Zum Inhalt springen

ADB:Erhard, Johann Christoph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Erhard, Johann Christoph“ von Rudolf Bergau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 199, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erhard,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 15:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Erhard, Johann Ulrich
Band 6 (1877), S. 199 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Christoph Erhard in der Wikipedia
Johann Christoph Erhard in Wikidata
GND-Nummer 118901885
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|199|199|Erhard, Johann Christoph|Rudolf Bergau|ADB:Erhard, Johann Christoph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118901885}}    

Erhard: Johann Christoph E., Maler und trefflicher Radirer, geb. 21. Febr. 1795 zu Nürnberg, als zweiter Sohn eines dortigen Silberdrahtfabrikanten, zeigte schon in früher Jugend hervorragende Anlagen für die Zeichenkunst, welche sich bei dem Unterricht, welchen er seit seinem zehnten Jahre in der Zwinger’schen Zeichnenschule erhielt, so schnell entwickelten, daß sein Vater sich entschloß, den Sohn ganz der Kunst zu widmen. E. wurde daher im J. 1809 zu dem Nürnberger Kupferstecher Ambrosius Gabler in die Lehre gegeben, erlernte dort das Stechen und Radiren in Kupfer und brachte es darin bald zu großer Fertigkeit und Sicherheit. Gabler war kein bedeutender Künstler, aber ein guter praktischer Lehrer, welcher es verstand, die eigenthümlichen Anlagen seiner Schüler weiter auszubilden. E. zeigte von Anfang an besondere Neigung und entschiedenes Talent zur Landschaft; sein Lehrer wies ihn stets auf die Natur als bestes Vorbild hin. Bald schloß E. sich eng an die ihm geistesverwandten, gleich strebsamen Künstler J. A. Klein und G. Ch. Wilder an, machte mit ihnen oft Ausflüge in die Umgegend seiner Vaterstadt, um dort Studien nach der Natur an Bäumen, Pflanzen, Thieren und Menschen zu machen. Die in den Jahren 1812–14 vielfach durch Nürnberg ziehenden russischen Truppen gaben ihm erwünschte Gelegenheit, Pferde und militärische Gruppen zu zeichnen. Er hat sie vielfach auch in Kupfer radirt, theils als selbständige Darstellungen, theils als Staffage von Landschaften. Nachdem der Friede hergestellt war, begleitete E. im J. 1816 seinen Freund Klein nach Wien, wo der letztere früher schon vier Jahre zugebracht hatte, und wurde durch das Studium der dort vorhandenen Kunstschätze wesentlich gefördert. Doch studirte er auch in der Umgegend von Wien fleißig die Landschaft. Im J. 1817 machte er mit seinen Freunden H. Reinhold und E. Welker eine Fußreise nach dem Schneeberge und im folgenden Jahre mit denselben Freunden und Klein eine Fußreise durch Oberösterreich, Salzburg und den Pinzgau, überall zeichnend und auch wol in Wasserfarben malend. Nach Wien zurückgekehrt, radirte er fleißig, führte eine Anzahl Aufträge von Kunstverlegern aus. Im J. 1819 ging E. mit Reinhold nach Rom, woselbst er im November ankam und mit Klein, der schon früher dorthin abgegangen war, wieder zusammentraf. Rom und seine Umgebung erfreuten ihn im höchsten Grade. Die Landschaft, die Ruinen, die alten Kunstwerke, das Volk, alles interessirte ihn und regte ihn zu fleißiger Arbeit an. Er zeichnete viele Studien, radirte aber auch viel für verschiedene Kunsthändler. Leider verfiel er jedoch in Rom bald in eine schwere Gemüthskrankheit, deren Spuren sich schon in Deutschland gezeigt hatten. Er wurde düster und verschlossen, zog sich zurück, verlor das Vertrauen zu sich selbst und machte schließlich am Morgen des 18. Jan. 1822, erst 27 Jahre alt, durch einen Pistolenschuß seinem Leben ein Ende. – Alle Arbeiten Erhard’s geben Zeugniß von seinem tiefen Verständnisse der Natur, sind stets charakteristisch und sehr sorgfältig ausgeführt, jedoch keineswegs sklavische Nachbildungen der Natur, vielmehr stets in freier, poetischer, echt künstlerischer Weise aufgefaßt. Seine Radirungen, Landschaften, Architekturen, militärische Scenen, Genrebilder, Portraits etc. sind leicht und sehr zart behandelt. Ein genaues Verzeichniß derselben – 195 an der Zahl – hat Aloys Apell in einem besondern, sehr sorgfältig gearbeiteten Büchelchen (Das Werk des Joh. Christian Erhard, Dresden 1866) gegeben. Als Einleitung dazu dient eine ausführliche Biographie des Künstlers. Sein Portrait ist gestochen von J. A. Klein, Joh. Passini und A. Bürkner, letzteres in Apell’s Katalog.