Zum Inhalt springen

ADB:Fischer, Johann Conrad

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Fischer, Johann Conrad“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 75–76, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Johann_Conrad&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 01:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 7 (1878), S. 75–76 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Conrad Fischer (Metallurge) in der Wikipedia
Johann Conrad Fischer in Wikidata
GND-Nummer 119310430
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|7|75|76|Fischer, Johann Conrad|Hermann Wartmann|ADB:Fischer, Johann Conrad}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119310430}}    

Fischer: Johann Conrad F., Metalltechniker, geb. 22. Sept. 1773 zu Schaffhausen, † 26. Decbr 1854 ebendaselbst. – Unter sorgfältiger und strenger Erziehung im elterlichen Hause besuchte F. die Schulen seiner Vaterstadt und trat im 14. Jahre bei seinem Vater in die Lehre, der den Beruf eines Kupferschmiedes, die Anfertigung von Feuerspritzen und die Glockengießerei betrieb. In Ermangelung höherer Schulen für berufliche Ausbildung suchte und fand der lernbegierige Lehrling Anleitung zu naturwissenschaftlichen und mathematischen Studien bei mehreren Männern von wohlverdientem wissenschaftlichem Rufe, die damals in öffentlicher Stellung oder als Private zu Schaffhausen lebten. Nach vollendeter Lehrzeit durchwanderte er, praktisch und theoretisch tüchtig vorbereitet, Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen, England und Frankreich, und trat nach seiner Rückkehr in das väterliche Geschäft. Neben dessen Führung begann er sich aber in verschiedenen metallurgischen Neuerungen zu versuchen. Schon im ersten Decennium dieses Jahrhunderts gelang ihm in selbsterfundenen Schmelzöfen und Tigeln die Herstellung des Gußstahls zuerst auf dem Continente, denn zu jener Zeit wurde dieser Stahl nur in England unter strengster Geheimhaltung des Processes angefertigt. Der Ruf seines Fabrikats verbreitete sich bald weit über die engen Grenzen seines Vaterlandes, und seine Arbeiten in Legirung verschiedener Metalle brachten ihn in mannigfaltige Berührung mit den ersten Chemikern und Metallurgen seiner Zeit. Der Januar des Jahres 1814 brachte ihm sogar den Besuch des russischen Kaisers in seinem verborgenen Mühlethale bei Schaffhausen. Das Geschenk eines kostbaren Ringes, mit dem ihm Alexander I. seine Anerkennung bezeigte, nahm F. mit dankbarer Freude an; der Einladung des Kaisers zur Uebersiedelung nach Rußland zu entsprechen, konnte er sich, trotz der verlockenden Aussicht auf eine weit größere und lohnendere Wirksamkeit, aus Anhänglichkeit an sein Vaterland und aus Rücksicht auf seine zahlreiche Familie nicht verstehen. – Inzwischen wurden die Werkstätten Fischer’s immer mehr eine große Versuchsstation für die verschiedensten Erfindungen und Verbesserungen auf dem Gebiete der metallurgischen Technik. Zu der Gußstahlfabrikation trat zuerst die Feilenfabrikation; hierauf diejenige von Meteorstahl, einer Legirung von verschiedenen, in den Meteorsteinen vorkommenden Metallen, welche die Grundlage des ächten Damascenerstahls bilden; und zu ganz besonderer Vollkommenheit brachten F. und seine Söhne die Darstellung des schweiß- und hämmerbaren Eisengusses. Für die meisten seiner Erfindungen erwarb F. Patente und ausschließliche Privilegien in den österreichischen Staaten, wo er (in Niederösterreich) in dem Jahre 1825 ein eigenes Etablissement für die Fabrikation von Meteorstahl, Gußstahl und Feilen gründete, das jetzt noch von einem Sohne [76] in großem Maßstabe betrieben wird. Was man von Neuerungen nicht selbst ausbeuten wollte, wurde gegen Abfindung anderen Unternehmern überlassen. – Wie es in der Schweiz hergebracht ist, widmete F. auch dem öffentlichen Dienste in engeren und weiteren Kreisen keinen geringen Theil seiner Kräfte: als Präsident des Stadtraths von Schaffhausen, als Kantonsrath, als Gesandter bei der eidgenössischen Tagsatzung, als Oberstlieutenant der Artillerie. Wie in seinem Berufe, so ging auch in dem politischen Leben seine Vorliebe mehr auf das Erhalten und Verbessern, als auf das Niederreißen und Neubauen. Strenge Gerechtigkeit und Beharrlichkeit waren die Grundzüge seines Charakters, ein einfaches Familienleben die nie versiegende Quelle innerer Zufriedenheit. Seine größeren Reisen hat F. mit gewandter Feder selbst beschrieben und bei Sauerländer in Aarau im Drucke erscheinen lassen.