ADB:Gerber, Christian
Goethe’s Götz, erste Ausg. 1773). Das 24. Kapitel spricht von Stock- und Schalcks-Narren, das 26. „von der Trunckenhait“ und endlich das 74. „von Entblössung der Brüste“. Vgl. über ähnliche Behandlungen sogen. gottloser Sprüchwörter: C. Spangenberg, Elegantiarum veteris Adami decades sex, Eisl. 1562. 8. (München: Staatsbibl., bis jetzt unbekannter erster Druck); [719] J. Mart. Schamelius, Sprichwörter … Welche Zum Deckel der Sünde … vorgeschützet werden … Leipzig o. J. (1716), kl. 8 (in Dresden); E. Meißner, Gottlose Sprichwörter, Jena 1705, 8.; J. G. Schultze, De abusione quorundam prouerbiorum, Naumburg 1740, 4. Eine zweite proverbialische Schrift: „Sylvula sententiarum … Dresdeae … 1700“, 12. (München: St.-Bibl.) enthält 1983 lateinische und griechische meist prosaische und alphabetisch geordnete Sentenzen, die jedoch durch 1969 deutsche Sätze wiedergegeben sind. Diese Sylvula, zu deren Herausgabe, wie auch der vorigen Sammlung G. durch das Zureden des Theologen Chr. Scriver († 1693) bestimmt wurde, ist nun allerdings vollkommen frei von all jenen übel vermerkten anstößigen und „incivilen“ Sprüchen, aber sie ist auch frei von jedem volksmäßigen Kernspruche, Reime oder Redensart, und nur mit Mühe werden 400 deutsche Sprichwörter gefunden, die zu diesem Namen berechtigt sind und selbst diese gehören zu den gewöhnlichsten.
Gerber: Christian G., lutherischer Pfarrer und Schriftsteller, wurde 1660 zu Görnitz unweit Borna bei Leipzig geboren. Nachdem er 1679 zu Leipzig und 1684 zu Wittenberg, wo er auch die Magisterwürde erwarb, Theologie studirt hatte, wurde er 1685 Prediger zu Rothschönberg, 1690 zu Lockwitz in der Dresdener Inspection und starb daselbst den 25. Mai (nicht am 24. März) 1731. Er ist Verfasser des Kirchenliedes: „Wohl dem, der Gott zum Freunde hat“. Als Schriftsteller hat er sich durch mehrere Werke bekannt gemacht, deren insonderheit eines für die deutsche Sprichwörterkunde, sowie die Sittengeschichte des 17. Jahrhunderts bleibenden Werth behält. In diesem, welches den Titel führt: „Unerkannte Sünden der Welt …“ Dreßden 1690. 8. (dritte Edition: 3 Thle. Dreßden 1699. 8. [Weimar. Jahrbb. IV, 299]; vierte Edition ebend. 1701, 8), ergeht sich der Verfasser (S. 1267–86) über die „unchristlichen Sprüchwörter“, welches Kapitel er mit den folgenden Worten einleitet: „Nun werden etliche sehr grobe und unflätige Sprüchwörter folgen, da mir grauet, selbige fürzustellen, weil sie aber doch so gemein seyn, kan ich nicht für über. Die groben Säun, die von der Erbarkeit weder in Worten noch Werken nicht vil halten, pflegen zu einem Menschen, der ihren Gedancken nach zur Unzeit redet, zu sagen: Du solst nicht eher reden, biß die Kuhe nieset, alsdenn solstu sagen: Helfe dir Gott, liebe Große-Mutter … Es kömmet aber noch gröber und ärger. Viele sprechen aus Unwillen und Verachtung zu dem Nechsten: Thue mir was anders: Oder recht deutsch …“ (vgl.