Zum Inhalt springen

ADB:Erman, Paul

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Erman, Paul“ von Eugen Lommel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 229–230, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erman,_Paul&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Erlung
Nächster>>>
Ermanarich
Band 6 (1877), S. 229–230 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Paul Erman in der Wikipedia
Paul Erman in Wikidata
GND-Nummer 119059452
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|229|230|Erman, Paul|Eugen Lommel|ADB:Erman, Paul}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119059452}}    

Erman: Paul E., geb. 29. Febr. 1764 zu Berlin, wo sein Vater Prediger der Hugenotten-Colonie, Director des Collége français und langjähriges Mitglied der philosophischen Classe der Akademie war. Die Familie stammt aus Mülhausen im Elsaß und hieß ursprünglich Ermendinger, welchen Namen der Urgroßvater Pauls bei seiner Uebersiedelung nach Genf in Erman verwandelt hatte. Wie seine Muttersprache war auch seine Bildung vorwiegend französisch und erhielt den Anschauungen der Kreise gemäß, denen seine Familie angehörte, eine ethisch-philosophische Richtung. Zum Prediger bestimmt und bereits bis zur Schwelle dieses Berufes vorgerückt, stand er von der Prüfung ab und wandte sich mit aller Entschiedenheit dem Studium der Philosophie und der Naturwissenschaften zu. Nachdem er schon seit seinem 18. Jahre an dem obenerwähnten Collége, dem er selbst seine gründliche classische Bildung verdankte (eine Universität hat er nie besucht), als Lehrer gewirkt hatte, wurde er 1791 zum Professor der Physik an der allgemeinen Kriegsschule ernannt; bei Gründung der Berliner Universität (1809) erhielt er die ordentliche Professur der Physik an dieser Hochschule, welche er bis zu seinem am 11. Octbr. 1851 erfolgten Tode innehatte. Seit 1806 Mitglied der Berliner Akademie, führte er 1810–1841 das Secretariat ihrer mathematisch-physikalischen Classe. E. hatte bis zu einem Alter von nahezu 40 Jahren keine eigene Untersuchung bekannt gemacht; mit um so lebhafterem Eifer sehen wir ihn von dieser Zeit an mit mannigfaltigen Arbeiten beschäftigt, deren nicht immer völlig reifen Früchte in den Denkschriften der Akademie und in Gilbert’s und Poggendorff’s Annalen in zahlreichen Abhandlungen niedergelegt sind. Die geheimnißvollen Wirkungen der damals eben erst bekannt gewordenen Volta’schen Säule übten auf seinen Forschungstrieb eine ganz besondere Anziehung. Zwar glückte es ihm nicht, auf diesem Gebiete eine jener großen Entdeckungen zu [230] machen, durch welche sein Zeitalter glänzte, wie nahe er auch manchmal daran vorbeistreifte; doch sind unter seinen Arbeiten mehrere, welche ihm eine ehrenvolle Stelle in der Geschichte seiner Wissenschaft für alle Zeiten sichern. Er war der erste, welcher elektroskopische Spannungserscheinungen an einem die Säule schließenden feuchten Leiter beobachtete, und die Fähigkeit der Erde und der Gewässer den galvanischen Strom zu leiten nachwies. Seiner Entdeckung der unipolaren Leitung der Flammen und der Seife wurde 1807 durch die mathematisch-physikalische Classe des französischen National-Instituts der von Napoleon ausgesetzte galvanische Preis von 3000 Frcs. zuerkannt. E. ist ferner der Entdecker der ersten Thatsachen auf dem Gebiete der sogenannten elektrochemischen Bewegungserscheinungen. Auch die Optik, die Wärmelehre, die Physik der Erde verdanken ihm einige schätzbare Beiträge. Als besonderes Verdienst müssen wir ihm noch anrechnen, daß er die für eine gesunde Entwicklung der Naturwissenschaften in Deutschland so verderblich gewordene sogenannte Naturphilosophie unablässig bekämpfte und inmitten des Taumels einer zügellosen Speculation das Banner nüchterner empirischer Forschung mit fester Hand emporhielt.

Du Bois-Reymond’s Gedächtnißrede; Abh. der Berliner Akad. 1853.