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ADB:Flüggen, Gisbert

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Artikel „Flüggen, Gisbert“ von Friedrich Pecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 140, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fl%C3%BCggen,_Gisbert&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 12:14 Uhr UTC)
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Flüggen: Gisbert F., Genremaler, geboren in Köln am 9. Februar 1811, gestorben zu München am 3. September 1859. In Düsseldorf gebildet, kam F. schon Mitte der dreißiger Jahre nach München und machte sich dort durch sein coloristisches Talent und eine freiere malerische Behandlung, als die bis dahin gebräuchliche rasch bekannt. Noch mehr dadurch, daß er zuerst, wol durch Greuze, mit dem er überhaupt Verwandtschaft zeigt, veranlaßt, gewöhnlich seine sittenbildlichen Darstellungen ins Rococo verlegte. Er schildert aber ungleich diesem meist das Leben der höheren Stände, und lehnte sich dabei in München alsbald an jenes in der neuen Pinakothek befindliche Meisterwerk Wilkie’s „Die Testamentseröffnung“ an, das überhaupt einen so großen Einfluß auf die gesammte deutsche, ja europäische Sittenbilddarstellung ausgeübt. Indeß bleibt er an Schärfe der Charakteristik, des Benehmens seiner Figuren, wie ihrer frappanten Individualisirung weit hinter seinem Vorbild zurück, und ist noch entfernter von dessen herrlichem, satyrischem Humor, sondern meist sentimental in Iffland’scher Art, zeichnet mühsam und producirt überhaupt schwer, wenn auch nicht ohne echt künstlerisches Gefühl. „Schachspieler“, „Eine Proceßentscheidung“, „Die Einführung einer bürgerlichen Braut in eine altadliche Familie“, „Eine Testamentserschleichung durch Jesuiten“, „Die Auspfändung eines genialen jungen Musikers, der von seiner Frau getröstet, von einer alten Tante im letzten Augenblick ausgelöst wird“, „Wiedergenesende“ u. dgl. gefühlvolle Familienscenen sind seine Lieblingsthemata. Doch malte er u. a. auch „Die letzten Augenblicke des Königs Friedrich August von Sachsen“. In München führte er zuerst das unmittelbare Benutzen der Natur aufs Bild, die eigentliche Modellmalerei ein, erwarb sich aber auch viel Verdienst durch Ausbildung der „Stimmung“, die an seinen Bildern eigentlich das Werthvollste bleibt. Sein letztes unvollendet gebliebenes Werk „Das Vorzimmer eines Fürsten“ in der neuen Pinakothek zu München legt von seiner keineswegs zu verachtenden malerischen Begabung Zeugniß ab.