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ADB:Gaißer, Jakob Emanuel

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Artikel „Gaißer, Jakob Emanuel“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 239–240, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gai%C3%9Fer,_Jakob_Emanuel&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 00:22 Uhr UTC)
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Gaißer: Jakob Emanuel G., Genremaler, geboren am 21. November 1825 zu Augsburg, erhielt als der Sohn eines geachteten Zeichnungslehrers die erste nachhaltige Grundlage, kam zu Johann Geyer (1807–1875) an die Kunstschule, wo viele junge Kräfte, wie z. B. Joseph Scherer, David Heinemann u. A. bleibende Anregung und Förderung und alle Vorbildung zum Eintritt an der Münchener Akademie fanden. Hier trat G. in die Malschule [240] von Clemens Zimmermann und in die Componirabtheilung von Jul. Schnorr; weiteren Einfluß übte sein jugendlicher Freund Ferdinand Wagner (1820 bis 1881), ein vielseitiger, hochbegabter Techniker, welcher später die Bilder am Fugger-Haus zu Augsburg freskotirte und die Stadtpfarrkirche zu Friedberg mit einem prachtvollen Cyklus schmückte. Wagner gedachte den für blühende Farbengebung sehr empfänglichen Genossen der kirchlichen Kunst zuzuführen, G. aber begnügte sich mit dem bescheidenen Amt eines Lehrers an der Feiertags-Fortbildungsschule zu Augsburg. Erst 1863 legte G. diese Stelle nieder, um sich zu München ganz der Kunst hinzugeben. Hier schuf er nun, in Geyer’s Fußstapfen tretend, eine Reihe von heiteren, in Zeichnung und Farbe sehr durchgebildeten Genrestücken, welche er am liebsten in das Kostüm des XVII. Jahrhunderts und des folgenden Rococo kleidete. Familienconcerte, Münchhausiaden, Kaffeevisiten (1863), militärische Einquartierungen auf Schlössern oder Klöstern gelangen ihm in hervorragender Weise; dazu kamen Antichambrescenen, Karten- und Würfelspieler, Raucher und Kneipbrüder, singende, schäkernde und charmirende Kriegsknechte und Soldateska, größtentheils im Geiste von Greifenson’s berühmtem Sittenroman des „Simplicissimus“, womit G. längst vor dem Italiener Vinea mit tollem Zecher- und Kellertreiben ein dankbares Publicum fesselte. Seine kleinen, immer originellen, wohl durchgearbeiteten Bilder gefielen, fanden Nachfrage und Käufer und erregten das Interesse der Kunsthändler. Darunter das, freilich auch schon vor und nach G. oft behandelte Thema „die zähe Gans“, „Der fatale Knopf“ (Knoten im Schnupftuch), etliche Condolenz- und Digestionsvisiten; zarte und zärtliche Angelegenheiten und Herzensgeschichten mit Zofen, Kammerkätzchen, clavierspielenden Backfischen und Dämchen, „Gefundene Herzen“ und „Mondscheingeschichten“ gab er im immer neuen Wechsel. Illustrirte Zeitschriften und photographische Verleger machten gute Geschäfte und trugen den Namen des Künstlers ins weite Publicum. Als G. nach langem Leiden am 21. Januar 1899 starb, überließ er seinem Sohne Max G. ein wohl vorgearbeitetes Feld, welches derselbe mit deliciöser Zeichnung, reizender Farbe und subtiler glänzender Technik weiter bebaute.

Vgl. Nr. 2233 d. Illustr. Zeitung, Leipzig, 17. April 1886. – Fr. v. Bötticher, 1895. I, 351. – Singer, 1896. II, 5. – Morgenblatt 24 d. Allgem. Zeitung v. 24. Jan. 1899. – Kunstvereins-Bericht f. 1899, S. 70. – Bettelheim’s Jahrbuch 1900, S. 58 f.