ADB:Franz, Agnes
Geßner’s Idyllen und Schiller’s Gedichte. Seit ihrer Einsegnung lebte sie mit ihrer Mutter in und bei Schweidnitz. Von hier aus veröffentlichte sie zuerst in der Erfurter Frauenzeitung, dann in Th. Hell’s Abendzeitung ihre lyrischen Dichtungen. Sehnsucht nach reinerem, höherem Glück, Wehmuth es nicht auf Erden zu finden und inniges, nach oben strebendes Lieben und Hoffen sind die Fäden, die sich durch die meisten ihrer Lieder ziehen. Von Einfluß auf ihren Bildungsgang war namentlich ein Aufenthalt in Dresden (1821), wo der Verkehr mit Künstlern und Schriftstellern ihrem Streben besondere Anregung gab. Ebenso ermunterte sie das Accessit eines in der Urania ausgesetzten Preises für ein größeres romantisches Gedicht, welches ihrem „Sonnenheld“ zu Theil wurde, zu rüstigem Schaffen. Nun erschien 1823 „Glykerion“, eine Sammlung von kleinen Erzählungen und Romanen, welcher 1825 (Leipzig) „Erzählungen und Sagen“ und 1826 in zwei Bänden eine Sammlung ihrer schon in verschiedenen Jahrbüchern veröffentlichten Gedichte folgte. Diese sind zum größeren Theile religiösen, zum kleineren erzählenden Charakters. Auch hatte sie in Schweidnitz schon ihren größeren Roman in Briefen „Angela“ geschrieben, der jedoch erst 1831 in 4 Bänden gedruckt wurde. Der Tod ihrer Mutter 1822 veranlaßte sie ihren Wohnsitz an den Rhein zu verlegen, wo sie theils in Wesel, theils in Siegburg bei Bonn im Hause ihrer verheiratheten Schwester bis 1830 lebte. Mit dieser ging sie dann nach Brandenburg a. d. H. und kehrte endlich 1837 in ihre schlesische Heimath nach Breslau zurück, wo sie am 13. Mai 1843 in allgemeinster Achtung starb. Obschon sie die lyrische und erzählende Dichtung bis an ihr Ende fleißig pflegte – die erste Sammlung ihrer Gedichte erlebte [315] 1836 eine zweite Auflage, und dieser folgte 1837 eine neue Sammlung – so hatte sie doch schon früh sich auch zur erzählenden Prosa gewendet und übte diese mit vielem Erfolg. In Wesel gab sie 1829 „Parabeln“, in 2. und 3. Auflage 1834 und 1841, 1830 „Volkssagen“ heraus. Die Erziehung der Kinder ihrer Schwester war für sie Anlaß geworden, sich vorzugsweise der Schriftstellerei für Kinder zu widmen. Ein leichter, dem Kindesalter entsprechender Erzählerton stand ihr dafür in vorzüglicher Weise zu Gebote; die reinsten, edelsten Tendenzen beseelten ihre kleinen Productionen, mit großer Gewandtheit handhabte sie die verschiedensten Formen, als Fabeln, Parabeln, Märchen, Erzählung, dramatische Spiele, Räthsel, Sprichwörter etc., und so kam es, daß ihre Schriften sich bald großer Beliebtheit und weiter Verbreitung erfreuten. Noch heute haben sich viele ihrer Schöpfungen in Schullesebüchern als Musterstücke erhalten und werden dort ihren Platz behaupten, während ihr Roman freilich längst vergessen ist. – Außer den schon erwähnten Schriften erschienen: „Cyanen. Eine Sammlung Erzählungen“, 2 Bde. 1833 und 35; „Stundenblumen. Eine Sammlung Polterabendscenen etc.“, 1833; „Niederhein. Taschenbuch für 1834“; „Andachtsbuch für die Jugend“, 1838; „Führungen“, 1840; „Buch für Kinder“, 2 Bde. 1841; „Kinderlust“, 1841; „Kindertheater“, 1841; „Kinderschatz“, 1841; „Vermächtniß an die Jugend“, 1845; „Buch der Kindheit und Jugend“, 1850.
Franz Agnes F., Dichterin und Jugendschriftstellerin, wurde geb. 8. März 1794 zu Militsch in Schlesien. Ihren Vater, Regierungsrath an genanntem Orte, verlor sie frühzeitig und wurde nun von ihrer Mutter in Steinau a. O. unterrichtet. Früh schon zeigte und entwickelte sie poetische Anlagen. Körperliche Leiden und namentlich die durch einen Sturz aus dem Wagen veranlaßte Verkrümmung ihres Rückgrades gaben ihr eine aufs Innerliche gekehrte Geistesrichtung, die sich in poetischen Ergüssen äußerte. Vorbilder dabei waren ihr- Eine Lebensskizze von ihr (Breslau 1846) und ihren litterarischen Nachlaß mit Biographie in 4 Bänden gab Julie von Großmann (Berlin 1844 u. 45) heraus. Wahrscheinlich eine Selbstbiographie bis zum Jahre 1837 enthält Nowacks schles. Schriftstellerlexikon 2. Heft.