ADB:Felicetti von Liebenfels, Moritz
[515] Gliederung dieses in seiner Genesis als Provinz so eigenartigen Markgebietes. Im Nachlasse Felicetti’s findet sich auch eine aus anschließenden Studien erwachsene „Karte von Steiermark zur Zeit des Regierungsantrittes des Hauses Habsburg 1282“ nebst erläuterndem Texte in Schlagworten, vor, die anläßlich des 600jährigen Habsburgerjubiläums (1882) vorbereitet wurde. Ueberdies hatte er eine Abhandlung über „steirische Edelsitze“ vollendet, eine „Zusammenstellung und Beschreibung aller bekannten österreichischen Privat-Medaillen älterer Zeit“ abgefaßt, Vorarbeiten für eine Karte von Ober- und Niederösterreich in Angriff genommen, sich mit dem † Bearbeiter des Sprunerschen Geschichtsatlas, Th. Mencke, in Verbindung gesetzt und Vieles in Wort und Bild zu einer historischen Topographie von Graz zusammengetragen. Sein reiches Herbar der europäischen Flora vererbte er dem naturhistorischen Cabinet des Joanneums. So erwies sich der bis zu seinem Lebensende, trotz körperlicher Leiden, unermüdlich thätige Mann als gemeinnütziger Forscher und Sammler, als „Amateur“ im vollsten Sinne des Wortes.
Felicetti: Moritz F., Edler von Liebenfels, geboren am 31. März 1816 zu Wien, † am 26. October 1889 in Graz, Sohn des k. k. Staatstrathes Joseph Emanuel F. v. L., beendigte seine Studien am akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt und trat 1832 in das Infanterieregiment Nr. 48 als Fähnrich ein. 1845 wurde F. Hauptmann im Illyrisch-Banater Grenz-Infanterieregimente, machte als solcher 1848 den Feldzug in Italien mit, sah sich jedoch durch die Folgen eines heftigen Lagunenfiebers, das ihn bei der Blockade von Venedig befiel, gezwungen, um seine zeitliche Pensionirung einzukommen und den Versuch einer Reactivirung im J. 1849 bald wieder aufzugeben. Er blieb nunmehr im Ruhestande und verlebte ihn von dem genannten Jahre an in Graz. Sein starker Drang nach wissenschaftlicher Nebenbeschäftigung führte ihn zunächst mineralogischen und botanischen Studien, andrerseits der Siegel- und Münzkunde und dann immer entschiedener der Geschichtsforschung zu. Eine ausgesprochene Begabung für Kartographie, Zeichnen und Malen stand dem eisernen Fleiße des Autodidacten im Abschreiben und Bearbeiten des reichen Urkundenmaterials fördernd zur Seite, mit dem er im ehemaligen Joanneum, dann Landesarchive der Steiermark Jahre hindurch vertraut wurde, insbesondere als er eine zeitweilige Bestellung zum „Volontär“ in diesem musterhaft geordneten Institute erlangte. 1869 finden wir ihn dem Ausschusse des historischen Vereins für Steiermark durch Wahl zugetheilt. Diesen archivalischen Studien und der wachsenden Vertrautheit mit historisch-topographischer Forschung entstammten zwei Abhandlungen aus den Jahren 1868–1873 in den „Beiträgen zur Kunde steierm. Geschichtsquellen“ (5., 9., 10. Bd.). Die erste u. d. T. „Ueber die Lage des pagus Chrouat“ führte an der Hand von Schenkungsurkunden für das Kloster Göß den (auch von einem guten Kärtchen begleiteten) unanfechtbaren Nachweis, daß dieser vorher in Obersteier (Kraubat) gesuchte Gau dem Kärntner Lande zufalle. Hatte sich schon dadurch der Verf. in die kritische Forschung über mittelalterliche Topographie mit Ehren eingeführt, so lieferte er in den beiden andern zusammenhängenden „Skizzen“: „Steiermark im Zeitalter vom 8.–12. Jahrhundert auf Grundlage kritischer Quellenstudien“ (mit 2 Karten) thatsächlich eine maßgebende Grundlage für die älteste politisch-kirchliche