ADB:Döll, Johann Christoph
Schimper und Braun entwickelten Gesetze der Blattstellung und Systematik. Nach Abschluß seiner theologischen Studien erfolgte 1831 Döll’s Ordination als Geistlicher. Er war sodann ungefähr ein Jahr lang Hauslehrer in der Familie des badischen Geschäftsträgers bei der schweizerischen Eidgenossenschaft in Bern, vormaligen Staatsministers v. Dusch, und erhielt darauf 1832 ein Lehramt am Mannheimer Lyceum. Er unterrichtete in den Sprachen und in philosophischer Propädeutik, wandte sich aber in seinen Mußestunden wieder botanischen Studien zu. Seine in jene Zeit fallenden ersten Publicationen waren ein Lehrbuch der englischen Sprache und eine Broschüre pädagogischen Inhalts. Als im Herbst 1840 eine höhere Bürgerschule in Mannheim errichtet wurde, übernahm er den botanischen und zoologischen Unterricht an dieser Anstalt. 1843 wurde er als Oberbibliothekar an die Hofbibliothek nach Karlsruhe berufen. In dieser Stellung verblieb er bis zum Jahre 1872, um welche Zeit er aus Anlaß seiner schwankenden Gesundheit in den Ruhestand trat. Es war ihm noch beschieden, dreizehn Jahre lang seinen wissenschaftlichen Studien obzuliegen, obwol ein schweres Augenleiden, das zuletzt zu fast völliger Erblindung führte, diese nur unter großen Anstrengungen ermöglichte. Nach längerem Siechthum verschied D. im 77. Lebensjahre.
Döll: Johann Christoph D., pädagogischer und botanischer Schriftsteller, geboren zu Mannheim am 21. Juli 1808, † zu Karlsruhe am 10. März 1885. Schon auf der Mannheimer Volksschule zeigte der geweckte Knabe eine besondere Neigung zur Naturbeobachtung, beherrschte auch schon sehr früh die französische Sprache, wol infolge des Einflusses seiner Mutter, einer geborenen Schweizerin. Vom 14. Jahre an besuchte D. das Lyceum seiner Vaterstadt, das er, 19½ Jahr alt, verließ, um in Heidelberg neben Naturwissenschaften noch Theologie und Philosophie zu studiren. In der Botanik interessirten ihn besonders morphologische Fragen, vor allen die durchUm die Botanik hat sich D. durch seine floristischen Arbeiten verdient gemacht. Seine 1843 erschienene „Rheinische Flora“ brachte eine Beschreibung der wildwachsenden und cultivirten Pflanzen des Rheingebietes vom Bodensee bis zur Mosel und Lahn und wurde, nachdem ihr Autor auch noch die Kryptogamen seines heimathlichen Landes genauer durchforscht hatte, erweitert zu einer dreibändigen „Flora des Großherzogthums Baden“, welche in den Jahren 1857–1862 heftweise herauskam. Döll’s kleinere botanische Publicationen, die theils in den Berichten zu Naturforscherversammlungen, theils in der Zeitschrift Flora in den 40er Jahren erschienen sind, enthalten Beiträge für seine größeren Arbeiten. Für die Martius’sche Flora brasiliensis hat D. den größten Theil der Gramineen bearbeitet.
- Beilage zu Nr. 67 d. Karlsruher Zeitung v. 20. März 1885.