Zum Inhalt springen

ADB:Emerich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Emmerich, Pater“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 86, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Emerich&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Emmerich Joseph
Band 6 (1877), S. 86 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Emerich Sinelli in der Wikipedia
Emerich Sinelli in Wikidata
GND-Nummer 120092662
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|86|86|Emmerich, Pater|Anton Victor Felgel|ADB:Emerich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120092662}}    

Emmerich: Pater (Johann Anton Sennel oder Sinell) E., geboren zu Komorn am 29. Juni 1622, Sohn des Fleischhauers Michael Sennel (oder Sinell), besuchte die unteren Schulen in Linz, hörte Philosophie in Ingolstadt und trat 21 Jahre alt in den Kapuziner-Orden. Im J. 1644 vollendete Johann Anton Sinell sein Probejahr im neu gestifteten Noviciat des Kapuzinerklosters zu Gmunden und legte, 23 Jahre alt, die feierlichen Gelübde ab. Von nun an erscheint er stets nur unter seinem Klosternamen Pater E. Zunächst finden wir ihn als Missionsprediger in Niederösterreich bestrebt, die Anhänger des lutherischen Glaubensbekenntnisses in den Schoß der römischen Kirche zurückzuführen. Darauf predigte er 7 Jahre in Prag; dann wieder durch 22 Jahre zu Wien in der Schottenkirche. Hier besprach er auch manche bei Hofe eingerissene Mißbräuche, geißelte insbesondere den Mangel an Gerechtigkeitssinn, die Habsucht und den Eigennutz einzelner Würdenträger. Einer der so Angegriffenen ließ ihm auflauern und ihn thätlich bedrohen. Der so Mißhandelte wandte sich an den Kaiser um Genugthuung. Sie ward ihm zu Theil. Leopold I. verhieß ihm seinen besonderen Schutz, ermunterte ihn, mit allem Freimuthe wie bisher zu predigen. Immer mehr gewann der anspruchlose Mönch die Gunst des der Geistlichkeit sehr ergebenen Kaisers. Der Einfluß des Gewissensrathes überwog auch in weltlichen Dingen sehr oft den der Minister. Die allgemeine Aufmerksamkeit lenkte sich auf den Kapuziner, die fremden Minister bewarben sich um sein Wohlwollen, hervorragende Personen suchten ihn in seiner Zelle im Kapuzinerconvente auf. Fast jeden Tag schrieb Kaiser Leopold I. einen Brief an Pater E., seinen Liebling. Nachdem derselbe schon früher in seinem Orden verschiedene Stellen, als Definitor, Custos und Guardian bei Maria der Engel in Wien bekleidet hatte, wurde er nach dem Tode des Bischofs Wilderich v. Walderdorf am 17. Novbr. 1680 vom Kaiser zum Bischof von Wien ernannt, vom Papst Innocenz XI. bestätigt. Die wichtigsten Ereignisse der Zeit seines Bisthums sind die Wien verheerende Pest und die zweite Belagerung der Stadt durch die Türken. Nach dem Sturze des Fürsten Lobkowitz thatsächlich der erste Minister, blieb er, bis an sein Lebensende eine der einflußreichsten Persönlichkeiten am Wiener Hofe, ein stiller, bescheidener, verschwiegener Mann, keine Gunstbezeugung für sich, keine für Andere verlangend, eingeweiht in alle Geheimnisse und Intriguen des Hofes, ein Gegner der Jesuiten. Er war der Einzige, der es wagte, für den in Ungnade gefallenen Minister Lobkowitz sein Fürwort beim Kaiser einzulegen. Er starb am 23. Febr. 1685. In seinem Nachlasse wurde außer Kleinodien von hohem Werthe eine Baarsumme von 45000 fl. vorgefunden. Kein Zureden hatte ihn vermocht, eine letztwillige Anordnung darüber zu treffen. Er sagte, daß er auch als Bischof das durch seine Ordensregeln vorgeschriebene Gebot der Armuth beobachten wolle. Sein Grabmal soll sich in der Stephans-Kirche zu Wien befinden.

Schier (P. Xystus), Die Bischöfe und Erzbischöfe von Wien (Graz 1777); Wolf (Adam), Fürst Wenzel Lobkowitz (Wien 1869); Acten des Wiener Haus-, Hof- und Staats-Archivs.