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ADB:Friedrich I. (Erzbischof von Köln)

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Artikel „Friedrich I., Erzbischof von Köln“ von Hermann Cardauns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 535–538, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_I._(Erzbischof_von_K%C3%B6ln)&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 08:40 Uhr UTC)
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Friedrich I., Erzbischof von Köln (1100–31). Nach dem Tode Hermanns III. wurde durch königliche Ernennung (zu Speier Anfang Januar 1100) der junge Bamberger Canonicus F. auf den Kölner Erzstuhl erhoben. Eine [536] sehr zweifelhafte Notiz macht ihn zum Sohn des Markgrafen Engelbert II. von Istrien, anderswo wird die Schwarzenburg an der bairisch-böhmischen Grenze als sein Stammschloß genannt. F., der sich in Frankreich zu den Füßen Gerhards von Bayeux, des nachmaligen Bischofs von Angoulême, eine nicht gewöhnliche Bildung erworben hatte, empfing am 11. November 1100 die bischöfliche Weihe. Bei dem Feldzug gegen Flandern (1102) leistete er dem König Heinrich IV. gute Dienste, machte auch einen Versuch, seinen empörten Sohn mit ihm zu versöhnen, trat aber (gegen Ende 1105) zu diesem über. Die Angabe, er sei bei der unwürdigen Abdankungsscene zu Ingelheim betheiligt gewesen, ist sehr unsicher. Die Stadt Köln folgte dem Beispiel ihres Erzbischofs nicht, blieb vielmehr die festeste Stütze des alten Königs am unteren Rhein, hielt mehrere Belagerungen aus und machte erst nach Heinrichs IV. Tode ihren Frieden mit seinem Sohne. In Folge seines Uebertritts erhielt F. die päpstliche Bestätigung, nachdem die Inhaber des Kölner Stuhls ein Menschenalter hindurch der Anerkennung Roms entbehrt hatten. Wenn er wirklich, wie vereinzelt berichtet wird, schon auf der Synode von Troyes (Mai 1107) wieder suspendirt wurde, so kann es sich nur um eine vorübergehende Maßregel gehandelt haben. In der nächsten Zeit finden wir ihn vielfach in der Umgebung Heinrichs V., so beim Reichstag zu Speier, beim flandrischen und ungarischen Feldzug, 1109 führte er in Rom die Verhandlungen über die Kaiserkrönung. Als Heinrich im Herbst des folgenden Jahres den Römerzug antrat, war der Erzbischof nicht bei ihm, noch im December weilte er am Rhein. Gleich darauf muß er nachgereist sein, denn bei der Gefangennehmung Papst Paschalis II. (Februar 1111) war er bereits in Rom und soll sich bei der Vertheidigung der Tiberbrücke besonders ausgezeichnet haben. Den Vertrag, durch welchen Paschalis in der Investiturfrage vorläufig nachgab, hat er mitunterschrieben. Bald darauf aber trennte er sich allmählich vom Kaiser, mied ihn, wo er konnte, ohne sich jedoch an den ersten Aufständen zu betheiligen. Erst als (1114) die Stadt Köln sich gegen Heinrich empörte, erklärte auch F. seinen Abfall und gab damit das Zeichen zu einem weitverbreiteten Aufstand, dem sich die Herzoge von Limburg und Niederlothringen, die Grafen von Arnsberg und zahlreiche sonstige niederrheinische und westfälische Herren anschlossen. Im Laufe des Jahres kam es in der Kölner Gegend zu einer Reihe heftiger Gefechte, bis im Herbst die Kaiserlichen bei Andernach eine schwere Niederlage erlitten. Neben Adalbert von Mainz erscheint F. jetzt als Führer der Opposition. In Köln sprach der Legat Kuno von Palästrina (Ostern 1115) über den Kaiser den Bann aus, im Herbst tagte daselbst eine große Versammlung der aufständischen Fürsten. Nachdem Heinrich wieder nach Italien gegangen war, vollzog F. (Herbst 1116) in Mainz durch Weihe des nicht investirten Bischofs von Verden einen praktischen Protest gegen die kaiserlichen Ansprüche. Er betheiligte sich an der Belagerung der kaiserlichen Feste Limburg, knüpfte Verbindungen mit den Mailändern an und verkündete (Anfang 1117) auch persönlich gegen Heinrich die Excommunication. Auf der stark besuchten Kölner Synode, welche der Legat Kuno (Mai 1118) abhielt, wurde der Bann nochmals wiederholt. Jedoch gewann Heinrich, Herbst 1118 nach Deutschland zurückgekehrt, rasch wieder an Ansehen, die bisher so compacte Fürstenpartei fiel auseinander, vergeblich versuchte Adalbert von Mainz, nach dem Scheitern der Rheimser Friedensverhandlungen, die alten Verbündeten zu gemeinsamer Erhebung zu vereinigen, und da sich, anläßlich der bei Besetzung des Bisthums Lüttich ausgebrochenen Wirren, in Lothringen, dem früheren Hauptheerde der Opposition, eine starke kaiserliche Partei gebildet hatte, so gerieth F. in eine bedenkliche Lage. Ende 1119 folgte er einer Ladung des Kaisers nach Aachen, ohne sich jedoch mit ihm zu einigen, und der Uebertritt Kölns [537] zu Heinrich