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ADB:Glauber, Johann Rudolph

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Artikel „Glauber, Johann Rudolph“ von Albert Ladenburg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 221–222, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Glauber,_Johann_Rudolph&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 17:44 Uhr UTC)
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Glauber: Johann Rudolph G., einer der bedeutendsten Chemiker des 17. Jahrhunderts, geboren 1604 zu Karlsstadt in Franken. Man weiß von seinem Leben nur, daß er an verschiedenen Orten Deutschlands, namentlich in Kitzingen in Baiern, in Frankfurt a. M. und Köln lebte, von Köln nach Holland zog und dort 1668 in Amsterdam starb. G. vereinigt mit den Fehlern seines Zeitalters, übertriebener Anpreisung seiner Entdeckungen und Geheimnißkrämerei, eine scharfe Beobachtungsgabe und seine Schriften sind deutlicher als die seiner Zeitgenossen. An die Alchemie glaubte er und behauptet in seinem „Miraculum mundi“ ein allgemeines Auflösungs- und Heilmitttel für alle Krankheiten, das „Alkahest“ entdeckt zu haben. Die Darstellungsmethode aber verschwieg er: „damit man sie nicht zu üppigem, hoffärtigem und gottlosem Leben, dem armen menschlichen Geschlecht zum Schaden und Nachtheil, gebrauche.“ In der reinen Chemie erwarb sich G. viele Verdienste um die Darstellung der Mineralsäuren: er stellte Salzsäure und Salpetersäure auf directem Wege dar, durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Kochsalz und Salpeter und erhielt als Nebenproducte schwefelsaures Natron und -Kali. Das erstere, von ihm seiner großen Wirksamkeit halber sal mirabile, auch nach ihm sal Glauberii genannt, ist noch jetzt unter dem Namen Glaubersalz bekannt. G. beobachtete dabei schon eine heute vielfach benutzte Einwirkung der Salzsäure auf die Verdauung, indem er angibt, daß mit Salzsäure aufgefrischte Rosinen den Magen erfrischen. Ferner stellte G. viele Chlormetalle dar, unter anderen ätzendes Chlorarsen und Chlorzink, ja selbst das Chlor scheint G. schon gekannt zu haben. Er hatte überhaupt eine seine Zeit überragende, genauere Kenntniß über die Zusammensetzung der wichtigeren chemischen Präparate, theils durch die Art ihrer Synthese, theils durch Analyse. Auch in der theoretischen Chemie hat G. eine Bedeutung, denn er ist der Erste, der eine allgemein durchgeführte Idee hatte über die Wirkung der chemischen Verwandtschaft (d. h. der Kraft, mittels der verschiedenartige Körper ungleiche Neigung haben, sich mit anderen Körpern zu verbinden). Zwar gebraucht er den Namen „Verwandtschaft“ noch nicht, doch erklärt er in seinem Hauptwerk „Novi furni philosophici“, daß die Zersetzung des Salmiaks durch Kalk oder [222] Kali darauf beruhe, daß der eine Bestandtheil das Zersetzungsmittel „mehr liebt und auch von ihm geliebt wird“. In der technologischen Chemie ist G. gleichfalls sehr productiv gewesen: er arbeitete über die Darstellung des Glases, über die Bereitung des Salpeters, wobei er darauf aufmerksam macht, daß ein reines Abscheiden der Edelmetalle aus ihren Verbindungen durch Zusatz von Salpeter gefördert werde; er lehrte verschiedene Beitzen bereiten und sowol mineralische als vegetabilische Farbstoffe näher kennen und verarbeiten. In einem sechsbändigen Werke: „Teutschlands Wohlfarth“ bricht er eine Lanze für die einheimische Industrie, der er manche praktische Anweisung gibt, wie durch technologische Benutzung aller natürlichen Hilfsmittel der Nationalwohlstand zu fördern sei. Ferner beschrieb G. zuerst Knall- und Schmelzpulver. In vierzig größeren Schriften mit lateinischem Titel, aber deutschem Text, legte G. seine Beobachtungen nieder. Außer den schon genannten sei noch erwähnt die „Pharmacopea spagyrica“, in deren sieben Theilen und drei Anhängen er die Zubereitung medicinisch chemischer Präparate lehrt. Gesammelt wurden seine Werke 1715 unter dem Titel: „Glauberus concentratus“.

Kopp. Geschichte der Chemie.