Zum Inhalt springen

ADB:Duncker, Ludwig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Duncker, Ludwig“ von Ernst Christian Achelis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 170–171, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Duncker,_Ludwig&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 08:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Duncker, Max
Band 48 (1904), S. 170–171 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Duncker (Theologe) in der Wikipedia
Ludwig Duncker in Wikidata
GND-Nummer 117663298
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|48|170|171|Duncker, Ludwig|Ernst Christian Achelis|ADB:Duncker, Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117663298}}    

Duncker: Hans Gottfried Ludwig D., Professor der Kirchengeschichte und Consistorialrath in Göttingen, ist geboren zu Hamburg am 17. August 1810. Seine Schulbildung empfing er in seiner Vaterstadt, in dem Privatinstitut von H. S. Lütkens, im Johanneum und im Gymnasium. Im J. 1829 bezog er die Universität Göttingen, um Theologie zu studiren; Lücke und Ewald waren seine Lehrer. Ein reiches Leben eröffnete sich ihm in Berlin, wohin er zu Ostern 1831 übersiedelte. Ihn fesselten besonders Schleiermacher und Neander, in seinen philosophischen Studien der geistvolle und phantasiereiche Heinrich Steffens. Schon in Göttingen war er mit Johann Hinrich Wichern nahe befreundet; „ihr glaubt nicht, wie er lieb ist; in den wichtigsten Ansichten über Wissenschaft und Leben finden wir uns ganz einig“, schreibt Wichern (Fr. Oldenberg: Johann Hinrich Wichern I [1884], S. 199). In Berlin trafen die Freunde wieder zusammen, um noch inniger mit einander vertraut zu werden. „Von meinem Duncker muß ich dir noch schreiben, welche Freude ich an dem Zusammenleben mit ihm habe. Es ist keiner unter allen, der so mit mir stände wie er. An drei Abenden in der Woche lesen wir gemeinsam den Propheten Jesaja, und auf diesem Grunde verständigen wir uns über die höchsten Lebensfragen, die ihn wie mich beschäftigen und uns in das Wort Gottes hineinführen“ (a. a. O. S. 260). Nachdem D. von 1834 an zwei Jahre in Hamburg als Candidat der Theologie zugebracht hatte, bestand er am 19. October 1836 in Göttingen das Licentiatenexamen und habilitirte sich zu Ostern 1837: Im Herbst 1843 wurde er zum außerordentlichen Professor für Kirchengeschichte ernannt, 1846 zum Mitgliede der deutschen morgenländischen Gesellschaft, 1849 zum ordentlichen Mitgliede der historisch-theologischen Gesellschaft in Leipzig, am 17. Mai 1850 honoris causa zum Doctor der Theologie. Im J. 1854 wurde ihm der durch Gieseler’s Tod erledigte Lehrstuhl für Kirchen- und Dogmengeschichte im Ordinariat übertragen; 1860 erhielt er den Charakter als Consistorialrath und 1864 „auf Grund des rühmlich bethätigten hingebenden Eifers für die Förderung eines [171] gründlichen theologischen Studiums auf der Universität Göttingen“ den theologischen Ephorat. Mit dem Theologen Abt Friedrich Ehrenfeuchter und dem Philosophen Hermann Lotze hielt ihn warme Freundschaft verbunden, und den Arbeiten Albrecht Ritschl’s widmete er das regste Interesse. Sein Hauptwerk ist die gemeinsam mit dem Philologen F. G. Schneidewin veranstaltete Herausgabe und lateinische Uebersetzung von des Hippolytus Philosophumena (1859), nachdem er schon 1851, gleichzeitig mit der zu demselben Ergebniß führenden Relation von Prof. Jacobi in Halle (Deutsche Ztschr. für chr. Wiss. und chr. Leben), in der Recension von Emmanuel Miller: Origenis philosophumena (Oxford 1851) mit sieghaften Gründen diese Schrift dem Origenes abgesprochen und dem Hippolytus von Rom zugeschrieben hatte (Göttingische gelehrte Anzeigen 1851, 152.–155. Stück, S. 1513–1550). Seit 1844 lebte er in kinderreicher Ehe mit Auguste Sophie Uhde, Tochter des preußischen Feldpredigers in Hamburg Johann Gustav Anastasius Uhde. Nach wiederholten Krankheitsanfällen starb er am 7. November 1875. An seinem Sarge wird er „ein Mann des Friedens und der Freundlichkeit“ genannt; „er war und blieb eine zarte, fast schüchterne Natur; aber zart war auch sein Sinn für Wahrheit und Recht, und lauter blieb seine Seele“.

Schriften: Außer einigen wenigen kleinen Aufsätzen sind zu erwähnen: „Historiae doctrinae de ratione, quae inter peccatum originale et actuale intercedit, pars continens Irenaei, Tertulliani, Augustini de hac doctrina sententias. Diss. inaug.“, Göttingen 1836; „Des heiligen Irenaeus Christologie im Zusammenhange mit seinen theologischen und anthropologischen Grundlehren dargestellt“, Göttingen 1843; „Zur Geschichte der christlichen Logoslehre. Die Logoslehre Justins des Märtyrers“, Göttingen 1848; „Apologetarum seculi secundi de essentialibus naturae humanae partibus placita“ I, Göttingen 1844, II, Göttingen 1850; „S. Hippolyti Episcopi et Martyris Refutationis omnium Haeresium Librorum decem quae supersunt. Recensuerunt, latine verterunt, notas adiecerunt L. Duncker, Theol. Dr., et F. G. Schneidewin, Phil. Dr. Opus Schneidewino defuncto absolvit Ludovicus Duncker“ (die gemeinsame Arbeit erstreckte sich bis zum sechsten Buch), Göttingen 1859.

Hans Schröder, Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Hamburg 1851 f. II, S. 91 f. – Briefliche Mittheilungen des Sohnes, Oberlandesgerichtsrath Dr. Duncker in Naumburg. – Rede am Sarge Duncker’s, gehalten am 9. November 1875 von Prof. Dr. Theodor Zahn (Manuscript).