ADB:Friedrich (Herzog von Württemberg-Neuenstadt)

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Artikel „Friedrich, Herzog von Würtemberg-Neuenstadt“ von Bernhard Kugler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 48–49, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_(Herzog_von_W%C3%BCrttemberg-Neuenstadt)&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 05:43 Uhr UTC)
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Friedrich, Herzog von Würtemberg-Neuenstadt, geboren am 19. December 1615, gestorben am 24. März 1682, war der dritte Sohn des Herzogs Johann Friedrich von Würtemberg, der von 1608–28 regiert hat. Er empfing eine sorgfältige Erziehung und wurde im J. 1630 mit seinen Brüdern Eberhard und Ulrich zu weiterer Ausbildung auf Reisen geschickt. Als die Prinzen nach Lyon kamen, herrschte hier gerade eine pestartige Epidemie, von welcher ihr Hofmeister Raspin sofort ergriffen wurde. Eberhard und Ulrich flohen eilends nach Genf, während F. bei dem Erkrankten bis zu dessen Tod verweilte, dafür aber eine Zeit lang an derselben Krankheit schwer zu leiden hatte. Nach seiner Genesung ging auch er nach Genf und blieb dort drei Vierteljahre, mit „standesgemäßen Exercitien“ beschäftigt. Von 1631–34 blieb er in Würtemberg, trat jedoch noch im Frühling des letztgenannten Jahres eine längere Reise durch Frankreich, Italien und England an, bis ihm endlich gemeldet wurde, daß in Folge der Schlacht bei Nördlingen sein Bruder Eberhard III. aus Würtemberg geflohen und das ganze Herzogthum von den Truppen Kaiser Ferdinands II. besetzt und entsetzlich verheert worden war. Auf diese Trauerkunde hin beschloß er, den ihm verwandten dänischen Hof aufzusuchen, wo er auch von König Christian IV. sehr gütig aufgenommen, eine Zeit lang unterhalten und schließlich mit Empfehlungsschreiben an Kaiser Ferdinand versehen wurde. 1637 reiste er nach Wien und suchte dort die Rückgabe Würtembergs an seinen Bruder Eberhard zu erwirken. Der Kaiser lehnte diese Zumuthung ab, bot dafür aber dem Prinzen selber das ganze Herzogthum an, wenn er seinerseits zum katholischen Glauben übertreten wolle. F. widerstand dieser Verlockung in würdiger Haltung und erreichte nun wenigstens, daß ihm die Einkünfte einiger würtembergischer Aemter zu seinem Unterhalte angewiesen wurden. Nachdem er darauf in das Herzogthum zurückgekehrt war, erhielt er jedoch nichts von dem Versprochenen, und als sein Bruder 1638 endlich wieder zur Regierung gelangte, das ausgesogene Land aber die fürstliche Familie kaum zu ernähren vermochte, verließ er abermals die Heimath, um nunmehr bei den Feinden des Hauses Oesterreich in Kriegsdienst zu treten. Zunächst hat er sich da dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar angeschlossen. Nach dessen Tod hat er, wie die ganze weimarische Armee, französischen Sold genommen und von 1646–48 dem Landgrafen Wilhelm VI. von Hessen-Kassel als Generalmajor gedient. Im Kriege war er in seinem rechten Element, da er Umsicht und Ausdauer mit stürmischer Tapferkeit verband. Schon Herzog Bernhard zeichnete ihn aus und die Franzosen übergaben ihm zwei Regimenter, mit deren einem er in dem Treffen auf der Kempener Haide am 17. Januar 1642 drei Regimenter des kaiserlichen Generals Lamboy zersprengte, bei 1000 Gefangene machte und viele Fahnen erbeutete. Seine bedeutendste Waffenthat aber glückte ihm am 14. Juni 1648 bei Grevenbroich, wo er den Sieg, den derselbe General Lamboy über die hessischen Truppen schon beinahe vollständig errungen hatte, durch festen Widerstand und kühnen Angriff in eine Niederlage verkehrte. – Nach Abschluß des westfälischen Friedens kehrte er nach Würtemberg zurück und einigte sich mit seinem Bruder, Herzog Eberhard III., im J. 1649 dahin, daß er als Grundlage für ein standesgemäßes Leben die würtembergischen Aemter [49] Neuenstadt und Möckmühl nebst einem Theil von Weinsberg erhalten solle. Hier hat er dann als ein gerechter, gütiger und sparsamer Herr gewaltet, so daß er das Wohl seiner Unterthanen mannichfach förderte und einen Theil seiner Einkünfte, sobald nur dieselben in der nächstfolgenden Friedenszeit reichlicher zu fließen anfingen, zu edleren Luxusausgaben übrig behielt. Er hat in seiner Residenz zu Neuenstadt allmählich eine Bibliothek von mehr als 20000 Nummern gesammelt, dazu ein Münzcabinet von einigen 1000 Stücken und eine werthvolle Rüst- und Kunstkammer. Der König von Dänemark ehrte ihn noch im J. 1666 durch Ertheilung des Elephantenordens und für den Krieg des deutschen Reiches gegen Ludwig XIV. wurde er 1674 zum Generalfeldzeugmeister und General der Infanterie ernannt, ohne jedoch in dieser Stellung noch wirklich am Kampfe Theil zu nehmen. – Im J. 1653 hatte sich F. mit Klara Augusta, der Tochter des Herzogs August von Braunschweig, vermählt. Mit derselben erzeugte er zwölf Kinder, von denen aber nur drei Söhne – Friedrich August, Ferdinand Wilhelm und Karl Rudolf – den Vater überlebten. F. bemühte sich mit großer Sorgfalt um die Erziehung dieser Prinzen; vor allem aber vererbte er ihnen seinen regen Geist und seine militärische Befähigung, so daß sich dieselben, und besonders die beiden Jüngeren, in den Kriegen der nächstfolgenden Jahrzehente gegen Türken und Franzosen vielfach auszuzeichnen und endlich hohen Feldherrnruhm zu erringen vermochten. Nach längerem Kränkeln starb F. am 24. März 1682. Seine Leiche wurde in der Stadtkirche zu Neuenstadt beigesetzt.

Christliche Klag- und Trostpredigt auf Herzog Friedrichs Tod, gedruckt zu Augsburg 1683. Sattler, Gesch. des Herzogthums Würtemberg, XI. S. 2 ff. Pfaff, Würt. Heldenbuch, S. 18 ff.