Zum Inhalt springen

ADB:Greißing, Valentin von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Greißing, Valentin von“ von Eugen von Trauschenfels in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 635–636, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grei%C3%9Fing,_Valentin_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Greipel, Johann
Nächster>>>
Greitter, Matthäus
Band 9 (1879), S. 635–636 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Valentin von Greißing in der Wikipedia
Valentin von Greißing in Wikidata
GND-Nummer 124990002
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|635|636|Greißing, Valentin von|Eugen von Trauschenfels|ADB:Greißing, Valentin von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124990002}}    

Greißing: Valentin v. G., Philolog, wurde als Sohn des Senators Christoph v. G. im J. 1653 zu Kronstadt in Siebenbürgen geboren. Er erhielt am Gymnasium seiner Vaterstadt unter dem Rectorat des Johann Honterus, des Jüngeren, eines Urgroßenkels des siebenbürgischen Reformators gleichen Namens, seine erste Ausbildung. Dieser selbst ein tüchtiger Philolog und eifriger Lehrer dürfte auch die Neigung zu Sprachstudien in ihm geweckt haben. Zur Fortsetzung seiner Studien bezog er 1674 die Universität Wittenberg, wurde Magister der freien Künste und Philosophie, dann Adjunct an der philosophischen Facultät daselbst und später Lehrer am Gymnasium zu Stettin. Von den zahlreichen Disputationen, die er während seines Aufenthaltes in Wittenberg hielt, haben namentlich die „Excercitatio acdemica prior de Atheismo opposita inprimis Renato des Cartes et Matthiae Knutzen und „Exercitatio academica posterior de Atheismo“, Witebergae 1677, mannichfache Anerkennung, unter Anderen auch in Bayle’s Dictionnaire historique et critique, II. S. 1724 Note, gefunden. Am 12. April 1679 in die Heimath zurückgekehrt, wurde er am 7. Juli 1684 zum Rector des Gymnasiums in Kronstadt berufen. Mit den älteren Studenten des Gymnasiums hielt er theologische Disputationen, die unter dem Titel „Dispuatationes exegetico-polemicae in compendium librorum theologicorum Leonhardi Hutteri Coronae 1693 typis L. Seuleri“ in Druck erschienen sind und schrieb ein „Compendium metaphysicum“, nachdem er bereits während seines Lehramtes in Wittenberg und Stettin ein „Compendium Grammaticae Ebreae ex mente praecipuorum philologorum“ für seine Zuhörer verfaßt hatte. Sein Schüler, Martin Schmeizel, von 1731–1747 Professor an der Universität in Halle, rühmt von ihm: „in linguis orientalibus hat er eine starke forçe gehabt“. Die weiteste Verbreitung und meiste Anerkennung in den Kreisen der siebenbürgisch-sächsischen Schulmänner fand aber sein „Donatus latino-germanicus tyronum captui accomodatus oder Kinder-Donat, darinen die [636] angehenden Schulknaben bald nach gebrauchtem ABC-Buch zum rechten Aussprechen, Buchstabiren und Lesen, fürnemlich aber zum Decliniren und Conjugiren, dann zum Wortefügen, durch allerhand Exempel, Latein und Deutsch, aufs Vortheilhafteste und Deutlichste angeführt und zur Grammatik fort angewiesen werden, Coronae 1693“. Dieses Lehrbuch wurde in allen siebenbürgisch-sächsischen Schulen eingeführt und erschien neben vielfachen Nachdrucken in Hermannstadt noch im J. 1730 in Kronstadt in 5. Auflage. Ungewöhnlich häufiger und rascher Lehrerwechsel, schwere Partheikämpfe im Innern der Stadt, zumal aber der furchtbare Brand, der am 21. April 1689 fast ganz Kronstadt und auch die Schulen mit der reichen und kostbaren Bibliothek verzehrte, erschwerten die Entfaltung seiner segensreichen Thätigkeit. Dem wegen Schülermangel drohenden Eingehen des seit anderthalbhundert Jahren blühenden Gymnasiums begegnete auf Veranlassung des Stadtpfarrers Honterus und des Rectors G. der Magistrat durch die am 9. Mai 1689 den Studirenden ausgestellte „Versicherung“, „daß er eifrig darauf bedacht sein werde, … ordentlich für ihren Unterhalt zu sorgen“ und ihnen „bei ihrem späteren Abgang nicht blos mit Worten, sondern noch mit einem Reisegeld“ zu lohnen. Am 11. November 1694 wurde G. zum Pfarrer des Marktes Rosenau bei Kronstadt gewählt und starb am 17. Septbr. 1701 am Schlagflusse in Kronstadt. „Er war“ – nach der Schilderung Schmeizel’s – „ein fleißiger, stiller und sehr freundlicher Mann, aber von einer sehr zarten Leibesconstitution und beständig von dem Podagra geplagt.“

Joseph Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-litterärische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen, Kronstadt 1870, Gött, II. Bd. S. 30–33. Joseph Dück, Geschichte des Kronstädter Gymnasiums, Kronstadt 1845, Gött, S. 63–67. G. D. Teutsch, Geschichte des Schäßburger Gymnasiums, im Programm dieser Lehranstalt für 1852/3, S. 23–26.