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ADB:Dunker, Balthasar Anton

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Artikel „Dunker, Balthasar Anton“ von Hans Herzog in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 169–170, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dunker,_Balthasar_Anton&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 09:41 Uhr UTC)
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Dunker: Balthasar Anton D. (Duncker), geboren am 15. Januar 1746 in Saal bei Stralsund, † am 2. April 1807 in Bern. Die Erziehung des schon frühe künstlerisch beanlagten ältesten Knaben eines mit Kindern reich gesegneten Predigers leitete der Onkel mütterlicher Seite, der Stralsunder Kunstfreund Baron Althof. In dessen Hause genoß derselbe den Unterricht des trefflichen Landschaftsmalers Jakob Philipp Hackert (s. A. D. B. X, 295), welcher im Mai 1765 auf den Wunsch des Onkels den Jüngling als Lehrer und Mentor nach Paris begleitete, und welcher daselbst, nachdem der Onkel und die eigene Familie Dunker’s ihr Vermögen eingebüßt hatten, die Erziehung und den Unterhalt des talentvollen Knaben selbst übernahm. Gefördert durch den Unterricht der Maler Vien[WS 1] und Hallé[WS 2], insbesondere durch den persönlichen Verkehr mit dem ausgezeichneten deutschen Kupferstecher Johann Georg Wille (s. A. D. B. XLIII, 257), malte und zeichnete D. für die Pariser Kunstfreunde Landschaften. Ein fast zufälliger, gelungener Versuch in der Führung der Radirnadel war für die Folgezeit seines Lebens von der größten Bedeutung, da er auf diesem Gebiete seine höchsten Erfolge erzielt hat. Gleich seine erste größere Leistung, die Radirung eines vollen Drittels der prachtvollen „Bildergalerie des Herzogs von Choiseul“, in den Jahren 1770 bis Juni 1772 zeigt seine virtuose Kunst, in wenigen Strichen vieles zu sagen. Im Juni 1772 übersiedelte D. nach Basel zu Kupferstecher Christian v. Mechel, an dessen „Düsseldorfer Galerie“ er fleißig radirte. Ein Mißverständniß mit seinem Principale bewog ihn zur Rückkehr nach Paris, allein auf dieser Reise blieb er im Frühling 1773 in Bern stecken, wo damals die Kunst in der Schweiz am lebhaftesten gepflegt wurde. Hier entfaltete D. eine überaus reiche Thätigkeit als Zeichner und Maler von Landschaften in Kreide, Röthel, Tusch, Aquarell und Gouache, insbesondere aber als Radirer. Als solcher führte er eine erhebliche Zahl von zum Theil großen Radirungen von schweizerischen und italienischen Landschaften (die letzteren nach Gemälden seines Lehrers Jakob Philipp Hackert) aus; daneben schuf er auch Genrebilder, Porträte, Trachtenbilder, Darstellungen politischer Vorgänge und eine Fülle von Ex libris, Cartouchen u. s. w. Ganz besonders wurde seine Thätigkeit als Bücherillustrator geschätzt; die von ihm mit geistreichen Radirungen ausgestatteten beiden Hauptwerke: [170] „Les Nouvelles de Marguerite de Valois (L’Heptaméron des nouvelles)“ 3 vols. 8°, Berne 1780–81 und Louis Sébastien Mercier’s[WS 3]„Tableau de Paris“, 4°, Yverdon 1787, sind auch heute noch von Sammlern sehr gesucht. Seine eigenen, während der Jahre 1798–1800 erschienenen Schriften: „Der moralisch-politische Kurier“, „Die verkehrte Welt in Sinnbildern“, „Das Jahr 1800“, sowie die „Letzten Lebensjahre Friedrich v. Steiger’s“ (des Schultheißen von Bern, s. A. D. B. XXXV, 584), zeigen seinen Humor, seine Satire, seine Phantasie auf der einen Seite im hellsten Lichte, während sie auf der anderen historischen Werth als eine getreuliche Darstellung des vom Künstler miterlebten Untergangs des alten Bern beanspruchen dürfen. D. versuchte sich mit Glück auch auf dem Gebiete der deutschen Litteratur und nur die Seltenheit seiner ohne Verfassernamen erschienenen und von ihm mit Radirungen ausgestatteten Schriften in drei Bändchen (I: „Schriften von“ (Silhouette) Bern, 1782; II: „Schriften B : A : D :“ II, 1785; III: „Ein Intermezzo mit einigen Vignetten von B. A. D. 1785“) trägt die Schuld, daß D. in der deutschen Litteraturgeschichte nicht den ihm gebührenden Rang einnimmt. Dunker’s Sohn, Philipp Heinrich D., geboren am 7. August 1779 in Bern, † am 2. Mai 1836 in Nürnberg, wirkte als Landschaftsmaler und Kupferstecher an letzterem Orte (vgl. über ihn G. K. Nagler, Neues allgem. Künstlerlexicon, Bd. 4 S. 6, München 1837).

S. mein Neujahrs-Blatt der Litterar. Gesellschaft Bern auf das Jahr 1900, 4°, Bern 1899 (mit e. Verzeichniß der Radirungen von und nach B. A. Dunker).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joseph-Marie Vien (1716–1809)
  2. Noël Hallé (1711–1781)
  3. Louis-Sébastien Mercier (1740–1814), französischer Schriftsteller