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ADB:Filtsch, Daniel

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Artikel „Filtsch, Daniel“ von Georg Daniel Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 9–10, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Filtsch,_Daniel&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:23 Uhr UTC)
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Filtsch: Daniel F., geboren am 10. December 1730 in Hermannstadt, gestorben daselbst als evangelischer Stadtpfarrer und Dechant am 24. December 1793. Nach guter Vorbereitung am Gymnasium seiner Vaterstadt bezog F. 1750 die Universität Jena, wo insbesondere Daries auf seine Entwicklung bedeutenden Einfluß hatte. Nach seiner Rückkehr zunächst als Lehrer am Hermannstädter Gymnasium, dann vom 9. April 1763 als Rector desselben erfolgreich thätig, 1767 wenige Monate städtischer Prediger, darauf Pfarrer in Großau, woher ihn am 29. Januar 1772 Hermannstadt zum Stadtpfarrer berief, gehört er zu jenem bedeutenden, durch Bildung und Patriotismus hervorragenden Kreise sächsischer Männer, deren Haupt damals Sam. Bruckenthal (Allg. Deutsche Biogr. III. 395) war. Als Mitglied der von Maria Theresia errichteten k. k. siebenbürgischen Agricultursocietät schrieb er 1771 eine „physisch-ökonomische Beurtheilung der in Siebenbürgen entdeckten Steinkohlen“, die 1793 im 3. Band der Siebenbürgischen Quartalschrift wieder veröffentlicht wurde, früher noch (1770) „Ueber den Brand im Getreide, dessen Ursachen und Mittel darwider“ (Hermannstadt 1791 mit 1 Kupfer, dann im 2. Band der Quartalschrift neu abgedruckt). Als Kaiser Joseph II. 1773 Siebenbürgen bereiste, kurze Zeit auch in Hermannstadt weilend, fixirte F. nicht mit Ungeschick einige Reden und Thaten des bedeutenden Monarchen in „Sinngedichten“ (Hermannstadt 1773), die auch in Deutschland nachgedruckt worden sind. Gegen den schweren Angriff auf den materiellen Bestand der evangelischen Landeskirche, den der ungerechte Proceß des königl. Fiscus gegen den Bezug von drei Zehntquarten durch die sächsische Pfarrgeistlichkeit seit 1771 in sich schloß, sandte diese F. an den kaiserl. [10] Hof nach Wien, wo er 1777 und 1778 fünfzehn Monate zubrachte, mit dem Erfolg, daß das Urtheil des Productionalforums, welches jenen Bezug bereits dem Fiscus zugesprochen hatte, nicht bestätigt wurde (Teutsch, Zehntrecht der evangelischen Landeskirche A. C. in S. 93). Den Rechtsstand selbst hat F. in der „Kurzen Geschichte der Zehnten der sächsischen Geistlichkeit in Siebenbürgen“ (Quartalschrift Band V.) dargestellt. Nicht geringere Thatkraft entwickelte er als Inspector des evangelischen Schulwesens in Hermannstadt. Auf seine Veranlassung wurde am Gymnasium eine Naturalien- und Modellsammlung angelegt, dann für Naturgeschichte und Zeichnen ein Lehrstuhl errichtet; Physik und Geographie erhielten besondere Lehrstunden. Das evangelische Waisenhaus wurde erweitert und der Versuch gemacht, eine Industrieschule damit zu verbinden, das Gymnasialgebäude selbst 1781 von Grund aus neu, viel größer, dem damaligen Bedürfniß entsprechend und würdig hergestellt. „Er wußte unübersteiglich scheinende Hindernisse aus dem Weg zu räumen und durch seine hinreißende Fürsprache und Verwendung Geldquellen zu eröffnen, wo ein minder erfinderischer, oder indolenterer Geist alle Hoffnung aufgegeben hätte.“ Ein nicht geringeres Verdienst erwarb sich F. durch seine Mitwirkung bei der Herausgabe eines neuen Gesangbuches für die evangelische Landeskirche A. C. in Siebenbürgen (vgl. die Abhandlung von Fr. Tr. Schuster, Das deutsche Kirchenlied in Siebenbürgen, im Mediascher Gymnasialprogramm von 1857). Schon 1787 hatte er zunächst zum Schulgebrauch herausgegeben: „Neue Lieder über die Hauptgegenstände der Religion und Sittenlehre Jesu aus dem Wiener, Berliner und Göttinger evangelischen Gesangbuch.“ Als nun der Sachsengraf Mich. v. Bruckenthal 1789 bei der geistlichen Synode die Abfassung eines neuen verbesserten Gesangbuchs in Antrag brachte und diese darauf einging, bildete jene Sammlung Filtsch’s die Grundlage der neuen Arbeit, an die der Superintendent Funk mit die letzte Hand anlegte. Dieses 1793 erschienene, heute noch unverändert im Gebrauch der Kirche stehende Gesangbuch enthält von F. zwei Lieder (Nr. 44 und 45); das Lied „Fahre fort, Zion“, wie es hier steht (209), hat er wesentlich umgearbeitet. – F. wurde 1777 zum Birthälmer Pfarrer und Superintendenten gewählt (beide Stellen waren damals vereinigt); er nahm die Wahl nicht an, weil er Hermannstadt nicht verlassen wollte und die Synode gegen die Uebertragung der Superintendentur hierher Anstände erhob.

Siebenbürgische Quartalschrift IV. 95. Trausch, Schriftstellerlexikon I. 316.