nöthigte ihn zur Flucht nach Sachsen. Den wiederholt unterbrochenen Friedensversuchen der nächsten Jahre stand er gewiß nicht fern, setzte jedoch den Widerstand bis in das J. 1122 hinein, in welchem er die kaiserliche Burg Kerpen einnahm, fort. Kurz darauf ging er nach Worms und unterzeichnete hier als Erzkanzler für Italien das Concordat. Während der letzten Lebensjahre Heinrichs tritt sein Einfluß auf die Reichsangelegenheiten ganz zurück, nach dem Tode des Kaisers aber tritt er sofort mit Adalbert von Mainz als Führer der antistaufischen Partei hervor. Erfolglos unterhandelte er mit Karl von Flandern wegen der Krone, hintertrieb in Mainz die Absichten Friedrichs von Schwaben und half die Wahl Lothars durchsetzen. Am 13. September 1125 krönte er diesen zu Aachen, bald darauf in Köln seine Gemahlin. Seltsam genug ist F., einer der Führer des Bundes, den die Kirche mit der Fürstenmacht gegen das salische Haus schloß, am Abend seines Lebens sowol mit dem Papstthum, wie mit dem neuen König in Conflict gekommen. Weshalb er Jahre lang jeder Begegnung mit Lothar auswich, darüber haben wir nur Vermuthungen, und ebenso sind die Ursachen seiner Suspension durch Papst Honorius dunkel. Erst im Mai 1129 söhnte er sich nach mehrjähriger Entfremdung mit Lothar aus, und dieser verwendete sich dann für ihn in Rom; jedoch ist die Suspension erst nach Honorius’ Tode aufgehoben worden. Im März 1131 nahm F. noch an der Zusammenkunft Lothars mit Innocenz II. zu Lüttich Theil, am 25. October des gleichen Jahres ist er auf seiner Feste Wolkenburg gestorben. – In seiner bischöflichen Stellung hat F., soweit die wenig zusammenhängenden Quellenangaben erkennen lassen, eine tiefeinschneidende Wirksamkeit ausgeübt. Eifrig erscheint er bemüht, seine Metropolitanrechte zur Geltung zu bringen. In die mannigfachen Zwiste mit seinen Suffraganen, namentlich in die endlosen Lütticher Wirren spielen natürlich auch die allgemeinen Gegensätze des Investiturstreites hinein. Diöcesan- und Provinzialsynoden hielt er häufig ab, auf einer derselben hat er den Kölner Zweig der Tanchelmitensecte, nicht ohne Anwendung von Gewalt, unterdrückt. In seiner Sorge für Reform und Ausbreitung des Ordenswesens stellt er sich neben den Klostergründer Anno. Dank seiner Freigebigkeit vermochte Siegburg, das Hauptkloster der Kölner Diöcese, nicht weniger als vier Filialen (Apollinarisberg, Fürstenberg, Zülpich, Nonnenwerth) zu gründen. Nach Steinfeld in der Eifel hat er Prämonstratenser, nach Camp bei Rheinberg Cistercienser gebracht. Auch die Anfänge des Klosters Dünwald bei Mülheim am Rhein fallen in sein Pontificat. Eine Reihe ausgezeichneter Männer hat ihn bei seinen Arbeiten für Hebung des kirchlichen Lebens unterstützt; so Abt Kuno von Siegburg, später Bischof zu Regensburg, Rudolf von St. Trond, der einige Jahre dem Kölner St. Pantaleonskloster vorstand, Rupert von Deutz und der h. Norbert, der Stifter der Prämonstratenser, zu welchem F. langjährige enge Beziehungen unterhielt. – Auch für die Befestigung seiner landesfürstlichen Macht scheint er gesorgt zu haben. In den Anfang seiner Regierung fällt eine der zahlreichen Kölner Fehden gegen Arnsberg, die erst im 14. Jahrhundert mit der Einverleibung der Grafschaft in das Stiftsgebiet ihr Ende erreichten. Von Paderborn erwarb er den Besitz von Padberg. Im Siebengebirge errichtete er die Feste Wolkenburg, auch die Erbauung der Rheinburgen Drachenfels und Rolandseck wird ihm zugeschrieben. Ueber das Verhältniß zu seiner Hauptstadt ist wenig bekannt, doch läßt die lakonische Notiz, 1115 sei in Köln eine coniuratio pro libertate geschlossen worden, vermuthen, daß unter ihm das Bürgerthum der rheinischen Metropole einen Schritt vorwärts auf der langen Bahn der Emancipation vom fürstbischöflichen Regiment gethan habe. Finanziell war seine Verwaltung von schlimmen Folgen für das Stift; lange noch haben seine Nachfolger mit den Verpfändungen zu [538] thun gehabt, zu welchen ihn seine Kriege nöthigten. – Für eine vollständige Charakteristik seiner Persönlichkeit ist das vorhandene Quellenmaterial zu spärlich. Jedenfalls war er ein Mann von seltenen Eigenschaften. Mit ihm tritt die Kölner Bisthumsgeschichte nach den drei wenig bedeutenden Nachfolgern des gewaltigen Anno zuerst wieder in ein helleres Licht; neben Rainald und Philipp ist dieser letzte Investiturbischof die großartigste Figur, welche das 12. Jahrhundert auf dem Kölner Stuhle gesehen hat.

H. C. Stein, De Friderico archiepiscopo Coloniensi. Dissert. Monaster. 1855. Vgl. Ennen, Geschichte der Stadt Köln, Bd. I.; Giesebrecht, Kaiserzeit, Bd. III. u. IV.; Kolbe, Erzb. Adalbert I. von Mainz und Heinrich V., Heidelberg 1872.