei Dumreicher ein und unter dessen Leitung bildete er sich zum Specialchirurgen, namentlich in der Urologie aus. Nach Absolvirung der Assistentenzeit an der Dumreicher’schen Klinik habilitirte er sich 1856 als Privatdocent der Chirurgie an der Wiener Universität. Am 25. Juli 1861 erfolgte seine Ernennung zum Primararzte der chirurgischen Abtheilung im k. k. allgemeinen Krankenhause in Wien und am 21. Juni 1865 wurde er zum außerordentlichen Professor der Chirurgie ernannt. Die ihm 1880 angebotene ordentliche Professur als Nachfolger Dumreicher’s lehnte er ab, verblieb vielmehr in seiner vorherigen Stellung, feierte am 9. Juni 1890 sein 50jähriges Doctorjubiläum, wobei ihm ebenso wie bei seiner 80. Geburtstagsfeier zahlreiche Ehrungen bereitet wurden und starb nach längerer Krankheit am 28. Juli 1898. –

Dittel’s wissenschaftlicher Ruf ist durch seine Leistungen in der Urologie begründet, die ihn den Hauptrepräsentanten dieser Wissenschaft in der Neuzeit: Sir Henry Thompson und Felix Guyon ebenbürtig zur Seite stellen. Seine zahlreichen Arbeiten auf diesem Gebiete betreffen fast alle Capitel, die Krankheiten der Blase, der Prostata, der Harnröhre; eine Reihe von operativen Modificationen und instrumentalen Neuerungen sind ihm zu verdanken. In der Gedenkrede von Albert in der Wiener Gesellschaft der Aerzte, deren Ehrenpräsident D. war (Wiener klinische Wochenschrift 1898), werden als eigentlich originelle Leistungen Dittel’s aufgezählt: Die Construction eines Arzneimittelträgers zur localisirten Medication der Harnröhre, die Mitbegründung resp. der weitere Ausbau der endoscopischen Diagnose, besonders der Blasentumoren, die Anbringung des Glühlämpchens am Kystoscop an Stelle des früheren Platindrahtes, wodurch die Wasserspülung entbehrlich wurde, die Empfehlung der Rectalpunction bei der Harnverhaltung der Prostatiker, die systematische Verwerthung des hohen Blasenstichs, die erstmalige Einführung eines Kautschukkatheters durch die Fistelöffnung u. v. a. 1884 hatte er bereits 52 Mal den hohen Blasenstich ausgeführt und 1894 konnte er über das achte Hundert seiner Steinoperationen einen Bericht veröffentlichen. Die erste Publication Dittel’s zur Urologie erfolgte 1854 in einem Fall von Fremdkörper in der Harnblase, der durch den Mastdarm-Blasenschnitt geheilt war. 1859 erfolgten die „Beiträge zur Pathologie und Therapie der männlichen Geschlechtstheile“, 1861 ein Artikel über die „Eintheilung [729] der Harnröhrenstricturen“, 1862 die „Beiträge zur Pathologie und Therapie der Harnröhrenstricturen“, „Callöse Strictur“, 1863 ein Fall von „Narbenstrictur im bulbären Theil der Harnröhre, erweitert mit Hold’s Dilatator“, „Die Nosologie der Harnröhrenfisteln“, 1864 „Der Katheterismus“, „Apparat zur Fixirung des Katheters“. Daran schließen sich verschiedene Veröffentlichungen in den Oesterr. medic. Jahrbb. von 1867–1881. Ferner: „Die Stricturen der Harnröhre“ (im Handbuche d. Chir. v. Pitha-Billroth, Bd. III, Abth. 2, 1872; dasselbe in d. Dtsch. Chir. v. Billroth-Lücke), sowie zahlreiche Abhandlungen in verschiedenen Wiener Zeitschriften. Auch andere Gebiete der Chirurgie hat D. bereichert. In Betracht kommen hierfür besonders seine Aufsehen erregenden Erstlingsarbeiten über die Halsfascien, über Coxalgie („Coxalgische Studie zur Bestimmung der Größe der Verkürzung der coxalgischen Extremitäten“ 1866), über elastische Ligatur, A jour–Verband bei osteoplastischen Operationen nach Gritti und Pirogoff, über orthopädische Gegenstände u. s. w. 1864 setzte D. die Gründung einer besonderen chirurgisch-anatomischen Anstalt durch, an der er selbst lange Zeit die Uebungen leitete.

Vgl. Pagel, Biogr. Lex. hervorr. Aerzte d. XIX. Jhs. (Berlin u. Wien 1901), S. 397 ff.