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ADB:Gans, David

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Artikel „Gans, David“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 360–361, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gans,_David&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 02:31 Uhr UTC)
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Gans: David G., Historiker und Astronom, geb. 1541 in Westfalen, gest. am 25. August 1613 in Prag. Nachdem er in Bonn und in Frankfurt am Main sich talmudische Kenntnisse erworben hatte, begab er sich nach Krakau, wo er in der Schule des berühmten R. Mose Isserls seine eigentliche Ausbildung erhielt. Später hörte er auch die Vorträge des R. Löwe b. Bezalel in Prag und des kenntnißreichen R. Sinai, eines Bruders desselben. Durch diese [361] Männer, die Philosophie, Mathematik und Astronomie in den Kreis ihrer Studien zogen, erhielt G. die Anregung sich ernstlich auf diese Fächer zu verlegen. Eine Zeit lang hielt er sich in Nordheim auf, wo er den Euklid studirte, wohnte dann viele Jahre in seinem Heimatslande und machte sich nachher für die Dauer in Prag ansässig. Die Neigung für historische Studien, die er schon als Jüngling in sich trug, brachte hier in ihm den Entschluß zur Reife, die Geschichte der vergangenen Zeiten, für deren Kenntniß damals unter seinen Glaubensgenossen wenig Sinn vorhanden war, in einem hebräisch geschriebenen Werke darzustellen, das unter dem Titel „Zemach David“ im J. 1592 in Prag erschien. Der erste Theil desselben enthält Annalen der jüdischen, der zweite solche der allgemeinen Geschichte von ihren Anfängen bis in die Zeit des Verfassers hinab. In letzterem sind zumeist historische Schriften von Spangenberg, Laurentius Faustus, Hubertus Goltzius, Georg Cassius und Martin Bariok ausgezogen, wie er hier auch manches nach mündlichen Nachrichten und persönlicher Erfahrung darstellt, für ersteren benutzte er die jüdisch-historische Litteratur, soweit sie damals zugänglich war und Mittheilungen von Zeitgenossen. Eine für diese Zeit nicht gewöhnliche Thätigkeit entfaltete G. auf dem Gebiete der Astronomie. Er stand mit den von Rudolf II. nach Prag berufenen Astronomen Kepler und Tycho de Brahe in lebhaftem persönlichen Verkehre und nahm drei Tage hindurch in der Sternwarte zu Prag an ihren Arbeiten Theil. Auch mit Johann Müller stand er in wissenschaftlicher Correspondenz. Von den Werken, in welchen G. Mathematik, Astronomie und Kalenderwesen behandelte, ist nur das „Nechmad we-Naim“ betitelte Lehrbuch der mathematischen Geographie (davon eine Originalhandschrift im Franzensmuseum in Brünn aufbewahrt wird) im Druck erschienen (Jesnitz 1743), nachdem 1612 in Prag nur ein Theil derselben veröffentlicht wurde. Ihm soll auch ein unter dem Titel „Zurat ha-Arez“ in Constantinopel gedrucktes kosmographisches Werk angehören, als dessen Verfasser David „Absi“ genannt wird.

Zunz, Gesammelte Schriften I. S. 185, 186; Lieben, Grabsteininschriften des Prager israelitischen Friedhofs S. 10; Stößel in Löw’s Zeitschr. für jüd. Theologie, Jahrg. 8, S. 601; Brüll, das. S. 718 ff.