ADB:Foglár, Ludwig

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Artikel „Foglár, Ludwig“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 613–614, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fogl%C3%A1r,_Ludwig&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 01:30 Uhr UTC)
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Band 48 (1904), S. 613–614 (Quelle).
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Foglár: Ludwig Stephan F., lyrischer Dichter, wurde am 24. December 1819 in Wien als Sohn eines k. k. Rechnungsrathes geboren, widmete sich an der dortigen Hochschule dem Studium der Philosophie und modernen Sprachen und trat dann aus Neigung in den Handelsstand. Er erhielt 1842 eine Anstellung als Beamter bei der österreichischen ersten Donaudampfschifffahrtsgesellschaft und ist als solcher bis zu seinem Tode ununterbrochen thätig gewesen. Im J. 1843 verheiratete er sich mit der geistvollen Nichte des berühmten Pädagogen und Mathematikers Dr. Leopold Schulz von Straßnitzky, mit der er seit 1845 in Pest und seit 1850 wieder in Wien lebte, und die ihm 1865 durch den Tod entrissen wurde. Seine amtliche Stellung gab ihm Gelegenheit, die Sehnsucht seines Lebens stillen und die weite Welt schauen zu können. Er sah Deutschland, Ungarn, Italien, die Schweiz, Griechenland, die Türkei, Kleinasien, Frankreich und England, und diese Reisen hat er in den verschiedensten Tagesblättern geschildert. Seine litterarischen Arbeiten wurden 1857 von der Universität Gießen durch Verleihung des Ehrendiploms eines Dr. phil. gewürdigt. Im J. 1870 verheirathete er sich wieder, und zwar mit der Tochter des bekannten Dichters Ludwig Deinhardstein. Er starb in Kammer am Attersee während eines Sommeraufenthalts am 15. August 1889. – F. ist besonders als lyrischer Dichter thätig gewesen, wenn er sich auch hin und wieder auf dramatischem und novellistischem Gebiete versucht hat. So hat er während seines Aufenthalts in Pest an den deutschen Theatern in Ofen und Pest folgende Dramen zur Aufführung gebracht: „Miß Dora Jordan“, „Die Stiefmutter“, „Geheimnisse der Bildung“, „Ein guter Kerl“, „Philister und Industrieritter“, die aber nicht im Buchhandel erschienen sind. Dagegen veröffentlichte er 1847 u. d. T. „Verworfene Schauspiele“ (d. h. von den Theaterdirectionen zurückgewiesene Schauspiele) vier Dramen von Levitschnigg, Karl Arnold, Adolf Foglár (seinem Bruder) und Ludwig F. Seine Arbeit war ein Lustspiel, „Der Blaustrumpf“, ein munteres Stück mit geschickter Lösung der verwickeltsten Situationen und charakteristischer Zeichnung der handelnden [614] Personen. Auf novellistischem Gebiet bot uns F. „Erzählungen und Novellen“ (1858) und gemeinschaftlich mit seinem Bruder Adolf ein „Novellenbuch“ (II, 1863) dar. Fruchtbarer ist er indeß als lyrischer und epischer Dichter gewesen. Wir besitzen von ihm „Cypressen. Dichtungen“ (1842), „Strahlen und Schatten. Gedichte“ (1846), „Ein Stück Leben. Gedichte“ (1847), „Freiheitsbrevier. Gedichte“ (1848), „Neue Gedichte“ (1859), „Still und bewegt. Gedichte“ (1860), „Freudvoll und leidvoll. Neue Gedichte“ (1867), „Gedichte. Neue Sammlung“ (1883), „Ausgewählte Gedichte“ (1889) und die erzählenden Dichtungen „Clara von Vissegrad“ (1847), „Geschichten und Sagen“ (1848), „Schillerlegenden“ (1859), „Donausagen“ (1860), „Reliquien eines Honved“ (anonym, 1861), „Minnehof. Roman in Liedern“ (1864), „Beethoven. Legenden“ (1870), „Geschichten und Gedenkblätter“ (1883). Daß F. dichterisches Talent besitzt, ist unbestritten; aber ebenso gewiß ist es, daß dieses Talent doch nicht die völlige Ausreifung erfahren hat. Sein kunstwarmes, redliches Streben, seine Kunstgesinnung wird gern anerkannt; auch gelingt ihm das Formen einer lyrischen Empfindung, einer sinnenden Betrachtung des Lebens besser, als die epische Plastik gelingt, weßhalb denn auch seine erzählenden Dichtungen den rein lyrischen nicht gleich kommen.

Persönliche Mittheilungen. – Illustrirtes Musik- und Theater-Journal. 1. Jahrg. 1876, Nr. 41. – Karl Leimbach, Die deutschen Dichter der Neuzeit und Gegenwart. Kassel 1885, Bd. II, S. 175.

Adolf F., geboren am 7. März 1822 in Wien, studirte daselbst die Rechte und trat dann in den öffentlichen Justizdienst, den er aber 1848 mit dem Militärdienste vertauschte. Als Oberlieutenant schied er 1854 aus demselben und trat wieder in den Justizdienst zurück. Er wurde zunächst Rathssecretär beim Comitatsgericht zur Trentschin in Ungarn, 1860 bei der Entfernung der deutschen Beamten aus Ungarn zur Disposition gestellt, 1861 aber als Landgerichtsrath in Korneuburg wieder in den Justizdienst übernommen. Von hier kam er in gleicher Eigenschaft nach Steyr, trat 1887 als Oberlandesgerichtsrath in den Ruhestand und siedelte nun nach Iglau in Mähren über, wo er am 27. Juli 1900 starb. Außer den genannten Arbeiten ließ er als Manuscript drucken die Trauerspiele „Peter Tell; – Susanna; – Sophonisbe; – Glut und Flut; – Horatio Nile; – Olympia“ und das Lustspiel „Der neue Kalender“. Seine beste Arbeit ist indeß das litterarhistorische Werk „Grillparzer’s Ansichten über Litteratur, Bühne und Leben“ (1872, 2. Aufl. 1891), die ihr Entstehen einem 30jährigen Verkehr mit Franz Grillparzer verdankt.