Zum Inhalt springen

ADB:Einsiedel, Detlev Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Einsiedel, Detlev Graf von“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 760–761, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Einsiedel,_Detlev_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 15:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 5 (1877), S. 760–761 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Detlev von Einsiedel in der Wikipedia
Detlev von Einsiedel in Wikidata
GND-Nummer 116425415
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|760|761|Einsiedel, Detlev Graf von|Heinrich Theodor Flathe|ADB:Einsiedel, Detlev Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116425415}}    

Einsiedel: Detlev, Graf v. E., sächsischer Cabinetsminister, geb. 12. Oct. 1773 zu Wolkenburg als Sohn des Obersteuerdirectors Graf Detlev Karl v. E. aus dessen Ehe mit Sidonie Albertine v. Schönburg-Lichtenstein. Seit 1806 Kreishauptmann des meißnischen Kreises, in welcher Stellung er während der Kriegsdrangsale Gelegenheit fand sich als tüchtigen Verwaltungsbeamten zu bewähren, [761] wurde er im Mai 1813 nach dem Tode des Grafen Hopfgarten zum Cabinetsminister und Staatssecretär der inländischen Angelegenheiten sowie der militärischen und Wirthschaftssachen, nach der Entlassung des Grafen Senfft-Pilsach auch zu dem der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Als solcher befand er sich während der Leipziger Schlacht in der unmittelbaren Umgebung des Königs Friedrich August und begleitete hierauf den Gefangenen nach Berlin und Friedrichsfelde. In seiner Hand liefen hier die Fäden der geheimen auf die Wiederherstellung des Königs abzielenden Verhandlungen zusammen. Im März 1815 folgte er demselben nach Preßburg, um von dort und in Wien die Unterhandlungen zu leiten, welche mit der Wiedereinsetzung des Königs in das verkleinerte Sachsen ihren Abschluß fanden. Nach der Rückkehr in dieses erwarb er sich zwar durch Verwaltungsgeschick und Unermüdlichkeit in den Geschäften um das zerstückte und verarmte Land das Verdienst, die Ordnung in verhältnißmäßig kurzer Zeit wiederherzustellen und durch zweckmäßige Maßregeln den verschwundenen Wohlstand zurückzuführen, auch die Auseinandersetzung mit Preußen zu befriedigendem Abschluß zu bringen, zugleich aber erhob er die Feindschaft gegen allen politischen Fortschritt zur obersten Regierungsmaxime und übertrug die Enge seines eigenen Horizontes auf das gesammte Staatswesen. Seitdem es ihm 1817 gelungen war, die bisherige oberste Landesstelle, das geheime Consilium, zu beseitigen und durch einen nur mit berathenden Befugnissen ausgestatteten geheimen Rath zu ersetzen, concentrirte er die ganze Regierungsgewalt in seiner Person, in noch höherem Maße war dies unter Friedrich Augusts I. altersschwachem Nachfolger Anton der Fall, zugleich aber machte er sich durch seinen zähen Widerstand gegen jede zeitgemäße Reform, sein willkürliches Polizeiregiment, durch Nepotismus und Begünstigung einer äußerlichen und scheinheiligen Kirchlichkeit, endlich auch durch den Vorwurf des Mißbrauchs seiner amtlichen Stellung zu Gunsten seiner großen industriellen Unternehmungen bei Hoch und Niedrig so sehr zum Gegenstande des allgemeinen Hasses, daß sein Sturz eine der ersten Wirkungen des mit den Dresdner Unruhen im September 1830 eintretenden Umschwunges war. Er † 20. März 1861.

K. von Weber[WS 1], Detlev Graf v. Einsiedel, Königl. Sächs. Cabinetsminister im Archiv für sächsische Geschichte Bd. I. 58 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: A. von Weber