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ADB:Gallus de Novo Castro

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Artikel „Gallus de Novo Castro“ von Herman Haupt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 244–245, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gallus_de_Novo_Castro&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 12:17 Uhr UTC)
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Gallus: G. de Novo Castro, böhmischer Inquisitor, † um 1350. Nachdem schon im J. 1318 die Bekämpfung des in den slavischen Marken und Nachbarländern Deutschlands verbreiteten Waldenserthums seitens der römischen Kirche eingeleitet worden war, ist um das Jahr 1330 ein umfassender, energischer Feldzug gegen das Ketzerthum in den westslavischen Ländern eröffnet worden. Hierbei hat der Dominicaner Gallus de Novo Castro (Nimburg, Gratzen bei Budweis, Neuhaus?) eine hervorragende Rolle gespielt. Im J. 1335 zum Inquisitor für die Prager Diöcese bestellt, hat er namentlich in den erst jüngst germanisirten Landschaften des südlichen Böhmens die Verfolgung der dortigen Waldenser eifrig betrieben. Um 1340 begibt sich G. mit dem Freiherrn Ulrich v. Neuhaus nach Avignon, um mit dem Papste über eine festere Organisation der böhmischen Inquisition Verhandlungen zu pflegen. In der Zwischenzeit werden die kaum bekehrten südböhmischen Ketzer rückfällig, entziehen sich der gegen sie aufs neue eingeleiteten Untersuchung durch die Flucht oder aber setzen sich gegen ihre Verfolger zur Wehr, um sich an ihnen, die Waffen in der Hand, blutig zu rächen. Ulrich v. Neuhaus muß einen förmlichen Kreuzzug gegen seine aufrührerischen Unterthanen unternehmen, für den ihm der Papst besondere kirchliche Gnaden verleiht. Die Gefängnisse im Neuhauser Bezirke füllen sich rasch mit den festgenommenen Ketzern, so daß Papst Benedict XII. im September 1341 sich an den Bischof von Prag und den böhmischen Thronfolger, den späteren Kaiser Karl IV., mit der Aufforderung wendet, dem Inquisitor Gallus ausreichende Gefängnisse [245] zur Verfügung zu stellen. Die Folge war, daß Karl IV. um 1344 aus dem eingezogenen Vermögen der verurtheilten Ketzer eine Anzahl von Häusern zu Prag erwarb, die zusammen mit der Kirche St. Johann am Geländer fortan den Zwecken eines ständigen böhmischen Inquisitionsgerichtes dienten. Vielleicht weil G. in Ausübung seines Berufes den Bogen allzu straff gespannt hatte, wurde er nach seiner Rückkehr aus Avignon in Prag überfallen und verwundet. Nachdem er nochmals im J. 1346 bei dem Papste Clemens VI. über den Mangel von Inquisitions-Gefängnissen Klage geführt hatte, ist G. kurz darauf, vermuthlich im J. 1350, gestorben.

Raynaldus, Annales ecclesiastici ad a. 1335, Nr. 61–62. – Codex diplomaticus et epistol. Moraviae VII, 157, 190. – Dudik, Auszüge für Mährens allgem. Geschichte aus den Regesten der Päpste (1885), S. 6 f., 14, 23, 31. – Tadra, Summa Gerhardi im Archiv f. österr. Gesch. 63, 369. – Tadra, Cancellaria Arnesti, ebenda 61, 388, 405, 550. – A. Frind, Kirchengeschichte Böhmens, Bd. II, S. 85 f. – H. Haupt, Waldenserthum u. Inquisition im südöstlichen Deutschland (1890), S. 30 ff.; – Derselbe, Deutschböhmische Waldenser um 1340, in der Zeitschrift für Kirchengeschichte, Bd. XIV, S. 1 ff.