ADB:Druida, Michael
[436] frommer Kinder“ (Frankfurt a. M. 1572) behandelt das einfachste Thema der Welt. Zwei lang abwesende Söhne kehren ins Vaterhaus zurück: der eine, den man auf Träume und falsche Nachrichten hin bereits todt glaubte, ist der eigentliche Held und wird mit einer Nachbarstochter vermählt. Ganz ohne daß Liebe im Spiel wäre: das Geschäft der Werbung und Verlobung wird ausführlich beschrieben, wie es tausendmal im Leben vorkam, ohne schmückenden Zusatz, ohne den Reiz irgend einer Verwicklung. Die Namen der handelnden Personen und einige Details erinnern an die großen typischen Familienstoffe des Dramas jener Zeit: Isaak und Tobias. Aber dicht neben alttestamentlichen stehen die gewöhnlichsten deutschen Namen und sonst ganz deutsch-bürgerliches Kostüm. Die Begründung einer alltäglichen Häuslichkeit, die regulären Erlebnisse regulärer Menschen (das Böse ist nur durch das vorlaute Maidlein Dina und durch den Schlemmer Asophos vertreten) gelten diesem nüchternen 16. Jahrhundert als würdige Gegenstände der Poesie.
Druida: Michael D., deutscher Dramatiker, aus Gelnhausen, Pfarrer in Frammersbach (Baiern, Unterfranken). Sein „Spiegel gottseliger Eltern und- Goedeke S. 322.